Return - der Investmentkommentar von Björn Drescher

Was sagt Anteilinhabern des in Abwicklung befindlichen offenen Immobilienfonds SEB ImmoInvest die Übernahme der SEB Asset Management durch Savills und das Ausscheiden der SEB Vorstandsvorsitzenden Barbara Knoflach? Unter Umständen bedeuten die beiden Ereignisse nichts und die Dinge nehmen mehr oder weniger den gleichen Lauf, den sie auch ohne die Übernahme genommen hätten. Vielleicht ändern sich die Vorzeichen aber auch. Es lohnt sich, die Entwicklungen im Auge zu behalten.

Vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden wird aus SEB Asset Management und Cordea Savills im Sommer Savills Investment Management. Die schwedische SEB Gruppe trennt sich von ihrer deutschen Immobilientochter und verkauft sie für 21,5 Mio. Euro an den Londoner Immobiliendienstleister Savills, der damit dann auch die weitere Auflösung des in Abwicklung befindlichen Immobilienfonds SEB ImmoInvest verantwortet. Das Rest-Portfolio des Fonds umfasste zuletzt noch knapp vier Mrd. Euro und soll gemäß Frist der BaFin bis April 2017 vollständig veräußert werden.

Der Ankündigung der SEB in ihrer Pressemitteilung, die Vorstandsvorsitzende und Leiterin des Immobilien-Managements der SEB Asset Management Barbara Knoflach werde das Unternehmen im Zuge der Übernahme verlassen, folgte mehr oder weniger zeitgleich eine Verlautbarung der BNP Paribas Real Estate, in der das Unternehmen ankündigte, Frau Knoflach ab Sommer zum Global Head of Real Estate zu berufen.

Die Anteilinhaber des SEB ImmoInvest dürfen gespannt sein, was mit wechselnder Verantwortlichkeit nun schwerer ins Gewicht fällt: das gewonnene zusätzliche Netzwerk und die Immobilienkompetenz des Hauses Savills oder der Verlust der bisherigen Frontfrau, die in der Vergangenheit die Geschicke des Fonds erfolgreich lenkte und immer wieder für Überraschungen gut war.

Auf Seite 2: Die Geschicke liegen jetzt in anderen Händen



Knoflach baute den SEB ImmoInvest zu einem der größten und zwischenzeitlich Performance stärksten offenen Immobilienfonds auf und wagte als erste Managerin in der Krise während der Aussetzung der Anteilrücknahme eine Befragung der Anteilinhaber. Zudem erwies sich Knoflachs Entscheidung in der Folge, die Objekte des SEB ImmoInvest im Zuge der Auflösung nicht unter Druck zu veräußern, zumindest bisher im Sinne der Anteilinhaber. Und allem Anschein nach lag sie auch mit ihrer Strategie, die Objekte der aufzulösenden Fonds in Pakete geschnürt zu vermarkten, richtig. Ende vergangenen Jahres gelang es so beispielsweise noch acht Objekte des SEB ImmoInvest zusammen für 677 Mio. Euro zu veräußern. Für den Mai ist eine Sonderausschüttung geplant.

In wieweit es im Zuge dieser und anderer Entscheidungen, wie es Frau Knoflach oftmals andeutete, am Ende gelungen wäre, den einstmals sieben Mrd. Euro großen Fonds mehr oder weniger ergebnisneutral aufzulösen, werden wir allerdings nun nicht mehr erfahren können. Die Geschicke liegen jetzt in anderen Händen, die für den Fall sich verschärfender Probleme immer von einem "schweren Erbe" sprechen könnten. Hier wird sich zeigen müssen, wie erfolgreich das Restportfolio, insbesondere das verbliebene Klumpenrisiko am Potsdamer Platz gehandelt werden kann.

Die Erfahrung lehrt ferner, dass die Integration von Unternehmen Kräfte bindet. In diesem Fall übernimmt erschwerend eine in Deutschland noch kleine, bislang ausschließlich institutionell ausgerichtete Einheit eine ungleich größere Gesellschaft, die noch dazu stärker auf Publikumsfonds ausgerichtet war. Es bleibt abzuwarten, inwieweit das gelingen wird, ohne dass die Abwicklung des SEB ImmoInvest darunter leidet.

So oder so wird sich zeigen, ob die Anteilinhaber des SEB ImmoInvest bei Savills wirklich in so professionellen und guten Händen aufgehoben sind, wie es Savills CEO Justin O´Conner anlässlich der Ankündigung der Übernahme formulierte. Der Börsenkurs des ausgesetzten SEB ImmoInvest blieb von den Veränderungen zunächst erst einmal unbeeindruckt.

Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de).