Der DWS Vermögensbildung I ist ein Urgestein in der deutschen Fondslandschaft. 1970 aufgelegt, avancierte er unter der Führung von Klaus Kaldemorgen zum Verkaufsschlager. Unzählige Anleger wagten mit ihm den Einstieg in den globalen Aktienmarkt. Doch ab 2007 lief es nicht mehr rund bei dem Flaggschiff. Anfang 2012 war er gar auf FondsNote 4 abgerutscht.

Im März 2013 die Zäsur: Andre Köttner, bis dato beim Konkurrenten Union Investment für den weltweiten Aktienfonds UniGlobal zuständig, übernahm das Ruder beim Vermögensbildung I. Und er zögerte nicht lang, das Portfolio nach seinen Vorstellungen umzubauen. Mit Erfolg. Seit wenigen Wochen trägt der Aktienklassiker wieder FondsNote 2. Damit zieht er mit dem DWS Akkumula gleich, den Köttner ebenfalls managt.

Herr Köttner, nach Ihrem Amtsantritt beim Vermögensbildung I haben Sie den Fonds innerhalb weniger Wochen umgebaut. Warum diese Eile?
Ich wollte rasch ein Portfolio haben, von dem ich überzeugt bin. Alles andere funktioniert nicht.

Wie viele Leute unterstützen Sie bei Ihrer Arbeit?
Ich habe in Frankfurt ein enges Team von zehn Mitarbeitern, kann aber insgesamt auf 100 Leute zugreifen, die rund um den Globus verteilt sind.

Nutzen Sie diese Möglichkeit?
Ja, natürlich. Ich bin jetzt seit rund zwei Jahren im Haus und weiß zu schätzen, dass bei den internationalen Ansprechpartnern eine gewisse Kontinuität herrscht. Nur wenn das Personal nicht alle Jahre wechselt, entwickelt sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

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Sie sind bekannt als Stock-Picker, suchen also attraktive Einzelwerte ohne Rücksicht auf Branchen und Regionen. Insgesamt ist Ihr Portfolio aber so strukturiert, dass sich die Länder- und Branchengewichtung am Weltaktienindex MSCI World orientiert. Warum dieses Vorgehen?
Das ist Teil der Risikosteuerung. Ich möchte zum Beispiel keine aktive Wette bei Währungen eingehen. Dazu habe ich schlicht keine Meinung. Denn als Mathematiker weiß ich: Bei mehr als zwei Variablen in einer Gleichung kommt man zu keinem Ergebnis. Und Währungen werden von vielen Variablen bestimmt.

Mit welchen Investitionen tut sich der Mathematiker Köttner noch schwer?


Mischkonzerne wie General Electric sind kaum zu analysieren und kommen bei mir nicht ins Portfolio. Ebenso Investmentbanken. Deren Bilanzen können auf vielerlei Weise gestaltet sein, so dass ich alles und nichts herauslesen kann.

Sie haben aber doch Finanztitel im Portfolio?


Ja, aber ich setze eher auf Institute, die klassisches Bankgeschäft betreiben. Die finde ich in den Schwellenländern. Dort bezahlen die Kunden noch für ihr Girokonto. Aber auch Banken in den USA zählen dazu, denn dort ist die Branche nach der Finanzkrise stark konsolidiert und wie in Europa auch reguliert. Das ist übrigens auch ein Weg für mich, auf den Finanzsektor zu setzen: Indem ich Softwarefirmen kaufe, deren Produkte im Rahmen zunehmender Regulierung gebraucht werden.

Welcher Typ von Unternehmen gefällt Ihnen generell?


Ich mag Firmen wie den Zahnpastahersteller Colgate-Palmolive. Er hat eine hohe operative Marge, einen Weltmarktanteil von 30 Prozent und ein aktives Management, das immer wieder die Kosten kürzt.

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Fonds-Info



DWS Vermögensbildung I

Andre Köttner hat den weltweit anlegenden Fondsklassiker seit seinem Amtsantritt im März 2013 breiter aufgestellt. Statt wie sein Vorgänger Klaus Kaldemorgen rund 80 Aktien, hält Köttner im Schnitt 160 Einzelwerte im Portfolio. In der Regel ist Köttner voll investiert und baut keine hohen Cash-Positionen auf. Er investiert gleichermaßen in Substanz- wie in Wachstumswerte. Der Schwerpunkt liegt auf hochkapitalisierten Unternehmen, sogenannten Large Caps, wie Google, Nestlé oder Roche. Bei der Ländergewichtung im 7,2 Milliarden Euro schweren Portfolio weicht Köttner um maximal fünf Prozent, im Fall von US-Aktien um maximal zehn Prozent von seinem Vergleichsindex, dem MSCI World, ab.