Ratingagenturen haben derzeit viel zu tun. Der globale ökonomische Stillstand zwingt sie, Kreditrisiken neu zu bewerten. Allein im März stufte S & P laut der Nachrichtenagentur Bloomberg in den USA die Bonität von 170 Unternehmen herab, Moody’s meldete bislang 180 Downgrades. Auch in Europa wurden zahlreiche Unternehmen herabgestuft und mit negativem Ausblick versehen. Experten erwarten, dass in den kommenden Wochen eine ganze Reihe von Unternehmen ihren Investment-Grade-Status verlieren und in den spekulativen Hochzinsmarkt abrutschen werden. Zugleich dürften Zahlungsausfälle zunehmen.

Stabiler Ausblick

Bei Nestlé, dem weltgrößten Nahrungsmittelkonzern, können Investoren dagegen relativ sicher sein, dass er seinen Finanzverpflichtungen weiterhin nachkommt. Auch wenn Nestlé seine Aktionäre immer wieder großzügig am Gewinn beteiligt und Unternehmen zukauft, hat hat das Management Kosten und Verbindlichkeiten im Blick. Im vergangenen Jahr reduzierte der Schweizer Konzern die Schulden um 2,8 Milliarden Euro. S & P stuft Nestlé mit der Investment-Grade-Note "AA-" ein, der Ausblick ist stabil.

Der mit einem Kupon von 1,50 Prozent neu aufgelegte Bond (siehe Kasten) eignet sich daher insbesondere für risikoaverse Investoren. Was sicherheitsorientierte Anleger zudem schätzen: Nestlé zählt zu den Profiteuren der Corona-Krise. Da in vielen Ländern Restaurants und Bars geschlossen sind und Millionen Menschen im Homeoffice arbeiten, zieht die Nachfrage nach Produkten des Unternehmens wie Nescafé, Nespresso, Wagner Tiefkühlpizza, Schöller Eis oder der "5 Minuten Terrine" von Maggi an. Und während andere Unternehmen Kurzarbeit eingeführt haben, sammeln die Nestlé-Mitarbeiter Überstunden an und freuen sich über Lohnerhöhungen.

Imagepflege

Grüne Investoren stehen einem Engagement bei Nestlé bislang meist ablehnend gegenüber. Der Konzern versucht nun, mit einer Nachhaltigkeitsoffensive zu punkten, und investiert in Start-up-Unternehmen, die sich auf Innovationen im Bereich Verpackungen konzentrieren. In fünf Jahren sollen 100 Prozent der Verpackungen recycelbar sein.