Elf Staaten hat der frühere Goldman- Sachs-Chefvolkswirt Jim O’Neil als vielversprechende Grenzmärkte identifiziert, also als Länder, die auf dem Weg sind, Emerging Markets zu werden. Unter ihnen sticht Vietnam hervor. Zwischen 2004 und 2014 wuchs dort die Anzahl der Menschen, die über 100 Millionen Dollar verfügen, um 214 Prozent. Das ist mit Abstand der größte Zuwachs. Pham Nhat Vuong hat es sogar zum Milliardär geschafft. Der 45-Jährige ist Vorstandsvorsitzender von Vingroup. Der Immobilienkonzern zählt zu einer ganzen Reihe von Unternehmen, die Anlegern die Chance bieten, am Aufstieg Vietnams zum Schwel- lenland zu partizipieren.

Der erwartete Boom kann sogar die Dynamik Chinas übertreffen. Das Analysehaus PricewaterhouseCoopers prognostiziert bis zum Jahr 2050 jährliche Wachstumsraten von 5,3 Prozent, dem Reich der Mitte werden nur vier Prozent zugetraut. "Die Zahlen könnten sogar noch höher ausfallen", sagt Nguyen Hoai Thu, Managerin des im Sommer 2014 in Deutschland zugelassenen Vietnam Emerging Market Fund.

Ihrer Meinung nach hat das Land das Potenzial, eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften weltweit zu werden. Dafür spricht nicht zuletzt die Integration in die globale Wirtschaft. Vietnam ist Mitglied der Welthandelsorganisation WTO und der Asean-Gruppe. Deren Staaten wollen bis Ende des Jahres einen Binnenmarkt schaffen, der den Warenaustausch deutlich beleben soll.

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Gewinner der Liberalisierung

Zu den Profiteuren der Handelsliberalisierung zählt unter anderem die Hoa Sen Group. "Das Stahl- und Bauunternehmen wächst in Vietnam und gewinnt auch in Laos und Kambodscha Marktanteile", sagt Thu. Zu ihren Favoriten zählen auch der Lebensmittelhersteller Viet Nam Diary und der Pharmawert Traphaco. Auch bei Danang Rubber sieht Thu gute Chancen. Das Unternehmen produziert die Reifen für die in Asien viel genutzten Motorroller.

"Mir gefallen Unternehmen mit starken Cashflows und geringen Schulden", erklärt Thu. Vor allem aber macht sie einen Einstieg von den Managementfähigkeiten der Firmenchefs abhängig. Von den aktuell 678 an der Börse in Ho-Chi-Minh-Stadt gelisteten Unternehmen entsprechen rund 100 ihren strengen Kriterien. Aus diesen wählt sie wiederum gerade mal 20 für das Portfolio des Fonds aus.

Die Tatsache, dass Vietnam von einer Kommunistischen Partei regiert wird, müssen Anleger nicht fürchten. Diese fährt seit 1986 einen zunehmend marktfreundlichen Kurs. Und sie versucht, Fehlentwicklungen des rapiden Aufschwungs zu korrigieren. So forciert sie derzeit die Stabilisierung und Konsolidierung des unter faulen Krediten leidenden Bankensektors. Dieser war in Schieflage geraten, nachdem einige Unternehmen zu ambitionierte Wachstumspläne verfolgt hatten, ohne über die notwendigen Mittel zu verfügen.

Bis zum Jahr 2017 soll nun die Zahl der an der Börse gelisteten Kreditinstitute gesenkt werden - von derzeit 30 auf bis zu 15. Auch will die Regierung ausländischen Banken eine Beteiligung von 30 Prozent erlauben. "Das Risiko des vietnamesischen Aktienmarkts wird dadurch geringer", urteilt Fondsmanagerin Thu.

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