"Die türkische Wirtschaft dürfte in den kommenden Quartalen angesichts der kräftigen Abwertung der Landeswährung Lira noch mehr Schwung verlieren", sagte Rabobank-Ökonom Piotr Matys voraus. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten für das Gesamtjahr 2018 deshalb nur noch ein Plus von 3,3 Prozent. Damit würde sich das Wachstum mehr als halbieren: 2017 expandierte das lange Zeit boomende Schwellenland noch um 7,4 Prozent.

Die Lira hat seit Jahresbeginn etwa 40 Prozent an Wert zum Dollar verloren. Dadurch werden Importe deutlich teurer. Die Inflationsrate kletterte dadurch im August auf 17,9 Prozent, was die Kaufkraft von Konsumenten drückt und die Kosten von Unternehmen nach oben treibt. Ausgelöst wurde die Währungskrise unter anderem von der Sorge von Investoren über den wachsenden Einfluss von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die Wirtschaft und seine Forderungen nach niedrigeren Zinsen trotz hoher Inflation. Dazu kommt, dass die Türkei mit dem Nato-Partner USA politisch über Kreuz liegt, was sich in gegenseitigen Sanktionen niederschlägt.

Im Frühjahr dämpfte vor allem die Landwirtschaft das Wachstum. Sie schrumpfte um 1,5 Prozent. Die Industrie meldete dagegen ein Plus von 4,3 Prozent, die Baubranche von 0,8 Prozent und die Dienstleister von acht Prozent.