Es läuft nicht alles nach Plan in der Branche der Flugzeugbauer. Die Auslieferung komplett neu konstruierter Maschinen kann sich immer wieder mal verzögern. Doch bei Bombardier treten die Startschwierigkeiten mit schöner Regelmäßigkeit auf. Eigentlich hätte der für zehn Passagiere ausgelegte Learjet 85 schon Ende 2013 in der Luft sein sollen. Vergangene Woche entschied das kanadische Unternehmen jedoch, die Entwicklung des Businessfliegers wegen zu schwacher Nachfrage vorerst zu stoppen. Nur vorübergehend, versicherte Bombardier-Chef Pierre Beaudoin. Sollte das Interesse der Kunden wieder anziehen, will der weltweit drittgrößte Flugzeugbauer das Prestigeprojekt erneut in Angriff nehmen. Das aber kann dauern, eine kräftige Erholung zeichnet sich bislang nicht ab. Immer noch leidet der Markt für Geschäftsreiseflugzeuge unter den Folgen der Finanzkrise.

Investoren reagierten enttäuscht, die Anleihekurse stürzten regelrecht ab. Mit dem bislang schnellsten Businessflieger in der Learjet-Reihe Bombardiers - 870 Stundenkilometer - wollte CEO Beaudoin den Umsatz kräftig steigern. Nun aber belastet der Entwicklungsstopp den Konzern mit 1,4 Milliarden Dollar.

Bombardier will nun Konzentration und Ressourcen ganz auf die Entwicklung der C-Series richten. Mit dem 110-Sitzer möchte der Konzern Boeing und Airbus Konkurrenz machen. Die Nachfrage von Fluggesellschaften wie United Airlines, Golf Air oder Odyssey Airlines sowie diverser Leasinggesellschaften wie Macquarie AirFinance ist groß. 243 Flugzeuge mit der Option auf 162 weitere sind schon bestellt. Die C-Series-Maschinen sind nicht nur sparsam im Treibstoffverbrauch. Sie ermöglichen es den Gesellschaften außerdem, die wachsende Nachfrage nach mehr Direktflügen zwischen kleineren Regionalflughäfen zu erfüllen. Pro Jahr will Bombardier 120 Maschinen der C-Series produzieren und zwischen fünf und acht Milliarden Dollar umsetzen.

Doch auch bei der C-Series läuft Bombardier Gefahr, den für Ende 2015 angepeilten Auslieferungstermin zu verpassen. Aufgrund von Triebwerksproblemen konnte im vergangenen Jahr die vorgesehene Stundenzahl von Probeflügen nicht erreicht werden. Muss die Testphase auch in diesem Jahr unterbrochen werden, dürften die Zweifel wachsen, dass Bombardier das Projekt noch lange finanzieren kann.

Die Nettoverschuldung ist mittlerweile auf über 5,7 Milliarden Dollar geklettert. Die Ratingagentur Moody’s, die Bombardiers Bonität bereits mit einem mäßigen "Ba3" einschätzt, erwägt eine weitere Herabstufung. Die Anleihe wäre dann mit "hochspekulativ" bewertet, ein Ausfall nicht mehr auszuschließen.

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Gute Nerven gefragt

Investoren, die die aktuelle Schwäche der Bondkurse zum Einstieg nutzen wollen, gehen einerseits ein extrem hohes Risiko ein. Andererseits winken ordentliche Gewinne, sollte Bombardier seine Ziele fristgerecht erreichen. Völlig auszuschließen ist dies nach der jüngsten Schwerpunktsetzung nicht. Für den Einstieg spricht zudem die Chance auf Währungsgewinne, der Bond notiert in US-Dollar. Dem Greenback wird im Vergleich zum Euro ein Höhenflug prognostiziert.