Die Beziehungen zwischen der EU-Kommission und der Regierung in Budapest sind angespannt. Der harte Kurs des ungarischen Ministerpräsidenten Victor Orbán insbesondere in der Migrationspolitik, aber auch seine umstrittenen Mediengesetze sorgen für erheblichen Unmut in Brüssel. Auf Finanzmittel musste Orbán bislang dennoch nicht verzichten. Seit dem Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2010 hat die EU-Kommission rund 30 Milliarden Euro überwiesen. Doch der Ruf nach Sanktionen wird lauter. Unter anderem forderte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Fördergelder zu kürzen.

Noch sind die Investoren jedoch nicht beunruhigt. Das Land kann daher problemlos immer wieder neue Anleihen (siehe Kasten) am Kapitalmarkt platzieren, zumal die Ratingagentur S & P zuletzt im August sowohl die Investment-Grade-Note "BBB-" als auch den stabilen Ausblick bestätigt hat.

Auch die Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf. Nachdem im vergangenen Jahr nur ein Plus von 1,9 Prozent erzielt wurde, sollte die Wirtschaftsleistung in diesem und im kommenden Jahr um jeweils 3,5 Prozent zulegen. Für den Kauf sprechen auch die Bemühungen Ungarns, die Neuverschuldung unter den von der EU-Kommission geforderten drei Prozent zu halten. Aktuell beträgt das Haushaltsdefizit 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Einen Schwachpunkt gibt es allerdings. Ein großer Teil der sich auf 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts belaufenden Staatsverschuldung Ungarns wird durch Anleihen finanziert, die auf Euro oder Dollar lauten. Auch private Haushalte und Unternehmen haben Kredite in ausländischen Devisen aufgenommen. Sollte der Forint schwächeln, wird die Bedienung der Schulden teurer beziehungsweise leiden Konsum und Investitionen. Einen zu starken Forint kann sich das Land aber auch nicht leisten. Das würde dem Export schaden. Keine leichte Aufgabe für Ungarns Notenbank.