An düsteren Prognosen hat es nicht gemangelt. "Der Brexit würde wie eine Bombe in unsere Wirtschaft einschlagen", warnte zuletzt Premier David Cameron. Dennoch ist die Zustimmung für einen EU-Austritt Großbritanniens in den vergangenen Wochen stetig gewachsen. Sollte sich das Vote-Leave-Lager durchsetzen, dürfte der Druck auf das Pfund, aber auch auf den Euro, zunehmen. Dagegen werde die Norwegische Krone, wie schon während der Griechenland-Krise im Jahr 2011, als sicherer Hafen gesucht sein, prognostiziert die Nordea Bank.

Die Krone beziehungsweise Staatsanleihen Norwegens in lokaler Währung sind aber auch dann attraktiv, wenn die Briten in der EU bleiben. Aufwärtstendenzen sind klar zu erkennen. Mussten Anfang des Jahres noch 9,70 Kronen für einen Euro bezahlt werden, sind es derzeit nur noch 9,20 Kronen. Sollte der Ölpreis weiter steigen und Norwegens Zentralbank auf zusätzliche Zinssenkungen verzichten, könnte die Krone weiter an Wert gewinnen.

Über das Ziel hinaus



Das Szenario ist nicht unwahrscheinlich. Die U.S. Energy Information Administration rechnet im kommenden Jahr für die Nordseesorte Brent mit einem Barrelpreis von 76 Dollar. Auch die Wirtschaft kommt dank kräftiger Stimulierungsmaßnahmen wieder in Fahrt. Die Regierung hat fast 25 Milliarden Euro dem Staatsfonds entnommen und investiert unter anderem in Infrastrukturprojekte. 2016 wird das Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent, nächstes Jahr um 1,5 Prozent zulegen. Um den Aufschwung zu sichern, will Finanzministerin Siv Jensen zudem die Steuern senken.

Fraglich, ob es dann auch noch der Schützenhilfe seitens der Norges Bank bedarf. Norwegens Zentralbank hatte die Zinsen im März auf das Rekordtief von 0,5 Prozent gesenkt, auf ihrer jüngsten Sitzung verzichtete sie jedoch auf eine erneute geldpolitische Lockerung. Zwar will Notenbankchef Øystein Olsen weitere Zinsschritte nicht völlig ausschließen. Doch er muss auch die Inflationsrate im Auge behalten. Die stand im April bei 3,3 Prozent und damit über dem angestrebten Ziel von 2,5 Prozent.