Rumäniens neuer Finanzminister Florin Citu von der seit Kurzem das Land regierenden Nationalliberalen Partei übt scharfe Kritik an der von der PSD-Partei gestellten Vorgängerregierung. Diese habe dem Parlament in den vergangenen drei Jahren einen Staatsetat vorgelegt, der bei Weitem nicht der wahren Finanzlage entsprochen habe. Seinen Berechnungen zufolge weist der Haushalt in diesem Jahr ein Defizit von 4,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf. Die Vorgängerregierung war noch von einem Minus von 2,8 Prozent ausgegangen.

Investoren reagierten auf die neuen Zahlen zunächst nervös. Die Anleihekurse gaben nach. Der bis zum Jahr 2028 laufende Bond (siehe Kasten) notiert aktuell bei 108,48 Prozent. Vor drei Monaten stand er noch bei 115 Prozent.

Mutige Investoren nutzen den Kursverlust als Einstiegschance. Eine Rating-Herabstufung des mit 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldeten Landes droht vorerst nicht. Fitch bestätigte jüngst die Bonitätsnote "BBB-" mit stabilem Ausblick. Auch S & P sowie Moody’s haben bislang keine Änderungen ihrer Investment-Grade-Einschätzungen angekündigt.

Fitch mahnte jedoch umgehende Sparmaßnahmen an. Die Regierung ist dazu bereit. Minister Citu kündigte bereits Ausgabensenkungen unter anderem im Bildungsbereich an. An der noch von der Vorgängerregierung auf den Weg gebrachten Rentenerhöhung will die neue Regierung von Ministerpräsident Ludovic Orban dagegen festhalten. Voraussichtlich Ende kommenden Jahres finden Parlamentswahlen statt. Die Rücknahme der Reform würde Stimmen kosten.