€uro am Sonntag: Herr ­Irmak, wie hat sich das Portfolio des Digital Leaders Fund seit Start im März 2018 verändert?

Baki Irmak:

Die Titel sind nahezu identisch, nur die Gewichtungen haben wir angepasst. Einige der Digital Enabler wie The Trade Desk, Twilio und Mongo DB haben über 300 Prozent zugelegt, sodass wir die Gewichtungen deutlich runtergefahren haben. Auch Disney, Mastercard oder Paypal waren schon im Startportfolio. Wir haben zudem einige chinesische Unternehmen beigemischt, nachdem der Bewertungsabschlag gegenüber US-Titeln deutlich zugenommen hat. Vereinzelt haben wir Unternehmen verkauft, wie Hortonworks nach der Fusion mit Cloudera, und extrem wählerisch auch neue Investitionen getätigt. Unser Portfolio atmet, allerdings viel ruhiger als vergleichbare Fonds.

Gibt es Branchen oder Themen, die stark vertreten sind?

Wir lieben Unternehmen mit steigenden, wiederkehrenden Erträgen. Der Anteil Cloud-basierter Software-as-a-Service-Firmen, die auf Subskriptionsumsätze bauen, ist sehr hoch. Entgegen mancher Darstellung sind wir kein Technologiefonds. Der Branchenanteil von Technologie ist weniger als 50 Prozent. Bei Branchen würde ich zudem Kommunikationsdienste hervorheben. Hier sind wir unter anderem mit Disney, Facebook und Alphabet stark investiert.

Der Fonds hat derzeit rund 13 Prozent Cash. Warum?

Das Fondsvolumen ist noch niedrig. Die Marktausschläge sind sehr hoch. Wir möchten nicht in eine Situation geraten, in der wir gezwungen sind, zu verkaufen. Allerdings haben wir derzeit fast täglich Nettomittelzuflüsse. Perspektivisch wollen wir 100 Prozent investiert sein.

Wie schätzen Sie Risiken und Bewertungen des Markts ein?

Wir schauen nicht auf den Markt und die Bewertungen im Allgemeinen. Wir glauben, dass erstklassige Unternehmen mit vernünftiger Bewertung in jedem Markt gekauft werden können, insbesondere wenn ihre Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter funktionieren. Aktuell reagieren Anleger im Rahmen der Quartalszahlen extrem nervös auf geringe Abweichungen von Konsensschätzungen. Manche Titel auf unserer Watchlist werden dann endlich investierbar.

Einer der Topwerte ist Porsche. Wo liegt dort das digitale Gen?

Der Einfluss von Technologie wird kurzfristig meist über- und langfristig unterschätzt, besonders dort, wo physikalische Gesetze wirken wie in der Autoindustrie. Als wir gestartet sind, haben wir nicht auf die astronomisch teure Tesla-Aktie gesetzt, sondern auf Porsche, somit auch auf VW, zur großen Verwunderung von vielen. Wir glauben daran, dass der VW-Konzern den technologischen Rückstand auf Tesla dank seiner Finanzkraft aufholen und eine gute Rolle auch in der E-Mobilität der Zukunft spielen kann.

Welche Rolle spielt das ­Risikomanagement?

Der Fonds investiert in drei Kategorien von Unternehmen: Digital Transformation Leaders, Digital Business Leaders und Digital Enablers. Während Firmen der ersten Kategorie sehr substanzhaltige Unternehmen sind, die man eher zu den Value-Titeln zählen würde, sind die Digital ­Enabler High-Growth-Unternehmen. Die einzigartige Mischung führt zu einem günstigen Risiko-­Rendite-Profil. Daneben lassen wir uns nicht von Kennzahlen beeindrucken, die bilanziell große Spielräume zulassen, sondern setzen auf robuste Kennzahlen wie Umsatzentwicklung und Free-Cashflow-Marge. Das Bonitätsrisiko ist sehr niedrig, wir sind nicht auf der Jagd nach Turn­around-Werten. Liquiditätsrisiken sind auch limitiert, da wir nur in Unternehmen mit Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Dollar investieren.

Was erwarten Sie vom Fonds auf Sicht von drei bis fünf Jahren?

Wir wollen weiter eine deutlich bessere Rendite erzielen als ein passives Investment in den MSCI World. Wenn das gelingt, wird der Fonds weiter wachsen. Die Botschaft unseres Fonds, nämlich in die Gewinner des digitalen Zeitalters zu investieren, ist einfach. Die meisten Menschen empfinden diese epochalen Umwälzungen in Echtzeit als anstrengend. Sie wollen und können diese Geschwindigkeit nicht mitgehen. Geld kann es.