Die Welt der Vermögensverwaltung ist im Umbruch. Das wird auch den Protagonisten der Branche immer klarer. Zum Beispiel Andreas Utermann, dem Chef von Allianz Global Investors (AGI). Vor wenigen Tagen enthüllte ein Report, den die AGI in Auftrag gegeben hatte, dass nur 23 Prozent von insgesamt 500 befragten institutionellen Investoren denken, aktives Vermögensmanagement sei seine Kosten wert.

"Dieser Report ist ein Weckruf für die aktiven Vermögensverwalter, die noch nicht sehen, wie grundlegend sich unsere Branche verändert", konstatierte Utermann. Ein Umdenken sei nötig, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. "Nur dann können sich Asset-Manager in einem überfüllten und sich konsolidierenden Markt abheben und erfolgreich sein", so der AGI-Chef.

Der Vermögensverwalter des Versicherungsriesen Allianz hat allen Grund, nervös zu sein. Mit einem Anlagevermögen von mehr als 500 Milliarden Euro zählt er europaweit zwar zu den größten Adressen, doch die Asset-Management-Branche ist längst globalisiert, und verglichen mit internationalen, vorwiegend US-amerikanischen Playern ist die AGI eher eine Nummer im Mittelfeld. Die Nummer 1 der Branche, Blackrock, verwaltete Ende 2018 gut das Zehnfache des Vermögens der Allianz-Tochter - umgerechnet 5,3 Billionen Euro.

Die goldenen Zeiten sind vorbei


In einem hart umkämpften Markt bietet schiere Größe wichtige Vorteile. Denn zum einen steigen die Kosten für die Asset-Manager aufgrund strengerer Regulierungsvorgaben, zum anderen sind die Preise für Vermögensverwaltungsprodukte unter Druck geraten. Sowohl im institutionellen als auch im Privatkundengeschäft sind sie in den vergangenen Jahren in fast allen Anlageklassen gesunken.

Die Gründe liegen sowohl im andauernden Niedrigzinsumfeld als auch in der durch Regulierung hervorgerufenen höheren Kostentransparenz (Stichwort MiFID II) - und nicht zuletzt im stärkeren Wettbewerbsdruck, der durch kostengünstige passive Investmentstrategien angetrieben wird. Das starke Wachstum von börsennotierten Indexfonds (ETFs) zeigt, wie beliebt passive Anlagen mittlerweile bei Anlegern geworden sind, zumal aktive Strategien in der Breite oft eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung aufweisen.

Im Vorteil dürften in den kommenden Jahren die großen Asset-Manager sein, die aktive und passive Produkte im Angebot haben und diese aufgrund von Skaleneffekten kostengünstig anbieten können. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Zeb. Am schwersten dürften es künftig mittelgroße Anbieter mit wenig differenzierten Geschäftsmo­dellen haben. Sie werden zunehmend Marktanteile an die Großakteure der Branche verlieren.

Auf Seite 2: Weniger Konkurrenz in der Nische


Weniger Konkurrenz in der Nische


Doch nicht nur die Branchenriesen haben in der Konsolidierung gute Karten, sondern auch die kleinen, spezia­lisierten Asset-Manager. "In Nischen kann man sich besser abheben, weil man sich nicht so sehr der Konkurrenz der passiven Produkte aussetzt", sagt Carsten Wittrock, Partner bei Zeb und einer der Studienautoren.

Prognostiziert wird, dass die kleinen aktiven und passiven Vermögensverwalter aufgrund ihrer Spezialisierung "profitabler als der Durchschnitt der ­Asset-Management-Branche aufgestellt sein werden, auch weil sie sich auf höhere Preise aufgrund ihrer Qualitätsprodukte berufen können", stellt die Zeb-Studie fest. Voraussetzung dafür sei eine Fokussierung auf wenige Kernkompetenzen, um sowohl ein erkennbares Alleinstellungsmerkmal zu generieren als auch die Qualität sicherzustellen und letztlich auch hier ein Mindestmaß an Skalierungseffekten zu realisieren.

Am härtesten dürfte eine Branchenkonsolidierung wenig fokussierte Gesellschaften treffen, "die überall mitspielen wollen und einen großen Kostenblock vor sich herschieben", erläutert Wittrock. Denn die Transparenz bei den Anlageprodukten und deren Kosten nimmt zu. Und wer in Kernanlagen ­dauerhaft schlechter als der Markt abschneidet, wird Investoren verlieren.

Die Gelder werden entweder umgelenkt in günstige ETFs oder in innovative Produkte, die Mehrwert erzielen."Aktuell traditionelle Investments werden immer stärker auf die passive Seite geschoben, während derzeitige Alternative Investments alltäglicher werden", so die Zeb-Studie.

Getrieben wird der Branchenwandel zuvorderst von den institutionellen Investoren. Doch auch informierte Privat­anleger werden sich immer häufiger die Frage stellen, welche aktiven Vermögensverwalter ihr Geld wert sind - und auf manch kleinen Spezialisten stoßen.

Im Folgenden stellen wir drei Gesellschaften vor, die stellvertretend stehen für Anbieter mit klarem Fokus, rentablen Nischenprodukten und/oder innovativen Ansätzen.

"Als Asset-Manager geben wir nicht vor, alles zu können, sondern wir konzentrieren uns auf wenige spezialisierte Anlageklassen", sagt zum Beispiel Ralf Lochmüller, Chef der Frankfurter Fondsboutique Lupus alpha. Und ergänzt selbstbewusst: "Wir sind davon überzeugt, wer als Vermögensverwalter konsequent Mehrwert für seine Kunden schafft, der dürfte auch in Zukunft weiter selbstständig wachsen."

Eine deutliche Positionierung ist auch für Acatis-Chef Hendrik Leber wichtig. "Wir müssen ein klares Profil haben", sagt er. "Investoren müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Nur über Profil und Performance haben wir eine Daseinsberechtigung." Leber und seine Mitstreiter haben es sich auf die Fahnen geschrieben, das Value-Investieren nach Warren Buffett ins 21. Jahrhundert zu transportieren.

Die Schweizer Partners Group kommt schließlich der verstärkten Nachfrage nach Alternativen Investments wie Private Equity oder Anlagen in Infrastruktur entgegen.

Auf Seite 3: Lupus Alpha - Abseits des Mainstreams

Lupus Alpha
Abseits des Mainstreams


Von quasi null bis elf Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen in nicht einmal 20 Jahren: Die 2000 gegründete Fondsgesellschaft Lupus alpha ist zweifellos ein Durchstarter. Der Schlüssel hinter dem Erfolg: Die Frankfurter bieten erfolgreiche Anlagestrategien abseits des Mainstreams. Die sollen den Investoren einen Mehrertrag im Vergleich zu den breiten Märkten liefern - jenes berühmte "Alpha", das nicht umsonst Teil des Unternehmensnamens ist. Ihren Ruf hat die Gesellschaft mit ihren Investments in Nebenwerte, sogenannte Small und Mid Caps, begründet. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in alternativen Anlagen für Institutionelle, zum ­Beispiel Volatilitätsstrategien. Und nicht zuletzt offeriert Lupus alpha Spezialstrategien im Rentenbereich, etwa globale Wandelanleihen.

Ein Aushängeschild der Gesellschaft ist zum Beispiel der Fonds Smaller German Champions, der von Björn Glück und Peter Conzatti gemanagt wird. Er konzentriert sich auf Unternehmen aus MDAX und SDAX mit starkem internationalem Geschäft. Aufgrund seiner guten Wertentwicklung wurde das Port­folio in vier aufeinanderfolgenden Jahren (2016-2019) mit einem €uro Fund Award ausgezeichnet.

Mit ebenso vielen Fund Awards kann sich auch der von Franz Führer gemanagte Lupus alpha All Opportunities schmücken. Auch dieser Fonds investiert in Nebenwerte, allerdings mit einem Long-/Short-Ansatz. Das heißt, Führer kann sowohl auf steigende als auch auf fallende Notierungen setzen. Bei dieser Strategie überzeugt die sehr schwankungsarme Performance.

Vergleichsweise neu im Sortiment ist der Fonds Global Convertibles. Er setzt auf Wandelanleihen internationaler Unternehmen - mit beson­derem Fokus auf wachstumsstarken Firmen. Gemanagt wird er von Marc-Alexander Knieß und Stefan Schauer, die viel Erfahrung in diesem Bereich bei ihrem Ex-Arbeitgeber, der DWS, gesammelt haben.

Empfehlenswerte Fonds des Anbieters

Name ISIN Rendite 1 Jahr Rendite 5 Jahre Gebühr p.a.
Lupus alpha All Opportunities LU0329425713 - 3,4 % 24,0 % 1,23 %
Lupus alpha Gl. Convertibles LU1717012527 1,3 % - 1,41 %
Lupus alpha Smaller German LU0129233093 - 7,5 % 71,8 % 1,72 %

Auf Seite 4: Acatis - starke Mischfonds

Acatis
Starke Mischfonds


Keine Scheu vor Umbrüchen und neuen Herausforderungen kennt der unabhängige Frankfurter Vermögensverwalter Acatis Investment. Das liegt hauptsächlich an seinem Gründer Hendrik Leber, der hierzulande zu den bekanntesten Köpfen der Fondsszene zählt. Ob Krypto­währungen oder künstliche Intelligenz - Leber hat keine Berührungsängste und integriert diese Themen mutig ins Fondsmanagement.

Der Kern der Investmentphilosophie ist dabei sehr traditionell. Die Anlagen werden nach dem Prinzip des Value Investing getätigt, dessen bekannteste Vertreter Warren Buffett und Benjamin Graham sind. Dabei werden Unternehmen ermittelt, deren Firmenwert als stabil und aussichtsreich eingeschätzt wird, die aber zu Kursen deutlich unterhalb des Firmenwerts gehandelt werden.

Bereits seit 1997 investiert der Acatis Aktien Global nach Value-Kriterien. Bei der weltweiten Auswahl der Unternehmen achtet Fondsmanager Leber vor allem auf das langfristige Wertsteigerungspotenzial. Kurz­fristige Aktienmarktschwankungen nimmt er in Kauf und schichtet nicht hektisch um. Die Weitsicht zahlt sich aus: So errang der Fonds in diesem Jahr einen der begehrten €uro Fund Awards für seine herausragende Performance über 20 Jahre.

Recht unkonventionell geht Leber bei seinem Mischfonds Acatis Datini Valueflex zu Werke. Dort genießt er größtmögliche Flexibilität bei seinen Investments. Unter seinen zehn größten Positionen befindet sich auch ein Bitcoin-Tracker-Zertifikat, mit dem er auf erneute Zugewinne bei der Kryptowährung setzt.

Deutlich konservativer unterwegs ist der Mischfonds Acatis Gané Value Event, der von Uwe Rathausky und Henrik Muhle gemanagt wird. Mit ihm kombinieren sie die Investmentstile Value und Event. Letzteres bedeutet, dass sie gezielt nach Firmen in Sondersituationen wie Übernahmen Ausschau halten. Das Ergebnis: ein rentierlicher, dabei schwankungsarmer Fonds.

Empfehlenswerte Fonds des Anbieters

Name ISIN Rendite 1 Jahr Rendite 5 Jahre Gebühr p.a.
Acatis Aktien Global UI DE0009781740 11,7 % 46,4 % 1,78 %
Acatis Datini Valueflex DE000A1H72F1 0,5 % 58,0 % 1,46 %
Acatis Gané Value Event DE000A0X7541 8,3 % 33,6 % 1,79 %

Auf Seite 5: Partners Group - Alternative Eidgenossen

Partners Group
Alternative Eidgenossen


Wie sehr sich Spezialistentum in der Vermögensverwaltung auszahlen kann, beweist die Partners Group aus der Schweiz. 1996 als Drei-Mann-Betrieb gegründet, ist das Zuger Unternehmen inzwischen mit mehr als 1200 Mitarbeitern an 20 weltweiten Standorten vertreten. Die Partners Group legt ihren Fokus auf Investitionen im Privatmarkt, also Anlageziele abseits der Börse. Dort ist das Unternehmen mit einem verwalteten Vermögen von 74 Milliarden Euro einer der Branchenführer in Europa.

Der Schwerpunkt der Schweizer ist unbestritten das institutionelle Geschäft. Doch auch für Privatanleger hat die Gesellschaft drei interessante Publikumsfonds im Köcher, die zu einer sinnvollen Diversifizierung des Depots beitragen können.

Mit einem Fonds erhalten Anleger etwa die Möglichkeit, von der Anlageklasse Private Equity zu profitieren. Das Portfolio umfasst zwar keine direkten Beteiligungen an nicht börsennotierten Firmen. Dafür investiert es in börsennotierte Gesellschaften, die privaten Unternehmen zu weiterem Wachstum verhelfen, private Firmenkredite oder Wagniskapital vergeben. Fondsmanager Markus Pimpl und Kollegen wählen aus einem Universum von 220 Gesellschaften die attraktivsten aus. "Der Schwerpunkt liegt klar im Bereich Wachstum", sagt Pimpl.

Mit einem anderen Fonds können sich Anleger an Firmen beteiligen, die "essenzielle Dienstleistungen für die Gesellschaft, sogenannte Kerninfrastuktur bereitstellen", so Pimpl. Vorteile: Die Unternehmen agieren in monopolähnlichen Rahmenbedingungen und erwirtschaften typischerweise stabile Cashflows. Insgesamt verfügt die Anlageklasse damit über einen defensiven Charakter, der in Marktturbulenzen gesucht ist.

Mit dem Multi Asset Income bietet Partners Group zudem einen Fonds, der stabile Dividenden (rund sechs Prozent) von Infrastrukturbetreibern, Immobiliengesellschaften und Fremdkapitalfinanzierern bietet.

Empfehlenswerte Fonds des Anbieters

Name ISIN Rendite 1 Jahr Rendite 5 Jahre Gebühr p.a.
PG Listed Infrastructure LU0263855479 18,2 % 49,6 % 2,16 %
PG Listed Private Equity LU0196152788 9,7 % 69,0 % 2,21 %
PG Multi Asset Income LU0941494444 8,0 % 26,4 % 2,53 %