Mit Hanna hat die diesjährige Hurrikansaison über dem Atlantik begonnen, die nach Einschätzung der US-Wetterbehörde NOAA überdurchschnittlich schlimm ausfallen dürfte. Ihr Verlauf wird von jenen Anlegern besonders aufmerksam verfolgt, die in sogenannte Katastrophenanleihen, auf Englisch Cat Bonds, investieren. Mithilfe dieser Papiere reichen Versicherungen einen Teil der von ihnen übernommenen Risiken an den Kapitalmarkt weiter. Kommt es zu einem bei Bondemission genau definierten Schaden, fallen die Anleihen ganz oder teilweise aus. Die Investoren müssen also unter Umständen einen Teil der Kosten übernehmen, die ein Hurrikan oder ein Erdbeben verursacht haben. Dafür bekommen sie einen relativ hohen Zins, oft gibt es dabei nach Risiko gestaffelte Tranchen, für die Investoren einen niedrigeren oder höheren Satz erhalten.

Weil die Papiere eine relativ kurze Laufzeit von drei bis fünf Jahren haben, spielen Kursrisiken infolge eines steigenden allgemeinen Zinsniveaus kaum eine Rolle. Entsprechendes gilt für die längerfristigen Folgen durch den Klimawandel. Cat Bonds sind bei institutionellen Anlegern vor allem deshalb beliebt, weil sie eine geringe Korrelation zu traditionellen Assetklassen wie Aktien oder Staatsanleihen aufweisen und deshalb für Stabilität im Portfolio sorgen. Aber auch Privatanleger können über Fonds in Cat Bonds investieren. Der Einstieg in den Markt ist nach Ansicht der auf Katastrophenanleihen spezialisierten Schweizer Investmentgesellschaft Plenum derzeit so attraktiv wie lange nicht.

Risikoprämien gestiegen

Nach den schadensreichen Jahren 2017 und 2018 sind die für Cat Bonds gebotenen Risikoprämien stark gestiegen. Investoren mussten in diesen beiden Jahren vermehrt Ausfälle verkraften. Wegen dieser Erfahrungen haben sich auch einige Anleger aus dem Markt zurückgezogen, was die Kurse emittierter Papiere unter Druck setzte.

Auf dem nun erreichten, sehr attraktiven Renditeniveau sei der Prämienanstieg voraussichtlich abgeschlossen, meinen die Zürcher Experten. Dafür spreche auch, dass Versicherer in den vergangenen Monaten vermehrt Deckung bei traditionellen Rückversicherern gesucht hätten statt Katastrophenanleihen zu emittieren. "Die Prämien sind derzeit im Cat-Bond-Markt so hoch, dass traditionelle Rückversicherer über den Preis versuchen, Geschäft, welches sie an den Kapitalmarkt verloren haben, wieder zurückzugewinnen", so Plenum. Eine ähnliche Situation wie derzeit habe es Mitte des Jahres 2012 gegeben - der Beginn einer zweijährigen Phase sinkender Prämien, was spiegelbildlich zu merklichen Kurssteigerungen bei Cat Bonds geführt habe.

Ob sich ein solches Investment lohnt, hängt letztlich davon ab, wie viele Schäden aus Naturkatastrophen von den Anleihebesitzern übernommen werden müssen. Rückversicherer und Cat-Bond-Investoren nutzen mathematische Modelle für die Abschätzung dieses Risikos. Plenum beziffert die Ausfallrate der vergangenen Jahre für den gesamten Cat-Bond-Markt auf 3,4 Prozent. Der modellierte erwartete Verlust habe im Schnitt bei 2,1 Prozent gelegen, die gezahlte Risikoprämie bei 6,5 Prozent. Für den Plenum Cat Bond Fund (siehe unten) lagen die realisierten Verluste demnach bei 1,1 Prozent seit Auflage des Fonds im September 2010, das durchschnittlich modellierte Risiko bei 1,7 Prozent. Die Modellierung habe im Vergleich zu den effektiv eingetretenen Schäden somit ein höheres Risiko ausgewiesen. Dies sei mit der ausgewogeneren Risikoverteilung des Plenum-Fonds im Vergleich zum Cat-Bond-Markt zu erklären.

Pandemiebonds ausgefallen

Mit der Corona-Krise ist eine bestimmte Form von Katastrophenanleihen ins Blickfeld gerückt: Die 2017 von der Weltbank emittierten Pandemic Bonds, die Geld zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten bereitstellen sollen und vor allem für Ebola-Ausbrüche in Afrika gedacht waren. Mit der Corona-Pandemie fielen die Papiere, abhängig vom Risiko der Tranche, teils oder ganz aus.

"Das Pandemie- beziehungsweise Extremsterblichkeitsrisiko ist zwar im Cat-Bond-Markt gedeckt, macht aber nur einen Bruchteil des Gesamtmarkts aus", sagen die Plenum-Experten, die in die weniger riskante Tranche investiert hatten. Der Nominalwertverlust war hier auf 16,7 Prozent beschränkt. Bei einem geringen Anteil am Gesamtportfolio drohte dem Fonds daraus lediglich ein minimaler Kapitalverlust.

Breit gestreut: Die im Portfolio gehaltenen Cat Bonds sind breit nach Risiko und Weltregion gestreut. Auf Zwölfmonatssicht brachte der Fonds den Anlegern eine Rendite von rund zwei Prozent.