Wer Anleihen aus Schwellenländern besitzt, hat gute Tage hinter sich. Seit Mitte Januar 2016 zogen die Bondkurse dort deutlich an. Auch der EdR Emerging Bonds von Edmond de Rothschild Asset Management profitierte davon (siehe auch Fondsmusterdepots). Etliche Anleger dürften jedoch zusammenzucken, wüssten sie, worin Fondsmanager Jean-Jacques Durand investiert. Seine größte Position sind Anleihen aus Venezuela. Sie machen 21 Prozent seines Portfolios aus. Ausgerechnet Venezuela, mag man einwenden. Ein Land, das unter politischen Wirren leidet und dessen sozialistischer Präsident seinen Bürgern derzeit zeitweise den Strom abstellen muss.

Durand kennt diese Probleme. "Das Land hat über Jahre zu wenig in seine Infrastruktur investiert", sagt der Franzose, der eine deutsche Mutter hat und daher passabel deutsch spricht. Durand schaut jedoch auf Aspekte, die für ihn wichtiger sind. "Venezuela ist das einzige Land in Lateinamerika, das seine Schulden bislang immer bedient hat", sagt er. Denn das Land könne und wolle seine Kredite zurückzahlen. Zwar schließt Durand nicht aus, dass dem Land am Ende dieses Jahres die Liquidität ausgehe. "Venezuela würde sich dann aber rasch mit seinen Gläubigern einigen, weil es sich einen langwierigen Konflikt mit ihnen nicht leisten kann", ist er überzeugt. Daher böten Venezuela-Anleihen mehr Chancen als Risiken. Andere Investoren sind da skeptischer. Daher notieren zehnjährige US-Dollar-Anleihen des Landes zum Beispiel nicht nahe bei 100 Dollar, sondern bei 42 Dollar. Dahinter steckt die Angst vor einem Zahlungsausfall. Solche Situationen ziehen Durand jedoch an.

Das Beispiel Venezuela ist daher typisch für seinen Anlagestil. Auch in Argentinien und der Ukraine ist er investiert. "Wir suchen chancenreiche Investments, die für manche exotisch oder ungewöhnlich erscheinen mögen", sagt er. Bisweilen sei dies schmerzhaft. Tatsächlich schwankt der EdR Emerging Bonds erheblich stärker als andere Emerging-Markets-Bond-Fonds, die überwiegend auf Hartwährungsanleihen setzen. "Für unseren antizyklischen Anlagestil werden wir jedoch mit überdurchschnittlich hohen Renditen entschädigt", sagt Durand. Geduldige Anleger würden daher belohnt. Das belegen die Zahlen eindrucksvoll. Von Anfang Oktober 2011 bis Ende April 2016 legte die institutionelle Tranche des EdR Emerging Bonds um 69 Prozent zu.

Durand sieht sich allerdings nicht als Hasardeur. Bieten sich nur geringe Chancen am Markt, hält er auch mal 40 Prozent Cash. Das war beispielsweise im September 2012 der Fall. Derzeit hält er vier Prozent Cash und sichert die Hälfte des Portfolios über Credit Default Swaps (CDS) gegen eine China-Krise ab.