Manchmal dauert es, bis Ideen richtig zünden. Vor 240 Jahren hatte Adriaan van Ketwich einen Geistesblitz: Wenn viele Kleinanleger Geld in einen gemeinsamen Topf einzahlen, so der Gedanke, kann man dieses anschließend so anlegen wie ein Großinvestor. Gedacht, getan: 1774 gründete der niederländische Kaufmann den ersten Fonds der Welt. Sein Name: "Eendracht maakt magt" - "Einigkeit macht stark". Es gab exakte Anlagerichtlinien, die ebenso in einem Prospekt festgehalten waren wie die Rechte der Investoren und die fälligen Gebühren.

Erst 1950 wurde mit dem Fondak der erste Aktienfonds in Deutschland aufgelegt. Inzwischen aber hat sich van Ketwichs Idee durchgesetzt: Ende 2018 steckten laut BVI, dem Verband der deutschen Fondsindustrie, bundesweit knapp 2,6 Billionen Euro in mehr als 11 500 Investmentfonds seiner Mitglieder. Und laut Statistischem Bundesamt hatten in Deutschland 2018 allein 7,8 Millionen Anleger Aktienfonds in ihren Depots liegen.

Fonds aus aller Welt im Angebot


Die aber stammen längst nicht mehr nur von deutschen Fondsgesellschaften. Wer sein Depot bei einem Onlinebroker führt, kann Investmentfonds aus aller Welt wählen und mit ihnen in Unternehmen, Branchen und Regionen in aller Herren Länder investieren.

Doch das Fondsangebot ist bei jedem Onlinebroker anders. Da gibt es Anbieter, die lediglich 400 Fonds offerieren, andere mehr als 28 000. Auch die Kosten unterscheiden sich deutlich. Und das sowohl dann, wenn man Fondsanteile direkt bei der Fondsgesellschaft ordert, als auch beim Kauf via Börse. Doch der Reihe nach.

Handel via Börse und Fondsgesellschaft


Grundsätzlich bieten alle 14 befragten Onlinebroker den Handel von Fondsanteilen sowohl via Börse als auch via Fondsgesellschaft (KAG) an. Dabei muss man wissen: Generell wird beim Kauf über die Fondsgesellschaft ein Ausgabe­aufschlag fällig - Ausnahmen bestätigen diese Regel, dazu später mehr. Fonds­orders via Börse werden dagegen wie normale Börsenorder abgerechnet, ein Ausgabeaufschlag - auch Agio genannt - wird nicht fällig. Spricht erst einmal für den Kauf via Börse. Doch manche Fonds sind an der Börse nicht erhältlich, bei anderen ist der Ausgabeaufschlag rabattiert, teilweise sogar auf null. Das spricht dann wieder für den Kauf via Fondsgesellschaft.

Jedoch ist auch je nach Onlinebroker völlig unterschiedlich, wie viele Fonds via KAG gehandelt werden können. So lassen sich bei Degiro gerade einmal rund 400 Fonds via Fondsgesellschaft handeln. Ansonsten ist das Angebot der Broker aber durchaus ansehnlich: Mit 2673 via KAG handelbaren Fonds hat die Postbank nach Degiro das kleinste Angebot, die 1822direkt hingegen das größte: Laut eigenen Angaben sind über sie circa 28 000 Fonds direkt via Fondsgesellschaft zu beziehen. Doch auch Comdirect, DKB - Deutsche Kreditbank, Maxblue - der Onlinebroker der Deutschen Bank, NIBC Direct, Onvista Bank und S-Broker bieten bei einer fünfstelligen Anzahl von Fonds den Handel via KAG an.

Rabatte auf den Ausgabeaufschlag


Zudem bieten die meisten Onlinebroker beim Kauf vieler Fonds über die Fondsgesellschaft einen mehr oder minder großen Rabatt auf den Ausgabeaufschlag. So gibt es bei der Comdirect Bank mehr als 400 Fonds, bei denen beim Kauf via Fondsgesellschaft das Agio um 100 Prozent reduziert ist, also komplett entfällt. Bei rund 14 000 Fonds ist es mindestens um 25 Prozent reduziert. Die Consorsbank hat bei über 4300 Fonds den Ausgabeaufschlag um mindestens 50 Prozent ermäßigt, bei mehr als 350 entfällt das Agio komplett. Und die ING rabattiert immerhin bei mehr als 5000 Fonds den Ausgabeaufschlag um mindestens 50 Prozent, bei Maxblue gibt es die gleiche Ermäßigung aufs Agio bei über 6300 Fonds, bei der 1822direkt sogar bei über 8800 Fonds.

Und die Ausnahmen? DKB - Deutsche Kreditbank und Onvista Bank haben den Ausgabe­aufschlag praktisch abgeschafft. Sie verlangen entweder - wie die DKB - eine fixe Gebühr von 25 Euro je Order, oder sie rechnen - siehe Onvista - Fondskäufe ähnlich wie normale Börsenorders ab, was dann fünf Euro Provision zuzüglich Fremdkosten entspricht. Die Postbank verlangt anstelle des Agios eine eigene Gebühr, die von Orderweg (Online, Telefon, Filiale) und Fondsgattung abhängig ist. Bei Onlineorders von Aktienfonds beträgt der Rabatt aufs reguläre Agio von fünf Prozent mindestens 80 Prozent. Das heißt, es wird höchstens eine Gebühr von einem Prozent fällig.

Doch Achtung, nicht jede Fondsvariante mit null Prozent Agio ist für alle Fondsanleger zu empfehlen. Denn neben den vollständig rabattierten Fonds gibt es auch Fondsvarianten, die von der Fondsgesellschaft immer ohne Agio angeboten werden. Solche Fonds sind dann meist No-Load- oder Trading-Fonds - zu erkennen an speziellen Kürzeln im Fondsnamen. Bei Fonds von Union Investment etwa am Zusatz "net", bei Deka-Fonds am Kürzel "TF" und bei der DWS am Vermerk "Typ 0". Bei diesen Fonds wird anstelle des Agios Jahr für Jahr eine höhere Verwaltungsgebühr fällig als bei der Fondsvariante mit Agio. Das heißt: Je länger solche No-Load-Fonds im Depot liegen, desto teurer wird ihr Besitz. Sie sind für Anleger gedacht, die Fonds recht häufig umschichten, und nicht für Anleger mit Buy-and-hold-Strategien. Als Faustregel gilt: No-Load-Fonds rechnen sich im Vergleich zur klassischen Variante ohne Rabatt aufs Agio bei einer Haltedauer von maximal vier bis sechs Jahren.

Wer sich das Agio sparen will, kann bei allen 14 befragten Brokern grundsätzlich auch aktiv gemanagte Fonds direkt an der Börse kaufen. Jedoch sind längst nicht alle Fonds an der Börse handelbar. Der Nachteil: Je nach Marktlage schwankt der Börsenkurs eines Fondsanteils mehr oder weniger stark um seinen tatsächlichen Wert, den sogenannten Nettoinventarwert.

Niedrige Gebühren bei ETFs


Und was kostet der Fondskauf via Börse? Die dafür fälligen Gebühren schwanken - inklusive fremder Kosten - bei einer 2500-Euro-Order zwischen mindestens 9,83 Euro bei Onvista und 25,63 Euro bei der Merkur Bank. Das entspricht einer Kostenbelastung von 0,39 Prozent bis knapp 1,03 Prozent - was meist deutlich günstiger ist als der Kauf mit vollem Agio direkt bei der Fondsgesellschaft. Kostenbewusste Anleger können bei allen 14 befragten Onlinebrokern auch via Börse in ETFs investieren. Diese Fonds bilden lediglich einen Index nach. Anstelle des Agios werden bei ETFs die ganz normalen Ordergebühren fällig (siehe Absatz oben). Und da es für die Indexnachbildung kein aktives Fondsmanagement braucht, liegt die jährliche Managementgebühr auch nicht - wie bei aktiv gemanagten Fonds - bei 1,5 bis 2,0 Prozent. Bei gängigen Indizes wie DAX, S & P 500 oder MSCI World kalkulieren viele ETF-Anbieter mit gerade mal 0,1 Prozent und weniger.

ETF-Anleger kommen damit oft noch günstiger weg als die Investoren, die vor 240 Jahren ihr Geld in den Fonds "Eendracht maakt magt" steckten. Adriaan van Ketwich berechnete ihnen gerade einmal 0,5 Prozent Ausgabeaufschlag und 0,2 Prozent Managementgebühr im Jahr - für einen aktiv gemanagten Fonds ein Traum.