Ausländische Investoren, die sich üblicherweise Lira auf dem Devisenmarkt besorgen, sind gezwungen zu verkaufen", sagte ein Börsianer. "Aus Anleihen ziehen sie sich ebenfalls zurück." Dies trieb die Rendite der bis 2030 laufenden türkischen Dollar-Bonds auf 8,122 von 7,764 Prozent. Die türkische Lira stand ebenfalls weiter Unter Druck.

Insidern zufolge leihen türkische Banken ausländischen Instituten vorerst keine Lira mehr. Sie wollten diese Praxis bis nach den Kommunalwahlen am Wochenende beibehalten. Daraufhin schoss der Zins für Lira-Übernachtkredite in London auf 700 Prozent. Vergangene Woche hatte er noch bei 22 Prozent gelegen. "Wir wissen nicht, ob beziehungsweise welche Anweisungen die Regierung oder die Zentralbank den Geschäftsbanken erteilt hat", sagte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose. Er wertete die aktuelle Entwicklung als mögliches Vorspiel für die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen. "Das wäre der Super-GAU für Kapitalzufuhr aus dem Ausland und damit auch für das Wirtschaftswachstum."

Am Devisenmarkt ging die Talfahrt der türkische Währung trotz verdeckter Eingriffe weiter. Der Kurs des Dollar stieg zeitweise auf ein Zwei-Monats-Hoch von 5,4522 Lira.

rtr