BÖRSE ONLINE: Herr Valek, Der Kurs des Bitcoin befindet sich derzeit im Rückwärtsgang. Vergangene Woche kostete eine Einheit der Kryptowährung noch rund 6.400 US-Dollar, derzeit nur noch rund 4.000 Dollar. Eine normale Kursschwankung oder steckt doch mehr dahinter?


Mark Valek: Hohe Volatilität ist an sich bei Kryptowährungen nichts Neues. Trotzdem ist der neue Kursverfall bemerkenswert. Der Preis von Bitcoin blieb in den vergangenen Monaten stabil über 6.000 US-Dollar. Der neuerliche Fall ist zum Teil auf den Hash-Krieg zwischen Bitcoin Cash ABC und Bitcoin Cash SV zurückzuführen. Die gegnerischen Teams verkaufen ihre Bitcoin, um die starken Hash-Raten in den Netzwerken Bitcoin Cash ABC und Bitcoin Cash SV aufrechtzuerhalten. Sie wollen starke Hash-Raten beibehalten, um Doppelausgabenangriffe der Befürworter der gegnerischen Gabel abzuwenden.

Was könnte der Grund für die derzeitige Talfahrt sein?


Generell ist zu konstatieren, dass wir weiterhin in einem Bärenmarkt sind. Ein Indiz dafür ist, dass positive Nachrichten nicht zur Kenntnis genommen werden. Kurzfristiger Auslöser für die jetzige Talfahrt ist vermutlich, dass der Schöpfer von Bitcoin Cash Satoshis Vision (BCH SV), Dr. Craig Wright, auf diesem Twitter-Account gedroht hat, auf fallende Preise von Bitcoin zu setzen und gleichzeitig seinen gesamten Bitcoin zu verkaufen, so dass er den Preis von Bitcoin auf 1.000 Dollar drücken kann. Dr. Craig Wright behauptet, der Schöpfer von Bitcoin, Satoshi Nakamoto, zu sein, und er hat angedeutet, dass er zwischen 550.000 und 1 Million Bitcoin besitzt; jedoch hat er es in den vergangenen drei Jahren versäumt, diese Behauptung zu beweisen.

Nicht nur an den Kryptobörsen, auch an den klassischen Börsen ging es zuletzt deutlich nach unten, der Dax etwa nähert sich derzeit seinem Jahrestief. Sehen Sie einen Zusammenhang?


Ja, die Verbindung ist die schrumpfende Geldbasis des US-Dollar. Die Federal Reserve hat ausdrücklich erklärt, dass sie die Zinsen weiter anheben wird. Es wird erwartet, dass sie die Zinsen im Dezember wieder anheben. Restriktive Geldpolitik in den USA kann sich ebenfalls negativ auf Kryptowährungen auswirken.

Können sich die Kryptowährungen trotz des jüngsten Kurssturzes als neue Anlageklasse etablieren?


Der Kursverfall ist letztlich etwas Gesundendes. Es gab vergangenes Jahr viel zu viel Hype um die Anlageklasse. Dies hat sich in eine Vielzahl von ICOs niedergeschlagen. Start-up Unternehmen haben auf die Token Ökonomie zurückgegriffen, um die Euphorie zu nutzen und billige Finanzierungen zu erhalten. Die meisten dieser Token haben kein nachhaltiges Geschäftsmodel.

Vom Rekordhoch von Mitte Dezember bei rund 20.000 Dollar ist der Kurs meilenweit entfernt. Zwischenzeitlich hat sich der Kurs wieder stabilisiert, bevor er nun wieder weiter eingebrochen ist. Geht die Korrektur noch weiter?


Während die negativen Nachrichten für den Krypto Markt eingepreist werden wird zum Beispiel übersehen, dass die "Bakkt", eine Schwestergesellschaft der New York Stock Exchange ein großes Projekt für die Lagerung von Tokens realisiert. Institutionelle Investoren wird es ermöglicht Eigentümer von Bitcoin zu werden, ohne für die Verwahrung verantwortlich zu sein. Dies wird mittelfristig zu einer steigenden Nachfrage nach Bitcoin führen. Kurzfristig ist dies womöglich nicht so relevant. Hier rechnen wir mit weiterhin erhöhten Kursausschlägen.

Ist die Bitcoin-Blase mit dem jüngsten Kursrückgang geplatzt?


Aus unserer Sicht ist es ein Abbau einer extremem Übertreibung. Bitcoin funktioniert weiterhin als zensurresisite Datenbank. Es hat weiterhin Probleme bezüglich der Skalierbarkeit, an denen aber nach wie vor viele Programmierer arbeiten.

Zur Person: Mark Valek ist seit 2013 Partner bei der Vermögensverwaltung Incrementum in Liechtenstein. Er veröffentlicht quartalsweise den "Crypto Research Report" veröffentlicht, einen Schwesterbericht des bekannten "In Gold We Trust Reports".