Die jüngste Akquisition des russischen Großbauern Ekosem Agrar, der von einer deutschen Holding geführt wird, ist ein Betrieb mit 1520 Rindern und einer Nutzfläche von knapp 3200 Hektar vor den Toren Sankt Petersburgs. Angesichts von rund 150 000 Rindern, von denen bereits 77 640 Milchkühe sind, und einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 554 000 Hektar - zweimal so groß wie das Saarland - sind das "Peanuts" im großen Ekosem-Reich. Doch der neue Betrieb hat große strategische Bedeutung.

Denn nun ist Ekosem nach neun anderen Regionen Russlands auch im Gebiet Leningrad vertreten. Sankt Petersburg ist die zweitgrößte Stadt Russlands - und hat enormen Bedarf an Milch und Milchprodukten. Bis Ende 2022 sollen deshalb dort zwei neue Milchviehanlagen gebaut werden, mit angeschlossener Molkerei. "Damit kommen wir unserem Ziel, der erste integrierte Hersteller von qualitativ hochwertigen Milchprodukten mit landesweiter Abdeckung zu werden, ein gutes Stück näher", erklärt Stefan Dürr, der neben der deutschen Staatsbürgerschaft auch die russische hat, von Präsident Wladimir ­Putin persönlich überreicht.

Dass Ekosem nach drei bereits laufenden Anleihen nun erneut Geld bei vornehmlich deutschen Investoren einsammelt, liegt an der "historischen Chance" (Dürr), nach dem größten Milchproduzenten des Landes nun auch einer der größten Milchverarbeiter zu werden. Noch sind die Preise für Agrarflächen günstig und die Märkte für Molkereiprodukte längst nicht besetzt. Und die Russen zahlen für Milch und Milchprodukte gern anständige Preise.

Zudem ist der relativ hohe Kupon für die Anleihegläubiger günstiger als Kredite bei russischen Banken. Dafür gibt es für die erfolgten Investitionen im Agrarbereich dann (noch) hohe Subventionen aus Moskau. Das sichert ein wenig gegen den sehr hohen Fremdkapitalanteil in der Eko­sem-Bilanz ab.