Der Erfolg von Warren Buffett inspiriert nicht nur private Anleger. Viele Profis folgen ebenfalls mehr oder weniger streng den Regeln des legendären US-Investors. Für Anleger gibt es zum Beispiel zahlreiche Fonds, die von den Ideen Buffetts beeinflusst sind.

Die €uro-Redaktion hat vier solche Produkte ausgesucht, die Buffetts Anlageprinzipien bei der Auswahl ihrer Investments berücksichtigen. Mit dem Acatis Gané Value Event Fonds und dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen haben wir uns für zwei Mischfonds entschieden. Dazu kommen zwei reine Aktienprodukte: der Wagner & Florack Unternehmerfonds sowie der passive VanEck Morningstar US Wide Moat ETF. Jeder der Fonds weicht an verschiedenen Stellen von Buffett ab.

Inspiriert, aber nicht gleich. Uwe Rathausky, einer der beiden Fondsmanager des Acatis Gané Value Event Fonds, findet, Buffetts Aussagen und Schriften seien ein Vermächtnis, ein Leitfaden für kluge Entscheidungen. "Man sollte ihn als Lehrer ansehen und versuchen, seine Gedanken als Fundament für die Entwicklung eines eigenen Wegs zu nutzen." Der Stil bei Gané sei neben Buffett auch noch von anderen Investmentgrößen wie Philip A. Fisher, Charlie Munger und Seth Klarman entscheidend beeinflusst.


BUFFETTS WEISHEITEN

  "Investiere nur in Firmen, die auch ein Vollidiot leiten kann, denn eines Tages wird genau das passieren!"  

Auch wenn Warren Buffett bald seinen 90. Geburtstag feiert und schon lange investiert: Aus der Zeit gefallen scheinen seine Prinzipien nicht zu sein. Gerade durch die Verwerfungen der aktuellen Wirtschaftskrise zeige sich, dass der Buffett-Stil noch zeitgemäß sei, meint Frank Fischer. Er managt den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. "Nur ein wirtschaftlich nachhaltig geführtes Unternehmen - das ist der Kern der Anlageprinzipien - wird auch nach der Krise noch seine Marktposition behaupten können oder diese unter Umständen sogar ausbauen."

Auch das Team um Dominikus Wagner, das den Wagner & Florack Unternehmerfonds verwaltet, glaubt an den Ansatz von Warren Buffett und Charlie Munger. "Ihr Stil bedeutet für uns: Kaufe gute Firmen, zahle nicht zu viel und mache deine Hausaufgaben, analysiere also das Geschäftsmodell und die Bilanzen mit kritischem, unternehmerischem Verstand. Das wird immer zeitgemäß sein und langfristig hohe Performance bei gleichzeitig sehr hoher, langfristiger Investitionssicherheit mit sich bringen", sagt Wagner.

Die vier Fonds unterscheiden sich dennoch von der Buffett-Holding Berkshire Hathaway. Zum Beispiel darin, in welche Unternehmen und Branchen sie investieren, wie groß die Firmen sind, in die das Vermögen der Anleger fließt, oder wo der geografische Schwerpunkt der Investments liegt. Dabei weichen aber nicht alle vier Fonds in all diesen Punkten ab.

Der VanEck-ETF, der wie Buffett seinen Fokus auf Unternehmen aus den Vereinigten Staaten hat, ist dafür noch auf eine weitere Weise anders: Buffett investiert fast nur aktiv. Der ETF ist dagegen ein passives Produkt. "Er folgt dem Morningstar-Index, der aufgrund klar definierter Anlagekriterien und nicht durch aktive Anlageentscheidungen eines Fondsmanagers beeinflussbar ist", erklärt Dominik Schmaus, Produktmanager ETFs bei VanEck.

 
€URO-EMPFEHLUNGEN

ACATIS GANÉ VALUE EVENT FONDS


Warren Buffett hat uns aufgezeigt, dass ein großartiges Unternehmen über einen lang­ fristigen Wachstumspfad und einen bestän­ digen ‚Burggraben‘ verfügen sollte, der seine exzellente Kapitalrendite schützt", sagt Uwe Rathausky, der mit Henrik Muhle den welt­ weit investierenden Mischfonds Acatis Gané Value Event managt. Sie suchen günstig be­wertete Unternehmen mit Geschäftsmodel­ len, die nachhaltig sind, langfristige Wettbe­ werbsvorteile haben und die Firmen viel Geld verdienen lassen. Zudem achten sie darauf, ob positive Ereignisse dazu beitragen kön­ nen, den Wert zu steigern. 71 Prozent des Fondsvermögens stecken derzeit in Aktien, neun Prozent in Anleihen, der Rest ist Liquidi­tät. Großes Gewicht haben Plattformfirmen wie Amazon, Microsoft, Alphabet, Apple, SAP oder Wix.com. Auch Dividendenaktien wie Allianz, Bayer, Munich Re oder Rio Tinto sind stark vertreten. Buffetts Berkshire hat der­ zeit einen Anteil von gut sechs Prozent. Bei den Aktien machen Firmen aus den USA und Deutschland zusammen etwa die Hälfte aus.

FRANKFURTER AKTIENFONDS FÜR STIFTUNGEN


Auch beim Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist das Value Investing nach Buffett Programm. Der Fokus des Mischfonds liegt auf kleinen und mittleren Unternehmen vor allem aus Europa, die hohe Dividenden zahlen. Wichtige Nebenbedingung: kein Kapital zu verlieren, sagt Manager Frank Fischer. Bevorzugt werden Firmen, die familien- oder eigentümergeführt sind, da sie meist langfristige Ziele verfolgen. Mit den kleineren Firmen und einer breiteren Branchenaufstellung etwa weicht der Fonds von Buffett ab. Gut die Hälfte des Vermögens, das in Aktien steckt, ist derzeit in Papiere aus Europa angelegt. Zuletzt war der Fonds zu zwei Dritteln in Aktien investiert. 15 Prozent machten Aktienabsicherungen aus, etwa fünf Prozent Gold, der Rest war Cash. Top-Position ist derzeit Berkshire. Zuletzt war der Fonds schwach, die Wertentwicklung über zehn Jahre kann sich mit gut 100 Prozent aber sehen lassen.

VANECK MORNINGSTAR US WIDE MOAT ETF


Mit dem VanEck Morningstar US Wide Moat ETF investieren Anleger ausschließlich in Aktien. Der ETF bildet den Morningstar Wide Moat Focus Index ab. Für den Index wählt Morningstar US-Unternehmen aus, die sogenannte Burggräben haben und günstig bewertet sind. Solche Wettbewerbsvorteile können nach Morningstar etwa Kostenvorteile und Netzwerkeffekte sein oder hohe Wechselkosten, die Kunden in Kauf nehmen müssten, würden sie den Anbieter wechseln. Auch eine bekannte Marke, Patente oder behördliche Lizenzen zählen dazu. Apple etwa, in das Buffett stark investiert ist, qualifiziert sich derzeit nicht für den Index, da der langfristige Wettbewerbsvorteil laut Morningstar nicht so groß ist. Im Juli listete VanEck den Morningstar Global Wide Moat ETF (ISIN: IE 00B L0B MZ8 9) an der Deutschen Börse, über den Anleger auch weltweit in solche Firmen investieren können.

WAGNER & FLORACK UNTERNEHMENSFONDS


Wir orientieren uns an den Investmentprinzipien von Warren Buffett und Charlie Munger", sagt Dominikus Wagner, der gemeinsam mit einem Team den Aktienfonds Wagner & Florack Unternehmerfonds managt. Sie investieren langfristig und analysieRen die Geschäftsmodelle und Bilanzen der Firmen "ausschließlich aus einem rein unternehmerischen Blickwinkel". Dafür sucht das Team Unternehmen, die stetig Geld verdienen, beständig wachsen, günstig sind und nachhaltige Wettbewerbsvorteile haben. Oberste Prämisse: langfristig kein Geld verlieren. Das Portfolio unterscheidet sich stark von dem von Berkshire Hathaway. Das Management investiert mehr außerhalb der USA und auch in kleinere Firmen. Banken, Versicherungen und Fluggesellschaften lässt es generell außen vor. Die Sektoren mit dem meisten Gewicht sind derzeit Konsum- und Investitionsgüter sowie der Techsektor.