In diesem Jahr feiert der DAX als das Maß für die Entwicklung deutscher Aktien seinen 30. Geburtstag. Am 1. Juli 1988 wurde er eingeführt, wobei er per 31.12.1987 auf 1000 Punkte normiert wurde. Seit Auflegung hat er pro Jahr im Durchschnitt eine Rendite von rund neun Prozent gebracht, trotz aller Krisen und Rückschläge wie das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 oder den Ausbruch der Finanzkrise 2008, wie Christoph Berger erinnert. Berger managt seit exakt einem Jahr, seit 1. Juni 2017, den Concentra, den deutschen Flaggschifffonds von Allianz Global Investors.

Der Concentra wurde im März 1956 aufgelegt, damals durch die Fondsgesellschaft DIT der Dresdner Bank, und existiert damit schon deutlich länger als der DAX. Gleichwohl misst sich auch der Concentra am DAX, der für ihn die Benchmark darstellt. Seit Auflegung vor 62 Jahren schaffte der Allianz-Fonds einen Wertzuwachs von rund 20.000 Prozent, was bedeutet, dass ein Investment von umgerechnet 1000 Euro zur Fondsauflegung inzwischen auf gut 200.000 Euro angewachsen wäre (per 30.04.2018). Pro Jahr legte der deutsche Aktienfonds in dieser Zeit im Durchschnitt 8,91 Prozent zu. Im kürzerfristigen Vergleich mit dem DAX hatte er jeweils die Nase vorn. So brachte es der Index für die 30 wichtigsten deutschen Aktien in den vergangenen fünf Jahren auf einen Anstieg von 9,71 Prozent p.a., der Concentra kam indes auf 10,71 Prozent p.a. Der Lohn für diese Leistung ist Euro-FondsNote 1.

"Als aktiver Fondsmanager ist die Indexzugehörigkeit eines Unternehmens für uns nicht ausschlaggebend, denn wir wählen gezielt Unternehmen aus, die attraktive Entwicklungschancen und Bewertungen aufweisen, und vermeiden solche, bei denen uns Geschäftsmodell und Gewinndynamik nicht überzeugen", erklärt Berger die Abweichungen seines Fonds vom Index. "Das bedeutet, dass wir einzelne DAX-Werte auch gar nicht im Portfolio halten oder deutlich über- bzw. untergewichten und auch Nebenwerte beimischen." Er pickt sich die Branchen und Unternehmen heraus, die das gewünschte Potenzial versprechen und gewichtet diese entsprechend. Das Anlageziel lautet, "auf langfristige Sicht Kapitalwachstum zu erwirtschaften", wobei der Fokus auf nachhaltige Wachstumsaktien gerichtet ist - und auf "strukturelle Trends", wie der Fondsmanager betont.

Seine strukturellen Trends gehen in Richtung Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Industrie 4.0, Plattformökonomie, Elektromobilität oder autonomes Fahren, an denen man sehr gut über deutsche Aktien teilhaben könne, so Berger. Beispiel Autoindustrie! "Dort sind drei große strukturelle Trends deutlich ersichtlich: Elektromobilität, autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen wie Uber oder Drive Now", erklärt er. Bei genauerer Betrachtung sei indes zu erkennen, dass etwa bei der Elektromobilität die deutschen Autokonzerne einen großen Teil der Wertschöpfung verlören, weil sie den Elektromotor und auch die Batterie leicht bei Fremdherstellern einkaufen können. Beim autonomen Fahren wiederum kämen viele Entwicklungen aus anderen Bereichen - wobei die Zulieferer von den neuen Systemen mehr profitieren würden als der Hersteller.

Vom dritten Trend schließlich, den neuen Mobilitätskonzepten - weg vom eigenen Fahrzeug - würden die Hersteller "zunächst nicht profitieren, allerdings mittelfristig mit hohem Aufwand versuchen, daran zu partizipieren". Für Berger und sein Team heißt das, dass sie gegebenenfalls in die Aktien der Hersteller investieren, aber unter den Papieren von Zulieferern durchaus attraktivere fänden, die von allen drei Trends profitieren. "Die großen Hersteller sehen zwar auf Basis der Kurs-Gewinn-Verhältnisse günstig aus", so Berger. "Ich achte aber mehr auf das Verhältnis von Kurs zu freiem Cashflow, den Unternehmen für Investitionen brauchen. Einige Hersteller erwirtschaften trotz sehr hoher Gewinne nicht viel mehr Free-Cashflow als für die Dividendenausschüttungen benötigt wird."

Im Portfolio des 2,4 Milliarden Euro schweren Concentra spielen zurzeit die Branchen IT, Konsum und Gesundheitswesen die größte Rolle. Bei den Einzeltiteln sind es SAP, Infineon, Conti, Fresenius und Bayer. Die Volatilität liegt auf Sicht von fünf Jahren bei unter 15 Prozent, was für ein verhältnismäßig moderates Risiko steht, und die aktuelle Dividendenrendite beträgt 2,09 Prozent. Das ist nicht unwesentlich, denn nach Berechnung der AllianzGI-Analysten haben Dividenden seit 1988 kumuliert mehr als die Hälfte der Gesamt-Performance des DAX ausgemacht.

Insofern hält Berger die Skepsis vieler Anleger, die sich fragen, ob es jetzt noch lohnt, in deutsche Aktien einzusteigen, für verfehlt. Er hält den deutschen Markt im Vergleich zu anderen Anlageklassen nach wie vor für attraktiv, sowohl was die Bewertungen angeht als auch hinsichtlich der Gewinnerwartungen bei deutschen Unternehmen. "Die Unternehmensgewinne dürften sich weiterhin positiv entwickeln", sagt er. "Zwar kann es immer wieder Phasen mit größeren Kursschwankungen geben, aber insgesamt dürfte das Umfeld für deutsche Aktien im kommenden Jahr vor dem Hintergrund der anhaltend lockeren Geldpolitik der Zentralbanken und der robusten Konjunktur der Weltwirtschaft günstig bleiben."

Apropos Geldpolitik: "Die EZB hat deutschen Aktien in den vergangenen Jahren viel Rückenwind gegeben", räumt Berger ein. Doch jetzt beginne die EZB den Ausstieg aus dem "quantitative easing" und werde das Anleihekaufprogramm zurückfahren. "Der Pfad ist ja bis September vorgezeichnet", sagt er, "was danach kommt, müssen wir abwarten." Eine Zinserhöhung werde es erst 2019 geben - und das von einem niedrigen Niveau. Berger: "Der starke Rückenwind wird weniger. Aber Gegenwind? Das ist noch zu früh, es so zu bezeichnen."

Ein anderes, gravierend erscheinendes Problem, den drohenden Handelskrieg mit den USA, nimmt Berger ebenfalls relativ gelassen: "Die politischen Risiken haben zugenommen - das ist unstrittig. Aber nur wenige politische Risiken haben auch starke ökonomische Auswirkungen. Und wenn, dann meistens nur temporär. Deswegen hat die grundsätzlich positive ökonomische Entwicklung in den vergangenen Jahren und Monaten die politischen Risiken überlagert." Sein Credo: "Langfristig betrachtet hat es nie geholfen, ein Portfolio an politischen Risiken auszurichten." Er zieht es auch weiterhin vor, auf die Marktdaten und mehr noch die einzelnen Unternehmen zu reflektieren.

"Wir sind optimistisch", sagt der Fondsmanager und ergänzt, "das ist kein Zweckoptimismus sondern basiert auf einer realistischen Einschätzung der Datenlage." Natürlich müsse er seine positive Sicht immer wieder hinterfragen und beobachte hierzu alle möglichen Risiken - und könne schnell reagieren. "Ich will nicht ausschließen, dass der Dax in einer negativen Übertreibung um 1000 Punkte fallen könnte." Das Ende des positiven Marktzyklusses mag er aber keineswegs einläuten. "Warnsignale wären für mich eine deutliche Zunahme bei Übernahmen und Fusionen oder eine Vielzahl von Neuemissionen, die keine Gewinne machen und extrem hoch bewertet sind", mahnt er. "Bisher habe ich aber noch keine Asset-Blase gefunden, die so groß ist, dass sie die gesamte Konjunkturentwicklung kippen könnte - so etwas wie die Immobilienblase in den USA 2007/2008." Übertragen auf ein Fußballspiel sind wir aber auf jeden Fall in der zweiten Halbzeit, wie er betont, nur, ob in der 65., 70. oder 85. Minute, das sei schwer zu sagen.

Der Concentra (ISIN: DE0008475005) wurde am 26. März 1956 aufgelegt und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro (per 30.04.2018). Der Note-1-Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von derzeit 5,0 Prozent angeboten, die Gesamtkostenbelastung (TER) liegt bei 1,79 Prozent, wozu noch ein Erfolgshonorar in Höhe von 20 Prozent des Mehrertrags gegenüber dem DAX kommt. Die anfallenden ordentlichen Erträge des Fonds werden regelmäßig ausgeschüttet.