Die Manager beurteilten ihre Geschäftslage und auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate weniger rosig als zuletzt. Im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich die Stimmung nach dem Rekordwert zu Jahresbeginn deutlich ein. Die Industriefirmen beurteilten auch den Auftragsbestand etwas weniger gut: "In der Industrie flacht die Exporteuphorie etwas ab. Das liegt auch am starken Euro", so Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Auch der Koalitionsvertrag rufe keine Jubelstürme hervor: "Die Unternehmen kommen darin ja kaum vor. Man ist etwas ernüchtert."



Dennoch dürfte die Konjunktur laut Ifo-Institut anziehen: "Die Unternehmer waren zwar weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage, dennoch war der Wert der zweithöchste seit 1991", erläuterte Ifo-Chef Fuest. Dies deute auf ein Wirtschaftswachstum im ersten Quartal von 0,7 Prozent hin, nachdem das Bruttoinlandsprodukt Ende 2017 um 0,6 Prozent zugelegt hatte.

"Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll und die Beschäftigungssituation ist äußerst günstig - besser geht es kaum", sagte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Vaduz. Dass das Ifo-Barometer dennoch nachgegeben hat, führt er unter anderem auf die von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Handelshürden und die gestiegenen längerfristigen Finanzierungskosten zurück: "Auch die Börsenturbulenzen werden den ein oder anderen Firmenlenker verunsichert haben."

Volkswirte zum Ifo-Geschäftsklima im Februar



Volkswirte sagen in ersten Reaktionen:

CHRISTIAN LIPS, ANALYST NORDLB:



"Der Ifo-Geschäftsklimaindex konnte im Februar nicht das Rekordniveau aus dem Vormonat halten. Die Laune der befragten Unternehmen hat sich deutlich verschlechtert, vor allem die Erwartungen haben die Unternehmen heruntergeschraubt. Einen einzelnen Monatswert wollen wir noch nicht überbewerten. Der hohe Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie, die unklare politische Lage in Berlin, enger werdende Kapazitäten und der feste Euro drücken aber offenbar zunehmend auf die Stimmung. Ein Wettlauf um Strafzölle zwischen den USA und der EU wäre nun das Letzte, was alle Beteiligten gebrauchen können. Die anhaltend hohe Beurteilung der aktuellen Geschäftslage spricht aber zumindest für einen schwungvollen Start ins Jahr 2018."

RALF UMLAUF, DEVISENANALYST HELABA:



"Der Rückgang des Ifo-Index kommt vor dem Hintergrund der schwächeren ZEW- und Einkaufsmanager-Werte nicht unerwartet, wenngleich das Ergebnis unter den Erwartungen liegt. Auch das französische Geschäftsklima hat nachgegeben. Insgesamt betrachtet erscheint es aber verfrüht, auf eine konjunkturelle Trendwende zu setzen. Zum einen sind die Niveaus der Stimmungsindikatoren bis zuletzt ungewöhnlich hoch gewesen, zum anderen bedarf es dreier Rückgänge des Ifo-Geschäftsklimas in Folge, um eine Trendwende zu signalisieren. Wir sehen uns in der Erwartung eines robusten deutschen BIP-Wachstums bestätigt, rechnen aber nicht mit einer weiteren Beschleunigung der Dynamik."

JÖRG ZEUNER, CHEFVOLKSWIRT KFW BANKENGRUPPE:



"Die Stimmung war zu Jahresbeginn kaum zu übertreffen. Es überrascht daher nicht, dass der Geschäftsklima-Index nun nachlässt. Verunsichert wurden die befragten Manager durch den starken Euro und die ungewohnt volatilen Kapitalmärkte. Realwirtschaftlich gravierende negative Effekte sehe ich dadurch allerdings nicht, zumal die für die Aktienkursrückgänge ursächlichen Inflations- und Zinssorgen primär von positiven Konjunkturnachrichten ausgelöst wurden."

FONDSMANAGER THOMAS ALTMANN, QC PARTNERS:



"Der Geschäftsklima-Index ist ein deutlicher Dämpfer. Offensichtlich beunruhigt die Kombination aus starkem Euro und steigenden Zinsen die Chefetagen extrem stark. Gleichzeitig bleibt die hohe Diskrepanz zwischen Lage- und Erwartungskomponente bestehen. Die Firmenchefs stufen die Zukunftsperspektiven immer noch als OK ein, von einem rosigen Ausblick kann aber keine Rede mehr sein. Es wirkt mehr und mehr so, als ob der aktuelle Aufschwung seinen Höhepunkt gerade erreicht oder bereits überschritten hat."

THOMAS GITZEL, VP BANK:



"Der Rückgang des Geschäftsklima-Index kam mit Ansage. Zu den belastenden Faktoren gehören die von der Trump-Administration vorgeschlagenen Handelsrestriktionen und die gestiegenen längerfristigen Finanzierungskosten. Dies dürfte den ökonomischen Ausblick eingetrübt haben. Auch die Börsenturbulenzen werden den ein oder anderen Firmenlenker verunsichert haben.

Unabhängig von den aktuellen Belastungsfaktoren gilt aber, dass das Wachstum kaum mehr an Dynamik gewinnen kann. Wir sahen in den vergangenen Quartalen bereits bemerkenswerte Wachstumsraten, eine weitere deutliche Beschleunigung ist nicht zu erwarten. Wenn nun also wichtige Konjunkturbarometer nachgeben, ist dies weniger ein Zeichen einer bevorstehenden wirtschaftlichen Schwäche als vielmehr eine Annäherung an die ökonomische Realität. Der Wachstumsausblick für das Jahr 2018 bleibt derweil freundlich. Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll und die Beschäftigungssituation ist äußerst günstig - besser geht es kaum."

rtr