Viele Anlagestrategen zeigen sich für die kommenden Monate optimistisch. Wer als Anleger dennoch etwas vorsichtiger agieren und dabei zugleich die Chancen am Aktien­markt nicht verpassen möchte, sollte einen Blick auf die Assetklasse Wandelanleihen werfen; auf Englisch werden die Papiere Convertible Bonds genannt.

Als Faustregel gilt: Ein Port­folio aus Wandelanleihen macht zwei Drittel der Aufwärtsbewegung mit, wenn die Kurse am Aktienmarkt steigen. Geht es mit den Aktiennotierungen abwärts, vollzieht das Wandlerportfolio aber lediglich ein Drittel dieser Abwärtsbewegung nach.

Gut zu beobachten war dieses Verhalten, das die Investment­experten asymmetrisch nennen, auch in den vergangenen Monaten wieder. Als die Aktienkurse im letzten Quartal 2018 massiv nachgaben, hielten sich Wandelanleiheindizes wesentlich besser. Und mit der Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten seit Anfang 2019 legten auch die Wandelanleihen deutlich zu - aber eben nicht ganz so kräftig wie die Aktien.

Abfedernder Effekt


Wandler können während der Laufzeit zum festgelegten Verhältnis in Aktien des Emittenten getauscht werden. Anleger können auf diese Weise von steigenden Aktienkursen profitieren. Entwickelt sich die Aktie nicht wie erhofft, halten Anleger die Anleihe bis Fälligkeit und kassieren bis dahin die Zinsen. Wegen der Tauschoption geben sich Anleger bei Wandelanleihen mit niedrigeren Zinsen zufrieden als bei normalen Bonds.

Der Kurs einer Wandelanleihe hängt somit vom Aktienmarkt ab, aber auch vom Rentenmarkt. Zudem spielt die Volatilität an der Börse eine Rolle: Bei zunehmenden Marktschwankungen wächst der Wert der Optionskomponente des Wandlers. Dieser Effekt federt die Kursrückgänge bei einer Wandelanleihe ab, wenn es zu Turbulenzen an den Börsen kommt. Das von Anlegern gewünschte asymmetrische Verhalten zeigen Wandel­anleihen indes nur in einer bestimmten Bandbreite des Kurses. Ist der Kurs des Wandlers zu hoch, hat er das Chance-Risiko-­Profil einer Aktie. Bei zu niedrigem Kurs verhält sich der Wandler wie eine normale Anleihe.

Aufschluss darüber, wie sich ein Convertible Bond verhält, gibt das Delta: Je niedriger diese Kennzahl, desto ähnlicher ist die Wandelanleihe einer normalen Anleihe. Und je höher die Kennzahl, desto mehr verhält sich die Wandelanleihe wie eine Aktie. Die Asymmetrie ist bei Werten von 0,4 bis 0,6 am größten. Beträgt das Delta 1,0, entwickeln sich die Kurse von Aktie und Wandelanleihe eines Unternehmens im Gleichlauf.

Diese üblicherweise im Fact Sheet von Wandelanleihefonds zu findende Kennzahl gibt An­legern auch Aufschluss darüber, wie offensiv oder defensiv die jeweiligen Fondsmanager agieren. Ein Investment über Fonds bietet sich für Privatanleger bei Wandelanleihen schon wegen der oftmals hohen Anleihe­stückelungen von 100.000 Euro an. Zudem sind die Bedingungen der Papiere komplex, ebenso wie die Preisfindung.

Hoher US-Anteil


Der im ausgewogenen Fonds-Musterdepot von €uro am Sonntag enthaltene Franklin Global Convertible Securities Fund weist derzeit ein Delta von 0,51 aus. Regional haben im Portfolio - wie bei global anlegenden Wandlerfonds üblich - die USA mit 66 Prozent ein großes Gewicht, vor Deutschland mit acht und China mit fünf Prozent. Bei den Branchen spielen IT mit 31 Prozent, Gesundheitswesen mit 18 und zyklische Konsumgüter mit zwölf Prozent die größte Rolle.

Bewährter Wandlerfonds:


Der Fonds hat im laufenden Jahr bereits rund 19 Prozent an Wert zugelegt. In den vergangenen fünf Jahren brachte er Anlegern im Schnitt eine Rendite von circa zehn Prozent per annum.