Zugleich weisen die Aufseher darauf hin, dass Libra etwa wegen der Ausgabe eigener Zahlungstoken mehr wäre als ein reines Zahlungssystem und deshalb zusätzlichen Anforderungen genügen müsste. "So müssten beispielsweise bankähnliche Risiken auch bankähnlichen Regulierungsanforderungen unterliegen", erklärte die Finma. "Eine Bewilligung als Zahlungssystem würde somit die Kombination der relevanten Anforderungen des Finanzmarktinfrastruktur- und Bankenrechts erlauben."

Die Finma reagierte auf eine Anfrage der Libra-Organisation. Die in Genf ansässige Libra Association hat bei der Behörde beantragt, den regulatorischen Status der Organisation und der Libra-Münze zu klären, und beabsichtigt nach eigenen Angaben, einen Antrag auf eine Lizenz als Zahlungssystem zu stellen. "Wir führen einen konstruktiven Dialog mit der Finma und sehen einen gangbaren Weg für ein Open-Source-Blockchain-Netzwerk zu einem regulierten, reibungsarmen und hochsicheren Zahlungssystem."

Politik und Notenbanken warnen - auch Aufseher unter Druck


Weltweit haben Notenbanken, Aufseher und Politiker starke Vorbehalte gegen Kryptowährungen wie Libra. Im Juli forderte die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G7), dass Digitalwährungen den höchsten Aufsichtsstandards genügen müssen und die Stabilität des Finanzsystems nicht gefährden dürfen.

Doch auch die Finma steht dem Anwalt Ronald Kogens zufolge unter Druck. "Jeder außerhalb der Schweiz wünscht sich, dass das Projekt in der Schweiz gut geregelt ist", erklärte der bei der Zürcher Kanzlei Froriep auf Kryptowährungen und Blockchain spezialisierte Anwalt. Am Dienstag hatte die im US-Finanzministerium zuständige Unterstaatssekretärin Sigal Mandelker bei einem Besuch in Bern von Kryptowährungen die höchsten Standards im Hinblick auf die Bekämpfung von Geldwäsche und Terror-Finanzierung gefordert.

Facebook will Libra in der ersten Hälfte des kommenden Jahres an den Start bringen. Das digitale Geld wird von Unternehmen wie Mastercard, PayPal und Spotify unterstützt. Wegen der potenziellen Zahl der Nutzer - bei Facebook sind etwa 2,4 Milliarden Menschen registriert - könnte Libra im internationalen Geldsystem langfristig eine wichtige Rolle spielen.

Facebooks Libra kann für Schwellenländer interessant sein


Die geplante Facebook-Währung Libra bietet dem Ifo-Institut zufolge den Bürgern in weniger entwickelten Staaten Vorteile. "In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern wird die Zentralbank als verlängerter Arm der Regierung missbraucht, was zu Inflation, Währungsabwertung und realer Entwertung von Sparvermögen führt", schrieb der Leiter der Ifo-Niederlassung Dresden, Marcel Thum, in einem am Mittwoch veröffentlichten Aufsatz. "Mit der Libra könnten sich die Bürger dieser Art der finanziellen Repression entziehen." Gerade die Ärmsten hätten in den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern keinen Zugang zum Finanzsystem. Sie müssten für Kredite horrende Zinsen oder hohe Gebühren für Auslandsüberweisungen zahlen.

Facebook verfolge seine Libra-Pläne aber nicht uneigennützig. "Wenn das System läuft, fallen Geldschöpfungsgewinne an", betonte Thum, der den Aufsatz zusammen mit Stefan Eichler, Professor für Internationale Monetäre Ökonomik an der TU Dresden, verfasst hat. "Denn die Libra Association kauft als Gegenwert für die Ausgabe unverzinslicher Libra verzinsliche Staatspapiere oder Bankeinlagen." Wertvoll seien auch die anfallenden Nutzerdaten. Denn es würden alle Transaktionen gespeichert. "Zahlungs- und Güterströme lassen sich damit ebenso analysieren wie die Zahlungsmoral von Kunden." Geschäftspotenzial biete auch der Aufbau eines digitalen Marktplatzes nach dem Vorbild von Amazon.

Facebook will Libra in der ersten Hälfte des kommenden Jahres an den Start bringen. Das digitale Geld wird von Unternehmen wie Mastercard, PayPal und Spotify unterstützt. Wegen der potenziellen Zahl der Nutzer - bei Facebook sind etwa 2,4 Milliarden registriert - könnte Libra im internationalen Geldsystem langfristig eine wichtige Rolle spielen. Notenbanken, Aufseher und Politiker haben allerdings starke Vorbehalte. Im Juli forderte die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G7), dass Digitalwährungen den höchsten Aufsichtsstandards genügen müssen und die Stabilität des Finanzsystems nicht gefährden dürfen.

rtr