Der Ball liege im Feld Griechenlands, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Freitag. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem erwartete nun "ernsthafte Vorschläge". Ein Sprecher der griechischen Regierung sagte, die Verhandlungen würden mit dem Ziel fortgesetzt, dass eine Einigung nicht die von Athen aufgestellten roten Linien überschreite. Die Regierung sei bereit, die Gespräche auf politischer Ebene zu intensivieren.

Griechenland soll im Gegenzug für weitere Hilfsgelder Reformen zusagen, um die Wirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen. Bislang haben die Gläubiger aber kein grünes Licht für die Vorschläge der Links-Regierung in Athen gegeben. Gibt es keine Einigung, droht Griechenland die Staatspleite.

Die Bundesregierung arbeitet nach eigener Aussage trotz der immer knapper werdenden Zeit an einem Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone. Sowohl Berlin als auch Juncker wiesen darauf hin, dass die Abreise des IWF-Teams nicht als Abbruch der Gespräche vonseiten des Fonds interpretiert werden dürfe. Vielmehr sei das als Warnung an die griechische Regierung zu verstehen, sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Am Donnerstag war das Verhandlungsteam des Internationalen Währungsfonds (IWF) überraschend aus Brüssel abgereist und hatte dies mit "großen Differenzen" in den Gesprächen begründet. Der Schritt hatte für Nervosität an den Finanzmärkten gesorgt und die Befürchtung aufkommen lassen, dass die Hellas-Verhandlungen gescheitert sind.

Auch Junckers Sprecher räumte ein, dass es weiterhin Differenzen gebe. Der EU-Kommissionspräsident hatte mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras am Donnerstag zwei Stunden lang gesprochen. Zuvor hatte Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande mit ihm eine Annäherung in den Verhandlungen gesucht.

Die "Bild"-Zeitung berichtete unterdessen, dass sich die Bundesregierung bereits auf einen Staatsbankrott Griechenlands vorbereite. "Wir arbeiten dafür, dass Griechenland ein Mitglied der Euro-Zone bleiben kann", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Und wir stehen zu dem Grundsatz, dass europäische Solidarität immer begleitet sein muss von eigenen Reformanstrengungen des betroffenen Landes".

Die Zeit läuft in dem seit Monaten andauernden Streit ab: Das Hilfsprogramm endet am 30. Juni. Eine letzte Möglichkeit für eine Einigung soll nach Angaben von EU-Vertretern die Sitzung der Euro-Finanzminister am 18. Juni in Luxemburg sein.

Tsipras nahm nach seiner Rückkehr aus Brüssel am Donnerstagabend an den Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung des vor zwei Jahren geschlossenen staatlichen Fernsehsenders ERT teil. "So lange die Menschen unsere Bemühungen unterstützen, werden wir unsere gerechten Forderungen weiterverfolgen", sagte der Regierungschef dort. Die mit Sparmaßnahmen begründete Schließung von ERT unter der Vorgängerregierung hatte zu heftigen Protesten in Griechenland geführt. Die 2500 Mitarbeiter des Senders sollen nun wiedereingestellt werden, die jährlichen Kosten von 30 Millionen Euro durch eine Abgabe gedeckt werden, die mit der Stromrechnung eingezogen wird. Auch insgesamt wehrt sich Tsipras gegen soziale Einschnitte, etwa in das Rentensystem.

Reuters