Nach Ansicht von Steve Cook und Jonathan Davis, PineBridge Investments, sollten Anleger darüber nachdenken stärker in Schwellenländer-Unternehmensanleihen investieren. Diese Anlageklasse ist laut den Experten deutlich jünger als Staatsanleihen aus Schwellenländern. "Sie wurden 1992 mit der Schaffung des J.P. Morgan Emerging Market Bond Index (EMBI) investierbar. Zwölf Jahre lang waren sie die einzige Option, in US-Dollar-Schwellenländeranleihen anzulegen. Denn J.P. Morgan brachte erst 2007 einen Index für Corporate Bonds (CEMBI) auf den Markt", weiß Cook. Daher ist es für ihn nicht überraschend, dass das investierte Geld in Schwellenländer-Staatsanleihen fünfmal so hoch ist wie in Unternehmensanleihen. Es sind laut Pinebridge rund 440 Milliarden US-Dollar gegenüber 85 Milliarden.

Allerdings beobachten die Manager nun einen Paradigmenwechsel. "2019 hat sich das Volumen der Zuflüsse in den Schwellenländermärkten verlagert. Es flossen 6,5 Milliarden Dollar in Corporate Bond Fonds - verglichen mit 980 Millionen Dollar, die in Staatsanleihen investiert wurden", sagt Davis. Und dieser Trend dürfte anhalten, da der Markt für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern inzwischen sogar größer ist als der für Staatsanleihen. "Bis 2007 war der Markt etwa 500 Milliarden Dollar groß und damit halb so groß wie der für Staatsanleihen. Inzwischen ist der Markt für Unternehmensanleihen der Schwellenländer auf über 2,3 Billionen Dollar gewachsen, was mehr als doppelt so groß ist wie der Markt für Staatsanleihen und sogar größer als der US-High-Yield-Markt", sagt Cook. Zudem hätte die Diversifikation seit 2007 stark zugenommen. "Damals bestand der CEMBI Broad Diversified Index aus 32 Ländern, wobei die vier führenden Länder fast die Hälfte des Index ausmachten. Heute umfasst er 55 Länder, wobei die vier führenden weniger als ein Viertel des Index ausmachen", so Davis.

Dies ist für die PineBridge-Experten ein überzeugendes Argument, den Fokus in Richtung EM-Unternehmensanleihen zu verschieben. Als weiteres Argument für diese Anlageklasse sehen sie die gute Performance. "In den vergangenen fünf Jahren haben die Unternehmensanleihen der Schwellenländer unter allen wichtigen Anleihemärkten die besten risikobereinigten Renditen erzielt", sagt Cook. Überdies sehen Cook und Davis im geringeren Zinsänderungsrisiko einen weiteren Punkt für die Attraktivität. "Der Unternehmensanleihemarkt bietet mit etwa fünf Prozent die gleiche Rendite bis zur Fälligkeit wie der Markt für Staatsanleihen. Allerdings ist die Laufzeit um etwa drei Jahre kürzer", so Cook. Selbst dem Vergleich mit ihren Industrie­länderpendants können sie standhalten. "Denn die Unternehmen aus den Schwellenländern weisen eine geringere Verschuldung auf als ähnliche Titel aus den entwickelten Ländern, und die Ausfallquote war in der Vergangenheit auch geringer", sagt Cook.