Die Schwankungen am deutschen Aktienmarkt nehmen zu. Vergangene Woche verlor der DAX deutlich, Anfang dieser Woche erholte sich das Börsenbarometer wieder. Unter dem Strich haben Anleger seit Jahresanfang kein Geld verdient. Für Martin Wirth ist die steigende Volatilität keine Überraschung. "Es herrscht viel Gegenwind", sagt der Manager des auf unterbewertete Aktien fokussierten FPM Funds Stockpicker Germany All Cap. Zu den Belastungsfaktoren zählt Wirth unter anderem den stärkeren Euro, der die Exportchancen deutscher Unternehmen schmälern kann. Auch die näher rückende Zinswende sowie die Sorge vor globalen Handelshemmnissen habe die Stimmung der Investoren getrübt und sie veranlasst, Gewinne mitzunehmen.

Keinesfalls aber hält Wirth deutsche Aktien - trotz der langen Aufschwungphase in den vergangenen Jahren - für zu teuer. "Der DAX-Kursindex, der Dividenden nicht berücksichtigt, ist noch weit von seinem Allzeithoch entfernt", konstatiert der Value-Investor. Wirth will daher den Abschwung zum Einstieg beziehungsweise zur Verstärkung von Positionen nutzen. Denn das Jahr 2018 sollte der DAX mit einem Plus beenden. Chancen sieht er insbesondere bei deutschen Autowerten wie Volkswagen. "Der Konzern wird von Anlegern aufgrund der Abgasmanipulationen gemieden. Doch die damit einhergehenden Risiken werden überschätzt." So schade der Skandal Wirths Ansicht nach jedenfalls nicht dem Auslandsgeschäft. Tatsächlich verkauften die Wolfsburger im vergangenen Jahr 10,4 Millionen Fahrzeuge weltweit. Das Rekordergebnis könnte 2018 noch einmal übertroffen werden.

Dennoch weist die Aktie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2018 von unter sechs auf. Diskrepanzen zwischen Bewertung und realen Ergebnissen zeigten sich auch bei Daimler und BMW. Die Autokonzerne lieferten weiterhin "fantastische Ergebnisse" und seien durchaus in der Lage, die technologischen Herausforderungen im Bereich E-Mobilität zu meistern.

Ausreichende Risikovorsorge



Zu negativ beurteilten Wirths Meinung nach Anleger auch die Commerzbank: "Seit vier Jahren liefert das Management exakt das, was der Markt verlangt." Die Probleme seien weitgehend gelöst, nur der Aktienkurs spiegle das nicht wider. Eine weitere Aktie erfüllt das Investmentkriterium des Fonds von einer Unterbewertung von mindestens zehn Prozent: Heidelberger Druck. "Das Unternehmen macht im Transformationsprozess hin zu einem digitalen Technologiekonzern gute Fortschritte. Gleichzeitig wurden Schulden abgebaut." Die Anleger hätten dies aber noch nicht realisiert.

Wirth analysiert jedoch nicht nur die Bewertungen. Er hält zudem sehr engen Kontakt zu Deutschlands Firmenlenkern. Dem Anspruch der Risikoverminderung werde der nur deutsche Aktien enthaltende Fonds so durchaus gerecht. "Bloß aus geografischen Diversifizierungsgründen ein ausländisches Unternehmen zu kaufen, das man aber nicht kennt, bringt kein Mehr an Sicherheit."