"Nachdem, was ich gehört habe ... bin ich sehr skeptisch", sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am Montag im Deutschlandfunk mit Blick auf das am Nachmittag beginnende Treffen mit seinen Amtskollegen in Brüssel. Er warf der neuen griechischen Regierung vor, "ziemlich unverantwortlich" zu handeln und seine Partner zu beschimpfen. Schäuble unterstrich, er strebe keinen Euro-Abschied des Landes an: "Wir wollen das nicht". Aber Athen müsse ein Mindestmaß tun.

Derweil wächst bei den Börsianern das Lager derjenigen, die innerhalb der kommenden zwölf Monate mit einem Euro-Austritt von Griechenland rechnen. 32 Prozent erwarten diesen sogenannten "Grexit", ermittelte die Investmentberatung Sentix. Sie hat rund 1000 private und institutionelle Anleger in mehr als 20 Ländern befragt. Eine Woche zuvor wurde die Wahrscheinlichkeit mit 29,6 Prozent noch etwas geringer beziffert. Der Verhandlungspoker belastet auch den deutschen Aktienmarkt. Der Dax verlor zum Wochenstart 0,3 Prozent.

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"BALL LIEGT BEI DEN GRIECHEN"

Im Tagesverlauf verhandeln die Euro-Finanzminister erneut mit ihrem Kollegen aus Athen über einen Ausweg aus dem Schuldenstreit. Kern des Konflikts ist, dass der neue Regierungschef Alexis Tsipras weite Teile der Reformauflagen, die sein Vorgänger im Gegenzug für die Rettungskredite der Euro-Länder und des IWF akzeptiert hat, wegen zu großer sozialer Härten ablehnt. Zugleich ist er aber auf neue Milliarden angewiesen, weil das Hilfsprogramm Ende Februar endet. Die Gläubiger pochen auf Einhaltung der alten Vereinbarungen. Griechenland steht bei der Euro-Gruppe und beim IWF mit 240 Milliarden Euro in der Kreide. Scheitern die Gespräche, droht eine Staatspleite.

Der französische Finanzminister Michel Sapin sprach sich für einen Kompromiss aus. "Wir müssen einen Weg finden", sagte er dem Fernsehsender "France 2". Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling forderte die griechische Regierung zum Einlenken auf. "Wir haben von Anfang an gesagt, der Ball liegt bei den Griechen", sagte er im ZDF. Noch fehlten ausreichend konkrete Vorschläge der griechischen Seite. "Es fehlen auch noch entsprechende Zahlen." Zum Teil sei auch "die Frage des Stils" ein Problem, sagte Schelling. Dadurch habe das Klima der Gespräche gelitten. Man arbeite daran, "dass diese Vertrauensbasis wiederhergestellt wird". Die bisherigen Vorschläge des griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis seien eher für künftige Programme geeignet. Die neue griechische Regierung sei noch nicht ganz in der Realität angekommen. Sie arbeite eher noch im Wahlkampf.

Die Europäische Zentralbank schließt eine Verlängerung der Notfall-Kredithilfen (ELA) an Griechenland offenbar nicht grundsätzlich aus. EZB-Direktor Peter Praet sagte der portugiesischen Zeitung "Jornal de Negocios" zwar auf die Frage, ob die ELA-Hilfen für die Banken für einige Monate verlängert werden könnten, es handele sich um ein nur vorübergehend einsetzbares Instrument. Er fügte aber hinzu: "Wenn es eine systemische Krise gibt, könnte man bei der Laufzeit Flexibilität benötigen." Aus Furcht vor einem Euro-Aus heben derzeit viele Griechen ihr Geld ab. Um die griechischen Banken bei Kasse zu halten, hat die EZB Notfallhilfen gewährt - vorerst aber nur bis kommenden Mittwoch.

Reuters