von Julia Groß, Euro am Sonntag

Die britischen Königin ­Elizabeth II. sprach 1992 von ihrem "Annus horribilis", ihrem "schrecklichen Jahr", als zwei ihrer vier Kinder sich scheiden ließen und Schloss Windsor teilweise abbrannte. Bill Gross, der zwar nicht adelig ist, aber vom US-Wirtschaftsmagazin "Fortune" einst zum "Bond-König" ernannt wurde, dürfte über das Jahr 2018 ein ähnlich schlechtes Urteil fällen.

Denn ihm laufen die Investoren in Scharen davon. Das verwaltete Vermögen in Gross’ Janus Henderson Global Uncon­strained Bond Fund ist unter die Grenze von einer Milliarde Dollar gerutscht. Damit hat der Fonds seit Februar 2018 fast 1,3 Milliarden Dollar verloren. Obwohl auch Gross selbst und seine Familie rund 150 Millionen abgezogen haben sollen, dürfte die Investmentlegende mittlerweile der größte verbliebene Anteilseigner sein.

Es ist ein spektakulärer Fall für den 74-jährigen Gross. Bis zu seinem Ausstieg bei der von ihm mitbegründeten Investment­gesellschaft Pimco im September 2014 verwaltete er dort ein Vermögen von 300 Milliarden Dollar im Pimco Global Bond Fonds, also 300-mal so viel wie jetzt. Bei Pimco ging er im Streit, wechselte zum Wettbewerber Janus, um dort ein von der Strategie her ganz ähnliches Port­folio zu managen.

Gründlich verspekuliert

An seine früheren Erfolge konnte Gross dabei jedoch nicht mehr anschließen. Im vergangenen Jahr verspekulierte er sich mit der Annahme, der Zinsabstand (Spread) zwischen deutschen und US-Staatsanleihen würde sich deutlich verringern. "Er lag falsch, und zwar richtig falsch", sagte Janus-Henderson- CEO Richard Weil. Tatsächlich blieb die Performance des Unconstrained-Bond-Fonds deutlich hinter Gross’ früherem, von neuen Managern weitergeführtem Pimco-Fonds, aber auch anderen Portfolios der Kategorie zurück.

Gross’ Misere spiegelt auch die grundlegenden Probleme von Anleihemanagern wider, im aktuellen Umfeld Geld zu verdienen. Es ist kein Zufall, dass so viele Fondsgesellschaften in den vergangenen Jahren auf "Unconstrained"- oder "Total Return"-Strategien setzen: Von möglichst wenig Vorschriften eingeengt, soll ein - häufig sehr bekannter - Manager möglichst hohe Gewinne erzielen. Die Manager stehen entsprechend unter Druck, nicht immer ist völlig transparent, was für Wetten sie eingehen. Unter anderem wegen Fehlern beim Risikomanagement flog im vergangenen September der Anleihefondsmanager Tim Haywood bei GAM raus. Seine Fonds werden liquidiert, der Vorstand musste gehen, das gesamte Unternehmen ist in Schieflage geraten.

Wer Alternativen zu Gross’ Fonds sucht, trifft mit seinem "alten" Fonds Pimco Global Bond (ISIN: IE 00B 11X Z21 0) eine gute Wahl. Seit Jahren erfolgreich fährt auch Michael Hasenstab mit dem Templeton Global Bond (LU 015 298 049 5), allerdings mit erheblichem Schwellenländeranteil.