Der Corona-Crash ist zwar nicht spurlos an den Kundendepots des Online-Vermögensverwalters Scalable Capital vorübergegangen, aber per Ende Juni verwaltete der Pionier und Marktführer bereits mehr als zwei Milliarden Euro an Kundengeldern. Mehr als die Hälfte davon stammt von den Kunden der Direktbank ING, die mit Scalable Capital auf dem Gebiet der Online-Vermögensverwaltung kooperiert. Seit Kurzem richtet sich Scalable nun auch selbst an die Zielgruppe der Kunden, die selbst traden möchten - und hat ein Brokerageangebot gestartet. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Broker.

Flat Fees im Brokerage gab es bisher nur bezogen auf den Einzeltrade, bei Scalable Broker kann man nun für eine Monatsgebühr ordern, so viel man will. Wie funktioniert Trading à la Netflix?


Scalable ist mit drei Preismodellen gestartet - genauer gesagt mit zwei Preismodellen, von denen eines eine Variante A und eine Variante B aufweist. Beim Preismodell Prime Broker können Kunden für 2,99 Euro pro Monat unbegrenzt Aktien und ETFs handeln oder ETFs besparen. Der erste Monat ist derzeit frei, danach wird die Gebühr für ein Jahr abgerechnet. Bei monatlicher Zahlweise kostet Prime Broker 4,99 Euro. "Ähnlich wie bei Netflix bietet unsere Flatrate maximale Kostenklarheit", sagt Erik Podzuweit, Mitgründer und Geschäftsführer von Scalable Capital. "Wir gewähren de facto einen Jahresaborabatt, vom Leistungsangebot her gibt es keine Unterschiede", ergänzt Jacob Hetzel, Sprecher von Scalable. Zwischen den Preismodellen kann kostenfrei gewechselt werden. Daneben gibt es das Preismodell Free Broker. Der Name wirkt etwas missverständlich, wird hier doch pro Trade eine Gebühr von 0,99 Euro fällig. Das Wertpapierdepot und genau ein Sparplan sind frei, weitere Sparpläne kosten dann, wie eine normale Order auch, 0,99 Euro pro Ausführung.

Fallen sonstige Kosten an oder werden zum Beispiel Negativzinsen auf dem Verrechnungskonto fällig?


Nein. Bei keinem der Preismodelle fallen beim Traden zusätzliche Gebühren oder Fremdkosten an, auch keine Gebühren für die Eintragung von Namensaktien oder Ähnliches. Wichtig ist nur, dass die Ordergröße beim Traden mindestens 500 Euro beträgt, darunter geht es nicht. Bei ETF-Sparplänen geht es mit 25 Euro los."

Wie viele ETF-Sparpläne hat der Broker im Angebot?


Wir fokussieren uns stark auf Sparpläne - so gibt es bei uns alle handelbaren ETFs, rund 1300 Stück an der Zahl, im Sparplan", erläutert Hetzel. Tatsächlich weist derzeit wohl kein anderer hiesiger Broker ein derart umfangreiches ETF-Sparplanangebot auf. Und je nach Preismodell, für das sich ein Kunde entscheidet, und Handelshäufigkeit sind die Konditionen dafür recht günstig.

Abgesehen von ETFs, welche Produkte können Anleger handeln - und welche nicht?


Handelbar sind Aktien, ETFs und Fonds über die elektronische Handelsplattform Gettex der Börse München. Anleihen, Zertifikate oder Optionsscheine sind derzeit nicht erhältlich. Dabei soll es aber auf Dauer nicht bleiben, denn der Broker hat weitere Ausbaupläne: "Wir arbeiten daran, für unsere Prime-Kunden neue Features zu entwickeln, und denken über die Erweiterung des handelbaren Produktspektrums nach", sagt Hetzel.

Offeriert der Broker neben Gettex Zugang zu weiteren Börsenplätzen?


Nein, derzeit nicht, weder weitere Aktien - noch Terminbörsen. Es gibt derzeit auch keinen außerbörslichen Handel - weder in Aktien noch in Derivaten. Ein eingeschränktes Angebot an Handelsplätzen ist bei den anderen neuen Billigstbrokern à la Trade Republic, Justtrade oder Gratisbroker durchaus üblich, eine Ausnahme stellt hier Smartbroker dar (siehe BÖRSE ONLINE, 30/2020). "Von unserem Setup her sehen wir Trade Republic als unsere Hauptkonkurrenz an", erzählt Hetzel. Denn der Scalable Broker offeriert von Anfang an neben seiner Webanwendung auch eine Trading-App.

Fließen Rückvergütungen an den Scalable Broker?


Nicht vom Handelsplatz Gettex. Anders als beim Vermögensverwaltungsgeschäft erhält der Broker aber unter Umständen Rückvergütungen von den Produktanbietern.

Wo liegen die Kundendepots?


Sie liegen bei der Baader Bank, die auch Market Maker am Handelsplatz Gettex ist. Kundeneinlagen sind bis zu einem Wert von 12,465 Millionen Euro je Kunde (Stand: 30.07.2020) abgesichert. Wie viele Kunden der Broker bereits gewonnen hat, dazu macht Scalable derzeit noch keine Angaben, zeigt sich aber sehr zufrieden mit der Entwicklung. Die Depoteröffnung erfolgt online und komplett papierlos, die nötige Identifikation läuft über Video-Ident.