Doppelt bestraft: Inzwischen kassieren 13 Banken Strafzinsen. Doch auch ohne Negativzinsen verlieren Bankkunden bares Geld. Zinsvermittler bieten Auswege, aber nicht ohne Aufwand. Von S. Gröneweg und M. Hinterberger



Der Sparer-Frust wächst. Als erstes deutsches Geldhaus drohte die Volksbank Reutlingen mit Negativzinsen für Sparer. Die Empörung war groß. Nach schlechter Presse und einer Abmahnung durch die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ruderte die Bank zurück: Wie andere Banken, führe man mit einigen vermögenden Kunden Gespräche über die Einführung von Verwahrentgelten für hohe Einlagenwerte über 500 000 Euro. Der Preisaushang mit dem Negativzins war zum Redaktionsschluss noch immer online zu finden. Stein des Anstoßes war eine Übersicht von Verivox. Das Vergleichsportal hatte die Preisverzeichnisse von Banken und Sparkassen untersucht und eine Übersicht zu Negativzinsen erstellt. Auf diese Weise kamen 13 Banken zusammen (siehe Tabelle).



Das Hauptargument der Geldhäuser, die Gebühren fürs Geldanlegen verlangen: Auch die Europäische Zentralbank (EZB) bittet die Institute mit einem Zins von 0,4 Prozent zur Kasse, wenn sie dort Geld parken. Da sei es nur recht und billig, auch von Kunden, zumindest von solchen, die hohe Beträge auf Sparbüchern, Girokonten oder Tagesgeldkonten anlegen, Gebühren zu verlangen. Dabei sind Sparer auch ohne zusätzliche Gebühren gebeutelt genug. Die durchschnittlichen Zinsen auf Tagesgeld etwa liegen mit einigen kurzen Unterbrechungen seit Jahren unterhalb der Inflationsrate. Derzeit braucht es mindestens einen Zins von 1,5 Prozent, um den Wert des Geldes zu erhalten. Doch mit Tagesgeld sind solche Zinsen nicht erreichbar. Das höchste der Gefühle sind derzeit 1,0 Prozent der Advanzia Bank. Mehr gibt’s aktuell nicht - auch bei Festgeldofferten, ganz gleich ob mit deutscher oder europäischer Einlagensicherung. Selbst wer sich auf fünf Jahre bindet, verliert unterm Strich Geld.

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Offerten aus dem Ausland



Da lohnt sich ein Blick über die Grenzen. Zinsvermittler wie Weltsparen, Savedo oder Zinspilot bieten Sparkonten ausländischer Banken an. Dabei überweisen die Kunden ihr Geld auf ein Referenzkonto bei einer deutschen Partnerbank des jeweiligen Zinsvermittlers. Anschließend sucht man sich ein Angebot einer ausländischen Bank aus und das Geld wird vom Referenzkonto dorthin überwiesen. Die Zinsen sind vor allem bei Festgeldern deutlich höher als die der hierzulande aktiven Banken.

So bietet die Banco Portugues Gestao auf Festgeld mit einem Jahr Laufzeit 1,31 Prozent. Auf zwei Jahre sind beim gleichen Institut 1,5 Prozent drin. Wermutstropfen, der Mindestanlagebetrag liegt bei 10 000 Euro. Wer sein Geld drei Jahre lang parkt, bekommt bei der ebenfalls portugiesischen Banco BNI 1,67 Prozent. Diese Offerte ist bereits ab 5000 Euro Mindesteinlage zu haben. Anleger mit besonders langem Atem bekommen bei der Banco BNI auf fünf Jahre sogar 1,85 Prozent. Das ist fast ein halber Prozentpunkt mehr als beim besten Angebot, das Kunden hierzulande direkt abschließen können.

Wer sein Geld bei einem Zinsvermittler mehren will, sollte einiges beachten: Im Fall einer Bankenpleite müssen sich Kunden an die jeweilige Einlagensicherungseinrichtung im Ausland wenden. Bei ausländischen Banken, die hierzulande Filialen unterhalten und deren Zinsprodukte hiesige Bankkunden direkt abschließen können, ist die deutsche Einlagensicherung EdB (www.edb-banken.de) zuständig. Sie entschädigt die deutschen Kunden und holt sich anschließend das Geld aus dem Ausland zurück. Alle drei Vermittler versprechen jedoch, ihre Kunden im Ernstfall zu unterstützen. Gleiches gilt übrigens auch, wenn es darum geht, die ausländischen Zinsen zu versteuern, denn anders als Banken, die in Deutschland ansässig sind, führen die ausländischen Partnerbanken der Zinsvermittler keine Steuern an den deutschen Fiskus ab. Der Kunde bekommt aber eine Aufstellung der Erträge und gezahlten Quellensteuern für seine Steuererklärung.