Das sieht das Essener RWI-Institut ebenfalls so: Es senkte seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 1,8 (2,4) Prozent und erwartet für 2019 sogar nur noch 1,5 (1,9) Prozent. Zuvor hatten schon das Berliner DIW und das IWH in Halle ihre Erwartungen kräftig nach unten korrigiert.

"Das außenwirtschaftliche Klima ist rauer geworden", erläuterte RWI-Chefökonom Roland Döhrn. "Selbst wenn nur kleine Teile des deutschen Exports von den durch die USA verhängten Zöllen betroffen sind, dürfte das Aufkeimen des Protektionismus negativ auf das Exportklima wirken und Unternehmen vorsichtiger agieren lassen." US-Präsident Donald Trump hat bereits Strafzölle auf Aluminium und Stahl aus den EU-Ländern eingeführt, als nächstes könnten welche auf Autos folgen. Döhrn ergänzte, zudem seien die Firmen verunsichert durch die unklare Zukunft der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU nach dem geplanten Brexit.

"ABWÄRTSRISIKEN HABEN SICH ERHÖHT"



Auch das schwache erste Quartal - in dem sich das Wachstum von Europas größter Volkswirtschaft auf 0,3 Prozent halbierte - stimmt die Institute pessimistischer. "Der deutsche Konjunkturmotor hat ordentlich zu stottern begonnen", sagte Ifo-Experte Wollmershäuser. Dazu hätten zwar Sonderfaktoren wie die Grippewelle mit ungewöhnlich vielen Arbeitsausfällen beigetragen. Aber inzwischen investierten die Unternehmen auch weniger. Zudem drohe die Gefahr einer neuen Euro-Krise. Als Brandherd könne sich vor allem Italien erweisen, wo die neue Regierung trotz hoher Verschuldung mehr Geld ausgeben wolle. "Die Abwärtsrisiken für die deutsche Wirtschaft haben sich deutlich erhöht", fasste Wollmershäuser zusammen. "Sie überwiegen bei weitem."

So dürften die Exporte in diesem Jahr nicht mehr so kräftig zulegen wie im vergangenen, ebenso der private Konsum und die Investitionen. "Gleichwohl glauben wir, dass sich der deutsche Aufschwung fortsetzt, wenn auch nicht in demselben Tempo wie 2017", sagte Wollmershäuser. Die Zahl der Arbeitslosen etwa soll weiter sinken und 2019 mit 2,2 Millionen um rund 300.000 niedriger liegen als 2017. "Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte neue Rekorde erzielen", betonte das Ifo-Institut. 2019 sollen es fast eine Million mehr sein als 2017.

Der Haushaltsüberschuss soll laut Ifo in beiden Prognosejahren bei jeweils rund 38 Milliarden Euro liegen. Der viel kritisierte Überschuss in der Leistungsbilanz dürfte sich 2018 auf 267 Milliarden und 2019 auf 268 Milliarden Euro belaufen, was 7,9 beziehungsweise 7,6 Prozent des BIP entspräche. Die EU-Kommission sieht schon Werte ab sechs Prozent als stabilitätsgefährdend an.

rtr