Die ökonomische Talfahrt Brasiliens hat anscheinend ihren Boden gefunden. Nach zwei Rezessionsjahren, in denen das Bruttoinlandsprodukt um 7,2 Prozent schrumpfte und die Arbeitslosigkeit auf über elf Prozent kletterte, prognostiziert Brasiliens Regierung für das laufende Jahr ein Plus von immerhin 0,5 Prozent. 2018 könne die Wirtschaftsleistung dann um 2,5 Prozent zulegen. Zudem erlaubte der Rückgang der Inflation der brasilianischen Notenbank, den Leitzins um zwei auf 12,25 Prozentpunkte zu senken.

Aus der Krise ist die siebtgrößte Volkswirtschaft aber noch lange nicht. Dazu bedarf es nicht zuletzt einer nachhaltigen Erholung der Rohstoffpreise. Um das allmählich wieder steigende Vertrauen der Anleiheinvestoren zu rechtfertigen und die Voraussetzungen für stabile Staatsfinanzen zu schaffen, sind mutige Reformen gefordert.

Staatspräsident Michel Temer, dessen Popularitätswerte auf nur noch zehn Prozent gesunken sind, ist dazu bereit. Als tickende Zeitbombe, die er dringend entschärfen muss, gilt das Rentensystem. Bislang können viele Brasilianer schon mit 54 Jahren in den Ruhestand gehen. Diese großzügige Regelung hat zur Folge, dass beispielsweise der Bundesstaat Rio schon jetzt mehr pensionierte Staatsbeamte bezahlen muss als aktive Mitarbeiter.

Insgesamt belaufen sich die staatlichen Rentenleistungen auf rund zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bleibt es so, steigt der Anteil bis 2060 auf unhaltbare 25 Prozent. Temer macht sich nun für ein Renteneintrittsalter von 65 Jahren stark.

Die Ratingagentur Moody’s sieht gute Chancen, dass die Reformen trotz der Proteste der Bevölkerung auf den Weg gebracht werden können. Sie hob vor Kurzem den Bonitätsausblick für brasilianische Staatsanleihen von "negativ" auf "stabil" an.