Die Zahl ist erschreckend. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zwanzigjährigen, im Laufe seines Erwerbslebens zeitweise oder dauerhaft berufsunfähig zu werden, liegt bei 43 Prozent. Das hat die Versicherungsmathematiker-Vereinigung DAV errechnet.

Zwar hat die Versicherungsbranche in solche Daten erhebliche Sicherheitspuffer einkalkuliert. Dennoch sind sich Verbraucherschützer und Anbieter mal ausnahmsweise einig: Verbraucher sollten unbedingt versuchen, eine Police gegen Berufsunfähigkeit abzuschließen.

Die Realität sieht anders aus: Es gibt in lediglich knapp einem Drittel aller Haushalte, deren wichtigster Einkommensbezieher jünger als 65 Jahre alt ist, eine solche Absicherung. Das mag zum einen daran liegen, dass viele das tatsächliche Risiko unterschätzen. Doch selbst wer sich um einen Vertrag bemüht, tut sich oft schwer - vor allem für Tätigkeiten, die als besonders gefährdet gelten. Das sind insbesondere viele Handwerksberufe, beispielsweise Dachdecker, aber auch eine Reihe von Akademikerjobs; betroffen sind etwa Lehrer.

Umgekehrt versucht jeder Versicherer, gerade jene Kunden zu bekommen, bei denen eine Berufsunfähigkeit besonders unwahrscheinlich ist. Die Anbieter traktieren ihre potenziellen Kunden mit seitenlangen Gesundheitsfragen, um auch jedes Detail einzufangen - und um sich bei vorsätzlichen oder fahrlässigen Fehlern im Ernstfall vor der Haftung drücken zu können.

Allerdings gibt es auch einige Anbieter, die die Einstiegshürde senken und den Fragenkatalog zum Gesundheitszustand vor Vertragsabschluss stark verkürzen. Deren Offerten gelten allerdings immer nur für begrenzte Personengruppen. Der auf Berufsunfähigkeitsschutz spezialisierte Versicherungsmakler Matthias Helberg aus Osnabrück (www.helberg.info) hat aktuell laufende Aktionen auf seiner Internetseite beschrieben. Diese Informationen sind die Basis unserer Tabelle.

Helberg hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren schon eine dreistellige Zahl solcher Policen an seine Kunden vermittelt. "Wer die Fragen korrekt beantwortet und die sonstigen Anforderungen erfüllt, kann über solche Aktionsangebote einen guten Teilschutz bekommen. Auch ein kompletter Schutz nur über die Kombination von Aktionsangeboten ist im Einzelfall möglich", schreibt Helberg.



Denn die abgespeckten Policen bieten Vorteile: Wo es keine Frage zum Beispiel zu bestimmten Erkrankungen oder gefährlichen Hobbys gibt, kann sie nicht falsch beantwortet werden. Oft sind die Abfragezeiträume zudem kürzer, so dass ältere Vorerkrankungen nicht angegeben werden müssen. Im Gegenzug müssen die Versicherungsnehmer bestimmte Bedingungen erfüllen. Einer von drei Berufsunfähigkeits-Aktionen der LV 1871 richtet sich zum Beispiel speziell an Studenten, Azubis und Berufseinsteiger, die höchstens 35 sind und noch keine andere Police abgeschlossen haben. Andere Anbieter, wie die Allianz, wollen nur Mitglieder bestimmter Verbände.

Beim Volkswohl Bund wiederum können sich sogar Bauarbeiter oder Krankenpfleger absichern, die sonst wegen ihres Berufsrisikos große Schwierigkeiten haben, einen günstigen BU-Schutz zu bekommen. Voraussetzung hier: Sie sind höchstens 47. Bei der Barmenia gilt das Angebot nur bei speziellen Anlässen wie Heirat, Geburt eines Kindes oder Berufseinstieg. Der HDI wiederum lässt Anwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater entscheiden: Wollen sie eine einigermaßen verkürzte Gesundheitsprüfung mit maximal 2000 Euro Berufsunfähigkeitsrente, oder eine radikal verkürzte Prüfung mit maximal 1000 Euro plus der Einschränkung, dass frühestens nach fünf Jahren Vertragslaufzeit gezahlt wird.

Helberg warnt, dass der Versicherer sich beim Risiko durch die verkürzten Fragen verkalkulieren könnte und das sich auch auf sein Verhalten im Leistungsfall auswirkt, er also eher versucht, Leistungen zu verwehren. "In unserer Praxis haben wir aber bisher nicht festgestellt, dass wenig Gesundheitsfragen automatisch zu einer höheren Anzahl von Leistungsfällen führen", betont der Makler.