Nach wie vor führt Japan bei Deutschlands Anlegern ein Schattendasein. Im Hinterkopf dürfte den meisten der jahrelange Bärenmarkt herumspuken. Allerdings ist er schon längst Geschichte und man kann schon seit einiger Zeit wieder viel Freude am japanischen Aktienmarkt haben. Nicht nur die Börse brummt wieder, sondern auch Japans Wirtschaft. Der Tankan-Geschäftsklimaindex der Bank of Japan (BoJ) kletterte im letzten Quartal des Jahres 2017 auf seinen höchsten Stand seit über 25 Jahren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im vierten Quartal 2017 um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal an. Dies ist das achte Quartal in Folge mit einem Zuwachs. Das ist eine Premiere - zumindest seit es offizielle Statistiken darüber gibt (dies ist erst seit Mitte der Neunzigerjahre der Fall). 2017 stieg das BIP immerhin um 1,6 Prozent. Das ist für japanische Verhältnisse außerordentlich hoch. Getrieben wurde das Wirtschaftswachstum vor allem vom privaten Konsum sowie der Investitionstätigkeit der Unternehmen.

Die Konsumfreude dürfte auch weiterhin anhalten, denn der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Die Arbeitslosenquote liegt bei 2,7 Prozent und auf jeden Bewerber entfallen 1,6 offene Stellen. "Die Gesamtvergütung hat ein 25-Jahre-Hoch erreicht und die Nachfrage nach Vollzeitkräften ist stärker als die nach Teilzeitkräften. Das Verbrauchervertrauen hat sich erholt und liegt wieder auf dem Niveau vor der Konsumsteuererhöhung im April 2014. Es dürfte sich 2018 zusammen mit der günstigen Arbeitsmarktlage weiter verbessern", sagt Yoko Otsuka. Sie ist Analystin bei Syz Asset Management. Ob nun auch die Aktienindizes das Jahr 2017 übertreffen werden, wird sich zeigen. Denn 2017 war für japanische Aktien ein außergewöhnlich gutes Jahr. "Trotz des stärkeren Yen gegenüber dem US-Dollar schnellte der Topix 2017 um 22 Prozent in die Höhe. Damit legte er zum sechsten Mal in Folge zu und verzeichnete sein zweitbestes Jahr seit 2005", weiß Otsuka.

Ungeachtet der gestiegen Kurse hält der Schweizer Assetmanager Syz die Fundamentaldaten börsennotierter Unternehmen für sehr gut, denn die Margen und Gewinne würden sich auf Höchstwerten befinden. Aufgrund der guten globalen Konjunktur wegen der starken chinesischen Nachfrage waren die Gewinne in den Sektoren IT, Grundstoffe und Industrie zuletzt besonders gut. "Die Konsensschätzung für die prognostizierten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten wurde im 17. Monat in Folge nach oben korrigiert", sagt Otsuka. Daher hält sie ein durchschnittliches Gewinnwachstum je Aktie von etwa acht Prozent für möglich. Inzwischen sind zwar die Bewertungen im Topix vom zuvor sehr niedrigen Niveau gestiegen, aber das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt etwa 15 und liegt damit fast auf dem höchsten Niveau seit dem Ende der globalen Finanzkrise. Das Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) liegt mit 1,45 laut Otsuka ebenfalls auf dem höchsten Stand seit einem Jahrzehnt. Im Vergleich zu US-Aktien ist dies jedoch günstig. Das KGV vom S & P 500 liegt deutlich über 20 und der Buchwert bei über drei.