Blick auf 2019



An das Börsenjahr 2018 werden sich viele Anleger nicht gern zurückerinnern. Denn abgesehen von US-Aktien und lang laufenden Bundesanleihen notieren die wichtigsten Aktien- und Rentenmärkte bislang in den roten Zahlen. Doch wie geht es 2019 weiter? "Die nächste Rezession steht noch nicht vor der Tür", sagt Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer (CIO) der Bethmann Bank. "Aber die Hausse dauert schon lange und wir befinden uns im letzten Drittel". Strukturell sei das Umfeld für Aktien aber weiterhin positiv. Denn die globale Wirtschaft wachse und die US-Konjunktur laufe sogar sehr gut. Ab Mitte 2019 könnte dieses positive Bild aber peu à peu kippen, so Pfingsten. "Aber nicht, weil die Konjunktur nachlässt, sondern weil die Gewinne der Unternehmen Probleme bereiten könnten", sagt er.

Aktien & Anleihen



Momentan bevorzugt die Bethmann Bank Aktien gegenüber Anleihen. Bei Aktien hat sie US-Titel übergewichtet und mag Emerging-Markets-Aktien perspektivisch eher als europäische Titel, da die Bewertungen in den Schwellenländern wieder attraktiv geworden seien. Europa bewertet Pfingsten skeptisch, da es nicht sehr dynamisch wachse und unter strukturellen Problemen leide, wozu er etwa die bis dato ungelösten Fragen zum Brexit oder dem Haushaltsstreit zwischen der EU und Italien zählt.

In Bezug auf Anleihen ist Pfingsten vergleichsweise positiv eingestellt. "In einigen Segmenten kann man durchaus noch ordentliche Renditen erwirtschaften", sagt er. Das gelte zum Beispiel für zehnjährige US-Staatsanleihen, die eine Rendite von über drei Prozent bieten würden. Ebenso für ausgewählte Corporate-, Covered- und High-Yield-Bonds sowie für ausgewählte Hard- und Local-Currency-Bonds aus den Schwellenländern. "Wir haben die Duration jedoch verkürzt, um die Zinsänderungsrisiken zu senken", sagt Pfingsten.

Global investieren



Allen Kunden rät Pfingsten, das Portfolio breit aufzustellen. "Unser Credo lautet global investieren, global diversifizieren", sagt er. Das gelte für Aktien und Anleihen. Viele Anleger hätten dagegen einen Home Bias. Der Anlagechef der Bethmann Bank hält jedoch nicht viel davon, nur in heimische Titel zu investieren. Denn angesichts der Herausforderungen für die deutsche Autoindustrie sei es zum Beispiel gewagt, wenn man überwiegend in den DAX investiere.

Demografie & Digitalisierung



Langfristige Themen wie Demografie und Digitalisierung spielten im Tagesgeschäft keine große Rolle, dennoch dürfe man sie nicht außer Acht lassen, erklärt Pfingsten. So schwäche die Demografie das langfristige Potenzialwachstum der Industrieländer, was die am Kapitalmarkt erzielbaren Renditen reduziere. Die Digitalisierung könne dagegen die Produktivität der Unternehmen steigern, was einen positiven Effekt auf Aktien hätte. Gleichzeitig könnte die Digitalisierung negative Auswirkungen haben. Etwa eine Entkernung der Innenstädte oder den Niedergang der Shoppingcenter, weil die Menschen online einkaufen würden.

Blick über 2019 hinaus



Auf lange Sicht könnten Anleger bei Aktien mit einer jährlichen Durchschnittsrendite von 6,0 Prozent rechnen. Bei Anleihen seien 0,9 Prozent möglich, so Pfingsten. Mit einem 50-50-Depot aus Aktien und Anleihen sei daher ein jährlicher Zuwachs von rund 3,5 Prozent möglich. Im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren wären das rund 1,5 bis 2,0 Prozentpunkte weniger.