Ausgangslage

US-Value-Aktien waren langfristig erfolgreicher als US-Standard- und US-Growth-­Aktien. Das belegen empirische Daten, die Fondsmanager Michael Keppler für die Jahre 1928 bis 2018 ausgewertet hat. Demnach konnten US-Anleger in dieser Zeit mit Value-Aktien eine jährliche Rendite von 11,0 Prozent erzielen. Mit Standardaktien wären 9,7 Prozent möglich gewesen, mit US-Growth-Aktien 9,2 Prozent. Seit Juli 2007 haben sich Value-Aktien weltweit jedoch schlechter als andere Anlagestile entwickelt. Gerade Momentum- und Quality-Growth-Aktien liefen seither deutlich besser. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern Value-Aktien ein Comeback feiern können. €uro fondsxpress stellt drei Vermögens­verwalter vor, die daran glauben.

GMO

"In der Zeit von 1997 bis Anfang 2000 ging für uns schief, was aus Anlegersicht schiefgehen konnte", sagt Ben Inker aus Boston, der bei der Value-Boutique GMO als Head of Asset Allocation arbeitet. Denn damals hinkten Value-Titel anderen Anlagestilen deutlich hinterher. Wer GMO treu blieb, wurde bis Mitte 2007 jedoch mit einer markanten Value-Outperformance belohnt. Nun erkennt Inker erneut Parallelen zum Jahr 2000. "Die heutigen Möglichkeiten sind nicht ganz die gleichen wie vor 20 Jahren", sagt er. "Aber nach unserer Einschätzung sind sie ähnlich außergewöhnlich und viel besser als alles, was wir vor und seit diesem Ereignis gesehen haben." Lingohr & Partner Asset Management

"Es gibt gute Gründe, sich genau jetzt vom Wachstumshype zu verabschieden und langfristig in Value-Aktien zu investieren", sagt Goran Vasiljevic, CIO und Sprecher der Geschäftsführung bei Lingohr & Partner Asset Management in Erkrath bei Düsseldorf. Positive Meldungen oder Meldungen, die nicht so schlecht wie erwartet ausfallen, könnten eine potenzielle Value-Rally ­auslösen. Auslöser könnten hier etwa gute Nachrichten zum Brexit, dem Handels­konflikt oder den Inflationserwartungen sein. "Die größte Herausforderung für ­Anleger besteht darin, jetzt gegen den Strom zu schwimmen und vermeintliche Glamour-Stocks gegen derzeit unterschätzte Value-Titel zu tauschen", erklärt Vasiljevic. Für besonders attraktiv hält er günstig ­bewertete Nebenwerte aus den Schwellenländern. Starcapital

Aktienmärkte, die attraktiv bewertet sind, bieten langfristig das größte Renditepotenzial. Diese These vertritt Nobert Keimling, der die Kapitalmarktforschung bei Star­capital im Taunusort Oberursel leitet. Keimling achtet vor allem auf das zyklisch ­adjustierte Kurs-Gewinn-Verhältnis (Shiller-­CAPE) und leitet daraus künftige Erträge ab. US-Aktien bringen in den nächsten zehn bis 15 Jahren demnach jährliche Renditen von rund drei Prozent. Bei deutschen Aktien wären rund sieben Prozent möglich. Noch attraktiver wären Titel aus Großbritannien und Hongkong.