Die Finanzagentur, die für das Schuldenmanagement der Bundesrepublik zuständig ist und dem Bundesfinanzministerium untersteht, teilte mit, dass sie zum Jahresende die sogenannte Tagesanleihe einstellt. Die Kunden wurden angeschrieben und aufgefordert, das geparkte Geld bis Ende des Jahres auf ein anderes Konto zu übertragen. Zum selben Termin laufen die letzten, 2012 ausgegebenen Bundesschatzbriefe aus. Damit ist das direkte Geschäft des Bundes mit Privatanlegern Geschichte. Schon seit 2013 durfte kein neue Geld mehr angelegt werden.

Wie die "Süddeutsche Zeitung" in Erinnerung ruft, fing alles im Jahr 1969 an, als der Bund erstmals Bundesschatzbriefe anbot. Damit besorgte er sich von seinen Bürgern direkt Geld und zahlte ihnen einen Zins dafür. Vorher war das für Privatanleger nur über Banken und Börse möglich, zum Beispiel indem sie Bundesanleihen kauften. Bundesschatzbriefe gab es in zwei Formen: "Typ A" lief über sechs Jahre mit ansteigender Verzinsung, "Typ B" über sieben Jahre mit sich ansammelnder Verzinsung.

Außerdem gab es Finanzierungsschätze mit ein und zwei Jahren Laufzeit. Bei der Bundesschuldenverwaltung ließen sich die Papiere kostenlos verwahren. Die Zinsen orientierten sich am Markt, und da es in früheren Jahrzehnten noch Zinsen gab, wurden die Bundeswertpapiere schnell populär.

Bundesschatzbriefe wuchsen den Bundesbürgern sogar so sehr ans Herz, dass sie verniedlichend "Schätzchen" genannt wurden. Der Boom überdauerte auch die Jahrtausendwende und die Einführung des Euro. Im Jahr 2008 ging der Bund noch einmal in die Offensive und schuf als Werbefigur eine Schildkröte namens "Günther Schild". Gleichzeitig führte er die Tagesanleihe ein, mit der Bürger, ähnlich wie Tagesgeld bei der Bank, Geld parken und jeden Tag abheben konnten. Der Zins orientierte sich am europäischen Vergleichszinssatz EONIA. Der große Vorteil war, dass es keine Gebühren kostete. Die Banken waren nicht glücklich über die neue Konkurrenz.

Der Ausbruch der Finanzkrise durch die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 sorgte für starken Zulauf zur Tagesanleihe. Die Bundesbürger trauten den Banken nicht mehr, beim Staat schienen ihnen ihre Ersparnisse sicherer. Auf dem Höhepunkt, Ende des Jahres 2008, befanden sich 3,2 Milliarden Euro in der Tagesanleihe.

Die Folgen der Finanzkrise führten aber dazu, dass das Geschäft für den Bund immer unrentabler wurde: Die Zinsen sanken gegen Null, für Bundesanleihen teilweise sogar ins Negative. Das heißt: Wenn der Staat Anleihen ausgibt, zahlen ihm Anleger dafür noch Zinsen, statt welche zu bekommen. Bundesschatzbriefe oder Finanzierungsschätze auszugeben, lohnte sich da nicht mehr, zumal sie Verwaltungsaufwand erforderten. Deshalb schaffte der Bund für die Bürger schon 2013 die Möglichkeit ab, solche Papiere zu kaufen. Die Werbefigur "Günther Schild" wurde eingemottet.

Die Tagesanleihe aber lief weiter. Privatkunden konnten darin zwar kein neues Geld mehr anlegen, aber zum Beispiel die Zinsen, die sie aus Staatsanleihen erhielten. Der Zinssatz liegt schon länger bei 0,0 Prozent. Wie die "Süddeutsche Zeitung schreibt, befinden sich derzeit noch knapp eine Milliarde Euro auf 23.000 Konten.