Im Mai lag der Preisauftrieb noch bei 1,8 Prozent. Betrachtet man allerdings die Teuerungsrate ohne schwankungsanfällige Energie- und

Nahrungsmittelpreise, ergibt sich ein anderes Bild: Diese Rate stieg im Juni um einen Tick auf 2,1 Prozent. Dies könnte die Zinsentscheidung der Federal Reserve auf ihrer nächsten Sitzung Ende des Monats "etwas verkomplizieren", wie NordLB-Analyst Bernd Krampen meint. An einer Zinssenkung führe dennoch kein Weg mehr vorbei, so Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein.

Denn Fed-Chef Jerome Powell habe bei seiner Anhörung vor dem Repräsentantenhaus fast schon Fakten geschaffen. Die Fed stehe wegen der mit dem Zollkonflikt und der schwächelnden Weltwirtschaft verbundenen Risiken bereit, "angemessen zu handeln", um nachhaltiges Wachstum zu sichern, erklärte Powell am Mittwoch bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus. An den Börsen wurde dies als deutliches Signal für eine baldige Zinswende interpretiert. Nach vier Erhöhungen im vorigen Jahr liegt der Schlüsselsatz derzeit in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Powell begründete die Bereitschaft zu einer baldigen Zinssenkung auch mit der Gefahr, dass sich die gedämpfte Inflation nicht wie erhofft als vorübergehend erweisen könnte.

Die Fed soll Vollbeschäftigung fördern und für stabile Preise sorgen. Sie achtet besonders auf Preisveränderungen bei persönlichen Verbraucherausgaben, wobei Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert werden. Hier lag die Steigerungsrate zuletzt bei 1,6 Prozent und damit deutlich unter dem Fed-Ziel von 2,0 Prozent. Bei einer Anhörung vor dem Senat hat der Fed-Chef am Nachmittag (MESZ) erneut Gelegenheit, den geldpolitischen Kurs abzustecken.

rtr