Amundi ist der größte Vermögensverwalter Europas. Und die Franzosen wollen weiter wachsen. Eine wichtige Rolle soll dabei die ETF-Sparte spielen, die von Fannie Wurtz gelenkt wird. Sie will das Anlagevolumen im Bereich ETFs, Index- und Smart-Beta- Produkte in den kommenden fünf Jahren auf 200 Milliarden Euro verdoppeln.

€uro am Sonntag: Wie ­wollen Sie Ihre ambitionierten Wachstumsziele schaffen?

Fannie Wurtz:

Das Wachstum soll sich auf drei Pfeiler stützen. Zum einen werden wir Vertrieb und Marketing verstärken. Unter anderem wird das deutsche Sales-Team vergrößert. Der zweite Pfeiler betrifft unsere ETF-Plattform selbst. Wir wollen unsere UCITS-regulierten Indexfonds auch nach Asien und Lateinamerika "exportieren". Unlängst haben wir eine ETF-Palette in Mexiko gelistet, wo eine starke Nachfrage nach diesen Produkten herrscht.

Was planen Sie noch?

Kurz gesagt: mehr Anlageex­perten, mehr Innovation, mehr maßgeschneiderte Lösungen. Dafür haben wir innerhalb unseres Investmentteams ein sogenanntes Solution-Team gegründet. Der dritte Pfeiler schließlich ist verstärktes Wachstum im Privatkundenmarkt. Das wollen wir unter anderem durch eine neue Palette an äußerst günstigen ETFs erreichen. Diese Produkte, die wir unter der Bezeichnung "Prime" anbieten, sollen Basisinvestments für ein diversifiziertes Portfolio liefern. Die neun ETFs kommen mit einer einheitlichen Kostenquote von 0,05 Prozent.

Basis-ETFs zu günstigen Kosten - klingt wie das, was Ihre Konkurrenten unter dem Begriff "Core ETFs" anbieten.

Wissen Sie, wir haben viele verschiedene Kunden. Für einige ist es wichtig, einem bekannten Index zu folgen. Für viele Privat­anleger jedoch spielt der Index keine große Rolle. Sie wollen einen ETF, der einfach zu verstehen ist, nachvollziehbar anlegt und mit dem sie günstig in den europäischen oder amerikanischen Aktien- und Bondmarkt investieren können. Ob Sie das nun "Core" nennen oder nicht, spielt keine Rolle. Am Ende ist das Kundenbedürfnis entscheidend. Für dieses Bedürfnis bieten die Produkte aus der Prime- Palette eine Lösung: extrem günstige ETFs, die keiner traditionellen Benchmark folgen.

Sondern?

Die ETFs bilden Indizes ab, die von Solactive, einem etablierten und kostengünstigen deutschen Anbieter, berechnet werden.

Welche Trends sehen Sie ­aktuell im ETF-Markt?

Ein großer Trend sind Anleihe-ETFs. Wir leben in einer Ära der Niedrigzinsen, zugleich verlangen die regulatorischen Vorgaben eine stärkere Kostentransparenz. Das sind gute Katalysatoren für börsennotierte Indexfonds, speziell im Bondsegment. In diese Gattung floss seit Jahresanfang das meiste Geld. Und auch wenn wir die vergangenen drei Jahre betrachten, sehen wir bei Anleihe-ETFs ein stetiges Wachstum.

Mit welchen Smart-Beta-Strategien sollten Anleger gut durch 2019 kommen?

Grundsätzlich sollten Portfolios gut diversifiziert sein. Doch im derzeitigen Umfeld halten wir zum einen Low-Volatility-Strategien für attraktiv. Damit setzt man bevorzugt auf die schwankungsärmsten Aktien eines Index. Zum anderen ist der Faktor "Quality" derzeit in unseren Portfolios übergewichtet. Das bedeutet einen speziellen Fokus auf Qualitätsunternehmen mit starken Bilanzen, hoher Profitabilität und so weiter. Beide Faktoren sollten sich als günstig erweisen in einem Umfeld, in dem jederzeit mit Marktturbulenzen zu rechnen ist.

Prime-ETFs:

Amundi bietet seit März eine Palette von fünf Aktien- und vier Renten-ETFs an, die mit einer Gesamtkostenquote von je 0,05 Prozent zu den günstig­s­ten je emittierten ETFs zählen.Die Indexfonds setzen auf ­Aktien weltweit, Eurozone, ­Europa, USA und Japan sowie auf Staatsanleihen globaler ­Industrieländer, Staatsanleihen Europa, Unternehmensanleihen (Investment Grade) Europa und US-Schatzanleihen. Sie beziehen sich auf Indizes des deutschen Anbieters Solactive.