Welche Risiken immer noch in Schwellenländern schlummern, hat die vorvergangene Woche eindrücklich gezeigt. Nachdem sich nun auch der "neue" brasilianische Staatspräsident Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sah, stürzten die Börse und auch der brasilianische Real ab.

Das Paradoxe daran: Michel Temer kam vor neun Monaten nur an die Macht, weil seine Vorgängerin Dilma Rousseff aufgrund von Korruption den Hut nehmen musste. Schmiergeldzahlungen scheinen dort zum Alltag zu gehören.

Allerdings ist dies nicht neu. Das zeigen die Analyseergebnisse von Nachhaltigkeitsfonds. Dominik Benedikt von Erste Asset Management hat daher bereits JBS - den größten Fleischproduzenten der Welt - 2016 aus seinen Fonds ausgeschlossen. JBS war nun der Auslöser des Skandals Temer. Ebenso hat seine ESG-Analyse bereits 2014 die ausufernden Korruptionsrisiken bei Petrobras und Odebrecht aufs Tablett gebracht.

Gleichwohl gehen Beobachter nicht davon aus, dass Temer aufgrund der Vorwürfe zurücktreten muss. Allerdings ist die Position des als Reformer angetretenen Präsidenten nun geschwächt, und es ist fraglich, ob er die geplante Rentenreform und fiskalische Verbesserungen noch umsetzen kann.

Aus diesem Grund ist etwa auch James Syme, Manager des JOHCM Global Emerging Markets Opportunities Fund, der Meinung, dass die politische Situation in Brasilien problematisch ist, "die wirtschaftliche Erholung auf tönernen Füßen steht und die Rückkoppelungen zwischen beiden Bereichen ein signifikantes Risiko darstellen".

Wegen der Risiken sind Brasiliens Aktien auch recht preiswert zu haben. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt für 2017 lediglich elf. Zum Vergleich: Der MSCI Emerging Markets hat ein KGV von etwa 15 und der MSCI World von 21.