Die Sambatrommeln sind verstummt, die rund 207 Millionen Einwohner Brasiliens finden wieder in das Alltagsleben zurück. Dieses gestaltet sich weit weniger euphorisch als der zu Ende gegangene Karneval. Die Arbeitslosenrate beträgt immerhin zwölf Prozent.

Anlass zu vorsichtigem Optimismus gibt es dennoch. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für das laufende und das kommende Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von über zwei Prozent. Zuletzt erreichte Lateinamerikas größte Volkswirtschaft derartige Wachstumszahlen im Jahr 2003. Das Plus reicht zwar nicht, um die Jobmisere schnell zu beenden. Doch der seit 1. Januar regierende Staatspräsident Jair Bolsonaro und sein neoliberaler Superminister Paulo Guedes sind fest entschlossen, unter anderem mit dem Verkauf von Staatsanteilen an Unternehmen und einem vereinfachten Steuersystem die Wirtschaft kräftig anzuschieben.

Der neue Kurs kommt bei den Investoren bislang gut an. Seit Anfang des Jahres hat der iShares MSCI Brazil um acht Prozent zugelegt. Der Exchange Traded Fund bildet die Wertentwicklung von aktuell 52 Aktien brasilianischer Unternehmen ab. Im ETF finden sich der Getränkehersteller Ambev, die Bank Itaú, der Ölkonzern Petrobras sowie der Rohstoffgigant Vale. Die Top-Ten-Titel zusammen sind im Index mit 60 Prozent gewichtet.

In den vergangenen Tagen haben sich Anleger jedoch zunächst einmal zu Gewinnmitnahmen entschlossen. Die Aussichten sind aber weiterhin positiv. Einer Reuters-Umfrage zufolge trauen institutionelle Investoren dem brasilianischen Leitindex Bovespa bis Ende des Jahres einen Anstieg auf 120 000 Punkte zu. Vom aktuellen Stand ausgehend entspricht dies einem Zuwachs von 23 Prozent.

Mehr Geld in Aktien



Ob die Prognose eintrifft, hängt unter anderem davon ab, ob Bolsonaro für seine Rentenreform, die er dem Parlament vor Kurzem vorgeschlagen hat, eine Mehrheit bekommt. Höhere Beiträge und ein verspäteter Eintritt ins Seniorendasein sollen den Staatshaushalt in den kommenden zehn Jahren um umgerechnet 237 Milliarden Euro entlasten. Die Maßnahme ist dringend erforderlich, um die rapide steigende Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Ziel von Bolsonaro und Guedes ist es auch, dass Brasilianer künftig mehr privat für das Alter vorsorgen. Die an private Pensionsfonds gezahlten Mittel dürften diese dann an der Börse in São Paulo investieren.