Wie der Januar endet, so endet das Jahr. Gilt dies auch für 2016?" Als wir Luca Pesarini unsere erste Frage stellen, schweigt er zunächst. Das ist ungewöhnlich. Pesarini ist nicht auf den Mund gefallen. "Das sind Sprüche", sagt er schließlich. Er kann mit der Frage nichts anfangen.

Nächster Versuch. "Was wären in diesem Jahr gute Nachrichten für Anleger?". Nun zögert Pesarini nicht mehr. Wir sitzen zusammen beim Fondskongress. Stunden zuvor hat er bereits einen Vortrag im größten Saal gehalten. Sein Thema bleibt das gleiche. Der Gründer und Chef von Ethenea Independent Investors kritisiert die Notenbanken. Die ultra-expansive Geldpolitik von Fed-Chefin Janet Yellen und EZB-Chef Mario Draghi hält er für falsch. "Es wäre gut, wenn die Fed die US-Leitzinsen weiter normalisieren würde", sagt er. "Ich hoffe zudem, dass die EZB mittelfristig auf den Kurs der Fed einschwenkt."

Zwar sei die große Menge an Liquidität am Anfang der Finanzkrise hilfreich gewesen. Jetzt sei die Zeit dafür aber vorüber. "Die Zentralbanken schaffen mit ihrer Politik kein Wachstum", konstatiert Pesarini und zitiert Albert Edwards, Anlagestratege von Société Générale: "Wäre das Anheizen von Vermögenspreisen durch lockere Geldpolitik der Weg zu wirtschaftlichem Erfolg, wäre Argentinien heute das reichste Land der Welt." Pesarini kommentiert den Satz nicht weiter. Man entnimmt seiner Mimik auch so, dass er ihn für richtig hält. Dann legt er nochmals nach. Die Notenbanken wollten mit niedrigen Zinsen die eigene Währung schwächen, um so das Wachstum anzukurbeln. "Das ist langfristig sinnlos", sagt er. "Zudem glaubt kein Mensch, dass man mit Quantitative Easing eine Deflation bekämpfen kann."

Herbe Niederlage


Pesarini weiß, welche Folgen höhere Leitzinsen für Anleger hätten. Er spricht von einer "Re-Valuierung von Risiko-Assets, sodass wieder richtige Preise entstehen". Noch sind steigende Leitzinsen aber Zukunftsmusik. Im Hier und Jetzt muss er andere Fragen klären. Das Flaggschiffprodukt von Ethenea, der Ethna-Aktiv, liegt seit Anfang 2016 mit rund fünf Prozent im Minus. "Das war eine herbe Niederlage", räumt Pesarini ein. Im Vergleich zu früheren Jahren hielt der Ethna-Aktiv deutlich mehr Aktien. Ende 2015 betrug die Aktienquote zum Beispiel 42 Prozent. Mittlerweile haben die Ethenea-Manager die Aktienquote mithilfe von Terminkontrakten schrittweise auf unter zehn Prozent reduziert. Pesarini glaubt, dass die Aktienbaisse noch einige Zeit anhält. Mit einem Crash wie im Jahr 2008 rechnet er allerdings nicht. Auf der Bondseite setzen die Ethenea-Manager stark auf US-Staatsanleihen, auch im Ethna-Dynamisch und im Ethna-Defensiv. "Damit macht man nichts falsch", sagt Pesarini. Das US-Dollar-Risiko sichern sie dabei zum größten Teil ab.