Die Stimmung der deutschen Firmenchefs hat sich im Februar den dritten Monat in Folge verschlechtert. Der Geschäftsklima-Index fiel von 107,3 auf 105,7 Punkte, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 106,7 Zähler gerechnet. Drei Rückgänge in Folge gelten gemeinhin als Signal für eine Konjunkturabkühlung. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:



"Der drastische Rückgang der Geschäftserwartungen ist ein Warnsignal. Vor allem die exportlastige Industrie sieht Gefahren für die Weltwirtschaft und damit für ihre Geschäfte aufziehen. Verstärkt wurden diese Befürchtungen durch die starken Kapitalmarktbewegungen und die Lähmung der europäischen Politik.





Noch ist der Rückgang 'nur' eine Korrektur übertriebener Erwartungen, doch sollte sich diese Entwicklung in diesem Ausmaß fortsetzen, muss man über Prognoserevisionen nachdenken."

ULRICH WORTBERG, HELABA:



"Eine weitere Stimmungsabkühlung hatte sich abgezeichnet, nachdem bereits andere Umfragen enttäuschten. Das Ausmaß des Rückgangs ist negativ zu werten, ebenso die Tatsache, dass die Geschäftserwartungen einen deutlichen Dämpfer erhalten haben. Die Konjunktursorgen dürften zunehmen. Marktteilnehmer werden in ihren Erwartungen tendenziell bestärkt, dass die EZB im März die Geldpolitik weiter lockern wird."

JÖRG ZEUNER, KFW-BANKENGRUPPE:



"Die Firmen sind weiter nervös wegen der globalen Finanzmarktturbulenzen und der zu vielen offenen Themen in Europa. Dennoch wäre mehr Gelassenheit angebracht. Die deutsche Wirtschaft wuchs in allen vier Quartalen 2015 mit erstaunlich stabilen Raten und dürfte dies auch weiterhin tun. Dabei kann sie vor allem auf die Binnennachfrage bauen, wie BIP-Detailzahlen einmal mehr zeigen. Angesichts anhaltender Beschäftigungszuwächse, steigender Realeinkommen und wachsender Staatsausgaben hat dieser Treiber noch lange Kraft."

THOMAS GITZEL, VP BANK:



"Der Ifo-Geschäftsklimaindex fällt nun das dritte Mal in Folge. Der deutliche Rückgang muss in Anbetracht der negativen Nachrichtenflut in den vergangenen Wochen nicht weiter verwundern. Die Börsenturbulenzen und die Furcht vor einem globalen konjunkturellen Abschwung setzten dem sensiblen Unternehmergemüt zu. Zunehmend dürfte aber auch die Angst vor innereuropäischen Grenzschließungen größer werden. Ein Schengen-Ende wäre tatsächlich für die exportstarke deutsche Wirtschaft ein Super-Gau. Noch handelt es sich allerdings um ein Worst-Case-Szenario. Mit Blick auf Details zum deutschen BIP gilt aber, dass die Stimmung derzeit schlechter ist als die Lage."

HOLGER SANDTE, NORDEA:



"Dieser dritte Rückgang in Folge deutet darauf hin, dass der deutschen Wirtschaft eine schwächere Phase bevorsteht. Mit der anhaltenden Flaute in den Schwellenländern und den verschiedenen europäischen Baustellen gibt es derzeit einfach zu vieles, was die Erwartungen der Unternehmen drückt. Stagnation oder Rezession sind aber nicht gleich zu befürchten, eher Mini-Wachstum."

Reuters