Der ADAC weitet sein Versicherungsangebot massiv aus. Der Automobilclub bietet mehr Rechtsschutz-Offerten an, erstmals auch für Nicht-Mitglieder. Allerdings bekommen die mehr als 20 Millionen ADAC-Mitglieder einen Preisvorteil von fünf Prozent.

Konkret gibt es ab sofort neben dem bisherigen Verkehrsrechtsschutz noch Privat-, Wohn- und Berufsrechtsschutz sowie spezielle Premium-Angebote. Wer die zusätzlichen Offerten haben will, muss immer einen Verkehrsrechtsschutz abschließen. Erstmals soll es die Möglichkeit einer Selbstbeteiligung mit entsprechend niedrigeren Prämien geben.

Hintergrund der Aktion: Der ADAC wolle den Wünschen seiner Mitglieder nachkommen und sich zugleich weitere Kundenkreise erschließen, sagte Marion Ebentheuer, Vorstand für Versicherungen und Finanzdienste bei der ADAC SE, auf einer Pressekonferenz.

Für den Automobilclub ist die Erweiterung der Produktpalette ein weiterer Schritt in der Neuaufstellung. Vor vier Jahren durchlebte der ADAC eine schwere Krise, als die Manipulationen beim Automobilpreis "Gelber Engel" publik und anschließend etliche weitere Skandale aufgedeckt wurden.

In der Folge haben sich die Münchner ein Drei-Säulen-Modell verordnet. Es besteht erstens aus dem eigentlichen Verein, zweitens einer Aktiengesellschaft in der Rechtsform einer Societas Europaea (kurz SE) mit den geschäftlichen Aktivitäten inklusive der Versicherungssparte, sowie drittens der ADAC Stiftung, die sich vor allem mit Forschung beschäftigen soll.

Die Leistungen der Rechtsschutzpolicen seien im Vergleich mit der Konkurrenz "überdurchschnittlich, manchmal sogar weit überdurchschnittlich", sagte Stefan Daehne, Vertriebsvorstand der ADAC Versicherungen. Bei den Prämien sei man "auf Augenhöhe" mit den Wettbewerbern. Allerdings fallen objektive Vergleiche schwer. Die Policen werden nur über ADAC-Geschäftsstellen, Telefon und Internet vertrieben. Deshalb sind die Versicherungen des ADAC nicht in Vergleichsprogrammen von unabhängigen Maklern enthalten. Und bei Internet-Vergleichsportalen wie Check24 oder Verivox werde man die Tarife "nur zu Testzwecken" und voraussichtlich nicht dauerhaft einstellen, sagte Daehne.

Laut SE-Vorstand Ebentheuer denkt der ADAC darüber nach, einerseits weitere Versicherungsarten ins Programm aufzunehmen und andererseits vorhandene Angebote für Nichtmitglieder zu öffnen. Bislang gilt letzteres lediglich für die Auslandskrankenversicherung. Der Autoclub offeriert schon jetzt eine breite Palette - vom privaten Unfall- und Haftpflichtschutz bis hin zu Kfz- und Reiserücktrittspolicen. Er betreibt fast alle Sparten in Eigenregie, lediglich im Kfz-Geschäft arbeitet er mit der Zurich. Ab 2020 wird die Allianz der Kooperationspartner sein.

Ebentheuer, die auch für Bankdienstleistungen zuständig ist, sieht diesen Bereich ebenfalls in einer Überprüfungsphase. Hier gibt es bereits erste Ergebnisse, was die mitgliederbezogenen Angebote betrifft. Seit kurzem hat der ADAC bei Autokrediten einen neuen Bankpartner, nämlich das Spezialinstitut Bank11, das zum Mischkonzern Werhahn gehört. Der effektive Jahreszins wurde von 3,49 auf 2,99 Prozent gesenkt, damit zählt der "ADAC Autokredit" nun zu den günstigeren Angeboten am Markt (siehe Autokredit-Test in €uro am Sonntag 10/2018). Mit dem bisherigen Partner, der sparkasseneigenen Landesbank Berlin, wird lediglich die Kooperation bei Kreditkarten fortgesetzt.

Bei der Pressekonferenz nahm Ulrich May, Chef des hauseigenen Rechtsschutz-Schadenregulierers, zum Thema Schummelsoftware Stellung. Man habe VW-Geschädigten in "vielen tausend Fällen" Deckungszusagen gegeben, kein einziger sei gegen den ADAC wegen einer Verweigerung vor Gericht gezogen. Laut Rechtsanwälten haben sich viele andere Versicherer hier zumindest anfangs wesentlich zurückhaltender gezeigt.