Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Per 15. September 2017 stellten die Fonds-Analysten der Rating-Gesellschaft Morningstar die Bewertung des Ethna-Aktiv ein und entzogen dem vormaligen Vorzeigefonds des Hauses Ethenea das qualitative Rating. Als Begründung gaben die Experten an, dass sie bezweifeln, dass die vergangenen Ergebnisse "angesichts des hohen Fondsvolumens und der Veränderungen im Team und im Investmentansatz ohne weiteres wiederholbar sind".

Die Kritik von Morningstar ist hart - für die Leser von Börse online indes nicht unerwartet. Aufgrund des zuletzt schwachen Abschneidens des Fonds relativ zu seinen Konkurrenten sowie zu dem für ihn relevanten Marktsegment war der Ethna-Aktiv zuletzt nur noch mit Euro-FondsNote 4 bewertet. Ein klarer Hinweis für eine unterdurchschnittliche Managementleistung. Die Performancezahlen machen das deutlich: Seit Auflegung im Februar 2002 weist die ausschüttende Version des Ethna-Aktiv (A) einen durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs von brutto 6,56 Prozent aus (per 30.09.2017). In den vergangenen fünf Jahren legte er demgegenüber kumuliert um 14,89 Prozent zu - im Durchschnitt der letzten fünf Jahre also nur 2,81 Prozent. Insbesondere das Jahr 2015 sowie auch die ersten Wochen in 2016 waren von Anlageverlusten gekennzeichnet.

Da die erlittenen Wertverluste im Widerspruch zu der erklärten Anlagestrategie stehen, das Kapital der Anleger zu sichern, haben diese bereits auf ihre Art reagiert - und im großen Stil verkauft. Während das kumulierte Fondsvermögen aller Anteilsklassen des Ethna-Aktiv Ende 2015 noch stolze 11,7 Milliarden Euro betrug, war dieses bis Ende 2016 auf 7,3 Milliarden abgeschmolzen. Per Ende September 2017 zählte Ethenea gar noch 6,17 Milliarden Euro.

Inzwischen hat Fondsanbieter Ethenea auf die Aktion von Morningstar reagiert und eine Neuausrichtung der Anlagestrategie verkündet. So soll die taktische von der strategischen Komponente des Anlagemanagements künftig stärker getrennt werden. Außerdem wolle man zusätzliche Instrumente zur Absicherung einsetzen, "um flexibler reagieren zu können", wie Ethenea-Portfolio-Manager Thomas Herbert betont. Hintergrund ist, dass die Fondsmanager einerseits 2015 hohe Verluste einfuhren und dann Anfang 2016 zum falschen Zeitpunkt aus dem Markt ausgestiegen sind. In Befürchtung eines Crashs und um den Fonds vor weiteren Verlusten zu schützen, sei man ausgestiegen - und habe dadurch die einsetzende Kurserholung verpasst. Derartige (Fehl-)Entwicklungen sollen nach Herberts Vorstellungen künftig möglichst vermieden werden.

Weitere Kritikpunkte von Morningstar lauten, dass die neuen Mitglieder im Management-Team nicht an die Erfolge der Fondsgründer Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo anknüpfen könnten und die Fondsgebühren zu hoch seien. Tatsächlich befindet sich der Fonds mit laufenden jährlichen Kosten in Höhe von 1,83 Prozent im oberen Bereich der Konkurrenz. Zumal zusätzlich noch ein Erfolgshonorar in Höhe von bis zu 20 Prozent auf den Teil der Jahreserträge anfällt, der über 5,0 Prozent hinausgeht. 2015 und 2016 ist bezeichnenderweise kein Erfolgshonorar angefallen, aber 2014 schlug es mit insgesamt 56 Millionen Euro zu Buche, zusätzlich zu einer Verwaltungsvergütung von 122 Millionen Euro (bei einem Fondsvermögen von 9,2 Milliarden Euro per 31.12.2014). 2016 wiederum belastete Ethenea den Ethna-Aktiv mit einer Verwaltungsvergütung in Höhe von rund 148 Millionen Euro, bei einem Fondsvermögen per Jahresende von 7,3 Milliarden Euro.

Auf Seite 2: Gezieltes Management und breite Diversifizierung haltenVolatilität niedrig



Die Verantwortlichen des Ethna-Aktiv dürften somit alle Hände voll zu tun haben, den einstigen Vorzeigefonds wieder auf Spur zu bringen und - wichtiger noch - das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Eine Gebührensenkung wäre das eine, vorzeigbare Anlageerfolge das andere. Dabei stehen dem aktiv gemanagten Mischfonds im Prinzip viele Möglichkeiten offen. Schließlich dürfen die Manager sowohl in Anleihen und Geldmarktinstrumente als auch bis zu 49 Prozent des Fondsvermögens in Aktien investieren. Dabei sollen einerseits die aktuelle Situation an den Finanzmärkten und andererseits auch künftige Entwicklungen berücksichtigt werden. Nach eigenem Bekunden verfolgen die Manager eine "flexible und ausgewogene Anlagestrategie", die auf Anleger zugeschnitten ist, für die Stabilität, Werterhalt und Liquidität des Fondsvermögens von Relevanz sind "und die außerdem einen angemessenen Wertzuwachs erzielen möchten".

Um dies zu erreichen, erstellen die Fondsmanager fortlaufend Marktanalysen und Prognosen, auf deren Basis sie zeitnah ihre Anlageentscheidungen anpassen können. Ausgangspunkt des Entscheidungsprozesses ist wiederum "eine systematische makroökonomische Top-Down-Analyse". Diesem Ansatz liegen nicht einzelne und unternehmensspezifische Daten zugrunde, wie die Ethenea-Macher betonen, sondern volkswirtschaftliche und politische Faktoren - "insbesondere das Wirtschaftswachstum, die Inflation oder die Funktionalität der Transaktionsmechanismen". Darauf aufbauend definieren die Portfoliomanager die gewünschte Allokation für die einzelnen Anlageklassen.

Eine besondere Rolle beim Fondsmanagement kommt der Volatilität zu. "Bei Ethenea sind wir der Ansicht, dass die reine Volatilität einer Anlage dem Investor keine zusätzliche Rendite, sondern nur mehr Unsicherheit bringt", lautet eine Maxime. "Was haben wir davon, wenn ein Anleger sein Geld halbiert, dann wieder verdoppelt und in der Zwischenzeit durch die Hölle gegangen ist?", so die rhetorische Frage. Empirische Untersuchungen würden zeigen, dass Renditen von Investments mit niedriger Volatilität über einen längeren Zeitraum hinweg nicht zwingend unter den Erträgen solcher mit hoher Volatilität liegen müssen. Diese Anomalie, die dem traditionell angenommenen Verhältnis von Rendite und Risiko widerspreche, sei keineswegs neu. "Ein guter Grund also, um sich intensiv mit der Kontrolle der Volatilität zu beschäftigen, die erheblich durch die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen beeinflusst wird."

Und wie halten die Fondsmanager die Volatilität niedrig? "Dieses Ziel erreichen wir unter anderem durch gezieltes Management der verschiedenen Risiken sowie durch eine breite Diversifizierung des Portfolios auf unterschiedliche Anlageklassen." In den vergangenen 12 Monaten lag die annualisierte Volatilität dementsprechend bei niedrigen 2,73 Prozent - und somit ganz klar im Plan. Und die Performance?

Hinsichtlich des weiteren Ausblicks zeigt sich das Ethenea-Management hier durchaus positiv. Abgesehen von vereinzelten Eintrübungen würden die jüngsten Konjunkturdaten einen recht günstigen Konjunkturausblick erwarten lassen. Die Normalisierung der geldpolitischen Maßnahmen wird wiederum sehr zögerlich erwartet, sodass die Zinsen nicht "ungeordnet" ansteigen sollten. Das Auslaufen der derzeitigen geldpolitischen Lockerung in Form von Anleihekäufen sehen die Ethenea-Analysten erst im Sommer/Herbst 2018, den Zeitpunkt für erste Zinsanhebungen entsprechend später. Gleichwohl seien unerwartete Ereignisse niemals auszuschließen und auch das Ende des derzeitigen Börsenbooms werde irgendwann einsetzen. Um darauf vorbereitet zu sein, verfolgt das Ethna-Team täglich die entsprechenden Konjunkturdaten.

Den Ethna-Aktiv gibt es als ausschüttende (A; ISIN: LU0136412771) und als thesaurierende Variante (T; ISIN: LU0431139764) sowie in weiteren Variationen und verschiedenen Währungen. Der Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 3,0 Prozent angeboten. Die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,83 Prozent. Zudem wird ein Erfolgshonorar von bis zu 20 Prozent des Jahresertrags erhoben, der über 5,0 Prozent hinausgeht (sofern vorherige Wertminderungen ausgeglichen wurden = High Water Mark). Ursprünglich war der Ethna-Aktiv auf europäische Investments konzentriert, doch seit Anfang 2015 ist diese Beschränkung entfallen und das frühere "E" aus dem Fondsnamen gestrichen.