Es war ein epochales Ereignis für Afrika, das vor fast genau einem Vierteljahrhundert rauschend gefeiert wurde. Am 26. April 1994 fanden die ersten freien und demokratischen Wahlen Südafrikas statt, das 150 Jahre unter der Apartheid gelitten hatte. Sie wurden zum Symbol für das Ende der weißen Kolonialherrschaft in Afrika.

Der große Gewinner war der ­African National Congress , kurz ANC, unter Nelson Mandela mit 63 Prozent der Stimmen. Ein Ergebnis, von dem die Regierungspartei heute nur noch träumen kann, wenn am kommenden Mittwoch das neue Parlament gewählt wird.

Glaube an Ramaphoria 2.0


Laut den letzten Umfragen sind nur noch 50 Prozent der Stimmberechtigten bereit, für den ANC mit Präsident Cyril ­Ramaphosa an der Spitze zu votieren. Es herrscht große Unzufriedenheit in der Bevölkerung: In Afrikas größter Volkswirtschaft ist die Arbeitslosigkeit extrem hoch, der Reichtum sehr ungleich verteilt und die Konjunktur lahmt seit Langem.

Nach Jahren der Misswirtschaft und politischen Querelen hat Ramaphosa erst im vergangenen Jahr seinen korrupten Vorgänger im Präsidentenamt, Jacob Zuma, ersetzt. Die großen Hoffnungen auf ein politisches und wirtschaftliches Comeback Südafrikas durch die neue Nummer 1 machte 2018 als "Ramaphoria" Schlagzeilen.

Kein Wunder also, dass viele in- und ausländische Anleger die Daumen drücken, dass der Mann, der es in der Bergbaubranche zum Millionär gebracht hat, sich am Wahlabend als großer Sieger feiern lassen kann. Sollte dem 66-Jährigen ein Überraschungscoup gelingen - ein Sieg mit 55 Prozent der Stimmen oder mehr -, dürften an der Börse in Johannesburg ebenfalls die Sektkorken knallen. Steht Ramaphosa doch für wirtschaftsliberale Reformen - ganz im Gegensatz zum extrem linken Flügel seiner Partei, der Umverteilung propagiert.

Zudem könnte der Präsident auch die marxistisch-leninistische ausgerichteten Economic Freedom Fighters (EFF) in Schach halten, die in den vergangenen Jahren an Zulauf gewonnen haben. Dies macht viele Investoren nervös, da die Partei für Verstaatlichungen und Enteignungen Stimmung macht.

"Wir glauben , dass in den Aktienkursen schon eine Menge negativer Nachrichten enthalten sind", erklärt Deanne Gorden von der Standard-Bank-­Tochter SBG Securities. "Ein starkes Wahlergebnis für den ANC und Ramaphosa würde dagegen den Weg frei machen für die Reformvorhaben des Präsidenten." Ramaphosa will Süd­afrika insbesondere für aus­ländische Kapitalgeber wieder attraktiver machen und dafür sorgen, dass das Land innerhalb von drei Jahren zu den 50 wirtschaftsfreundlichsten Nationen der Welt zählt. Dabei steht vor allem der erfolgreiche Umbau von staatlichen Verlustunternehmen wie dem Energiekonzern Eskom und South African Airways auf seiner Agenda.

Rückenwind erhält derweil die Wirtschaft und Börse Süd­afrikas vom Preisaufschwung vieler Rohstoffe. So stellen Minenkonzerne gleich acht der zehn besten Aktien im Leit­index JSE. Dieser legte in diesem Jahr bereits um rund zehn Prozent zu. Bei einem überzeugenden Sieg Ramaphosas könnten bis Jahresende weitere Gewinne von über zehn Prozent möglich sein, so Analystin Gordon.

Investor-Info

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Auf den Aufschwung setzen


Wer auf die südafrikanische Börse setzen will, fährt mit dem ETF Lyxor South Africa gut, wie die €uro-FondsNote 2 verrät. Dabei spielen Rohstoffwerte nicht wie erwartet die erste Geige. Bergbauwerte, speziell aus dem Edelmetallsektor, sind mit zehn Prozent im Index vertreten. Dagegen machen Kommunikationskonzerne über 40 Prozent des ETFs aus. Allein der Medienkonzern Naspers, das wertvollste Unternehmen Afrikas, ist mit 33 Prozent Anteil das Schwergewicht im Index.