Christian Kullmann ist angetreten, um ein bereits gutes Unternehmen noch besser zu machen. Seit Mai steht der 47-jährige Manager an der Spitze des Spezialchemieunternehmens Evonik. In der Digitalisierung sieht er einen Weg, sein Ziel zu erreichen. In den kommenden drei Jahren will der Essener Konzern 100 Millionen Euro in neue Technologien investieren. Von der Innovationsoffensive, bei der Evonik unter anderem mit IBM zusammenarbeitet, verspricht sich Kullmann ein verbessertes Verständnis der Kundenwünsche. Auch den Forschungsbereich will er stärken und die Qualität der Mitarbeiter erhöhen.

Um Umsatz und Gewinn zu steigern und eines nicht allzu fernen Tages in den DAX aufzusteigen, setzt Evonik aber vor allem auf Akquisitionen. Bereits Ende vorigen Jahres einigte sich das Management auf die Übernahme des Silicageschäfts des US-Unternehmens J. M. Huber für 630 Millionen Euro. Der Deal, den die EU-Kommission unter Auflagen gebilligt hat, soll im Lauf des zweiten Halbjahres unter Dach und Fach gebracht werden.

Der Kauf ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Evonik stärkt damit zum einen seine Stellung auf dem US-Markt und in Asien. Zum anderen erweitert das Unternehmen den bisherigen Fokus seines Kieselsäuregeschäfts auf industrielle Anwendungen wie in der Reifenherstellung und rund um den Konsumgüterbereich, beispielsweise bei Zahncremes. Durch die Ergänzung der beiden Geschäftsfelder erwartet Evonik Synergieeffekte in Höhe von rund 17 Millionen Euro.

Stabiler Ausblick



Um die 630 Millionen Dollar Kaufpreis zu finanzieren, hat Evonik eine nachrangige Anleihe mit 50-jähriger Laufzeit aufgelegt. Ab 2022 kann der Hybridbond jährlich gekündigt werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Evonik gleich den ersten Termin nutzen, da der Bond dann nicht mehr auf das Eigenkapital angerechnet werden kann und somit der finanztechnische Vorteil verloren geht. Sollte der Call-Termin dennoch nicht genutzt werden, wird aus dem fixen Kupon ein variabler. Bis zum Kündigungstermin erhalten die Gläubiger jährlich 2,12 Prozent. Es ist der bisher niedrigste Kupon auf eine von einem Industrieunternehmen begebene Eurohybridanleihe. Ein Zahlungsausfall ist wenig wahrscheinlich. Moody’s beurteilt den Ausblick des Investment-Grade-Bonds mit "stabil".