Die Astrologie hat in China traditionell eine große Bedeutung. Das Jahr 2017 ist das Jahr des Hahns. Den in diesem Sternzeichen Geborenen wird gemeinhin Genauigkeit und Intuition attestiert - aber auch, dass sie nicht unbedingt mit dem Strom schwimmen. Wird das Jahr im Zeichen des Hahns eine höhere Volatilität für den Renminbi mit sich bringen?

Die Zeiten für den Renminbi sind in jedem Fall schwierig: Die Währung gab in den letzten Monaten aufgrund eines stärkeren US-Dollars drastisch nach. Grund dafür waren die Erwartungen steigender US-Zinsen. Auch die Rally in der ersten Januar-Woche währte nur kurz - bereits nach zwei Tagen wertete der Renminbi noch weiter ab als zuvor. Die Zentralbank muss eine komplexe Situation bewältigen. Die Behörden sind mit einem "7-3"-Dilemma konfrontiert. Sie müssen sicherstellen, dass der Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar nicht unter sieben Renminbi fällt, und gleichzeitig gewährleisten, dass die gesamten Devisenreserven die Marke von drei Billionen US-Dollar nicht unterschreiten. Die Regierung hat zuletzt auf Kapitalkontrollen zurückgegriffen, um der Situation Herr zu werden. Im Unternehmenssektor hat sie ihre Kontrollen der Auslandstransfers in Höhe von über fünf Millionen US-Dollar verstärkt. Zudem wurde der Geldbetrag beschränkt, den Einzelpersonen ins Ausland überweisen können.

Die Renminbi-Talfahrt wird 2017 voraussichtlich anhalten, da der US-Dollar wegen der von US-Präsident Donald Trump in Aussicht gestellten Steueranreize zulegen dürfte. Steigende Zinsen und ein stärkerer US-Dollar wirken sich im Allgemeinen negativ auf Schwellenmarktwährungen aus. Es ist wahrscheinlich, dass die Behörden im Jahresverlauf einen leichten Rückgang des Renminbi ausgleichen werden. Dennoch werden sie ihm von Zeit zu Zeit wie im Januar eine Trendwende ermöglichen, damit Spekulanten nicht meinen, es handele sich um eine risikolose Wette.

Angesichts des weltweit reflationären Umfelds dürften chinesische Zykliker und Substanzwertsektoren, darunter Rohstoffe, Energie sowie Titel aus der Industrie und der Bauwirtschaft profitieren. Bei den "New-Economy"-Sektoren sind zyklische Konsumgüter attraktiv, insbesondere Gaming und Online-Dienste, die Einzelhandel, Tourismus und Sportbekleidungsgeschäfte anbieten. Angesichts des schärferen Tons in der US-Geldpolitik rechnen wir jedoch nicht mit einer positiven Entwicklung der defensiven Sektoren, darunter anleiheähnliche Aktien wie etwa von Telekom- und Versorgungsunternehmen. Wir gehen davon aus, dass die Zinsen nach dem jahrelangen Abwärtstrend weltweit langsam wieder anziehen.

Die kontrollierte Abwertung der eigenen Währung gegenüber einem stärker werdenden US-Dollar sowie das proaktive Verhalten im überhitzten Immobilien- und volatilen Anleihemarkt sind deutliche Anzeichen dafür, dass China wirtschaftliche Stabilität bevorzugt. Wir gehen davon aus, dass die Regierung den L-förmigen Wirtschaftswachstumspfad weiterverfolgt und möglicherweise einen kleinen Rückzieher bei strukturellen Reformen macht, um die soziale Stabilität zu erhalten. Für 2017 rechnen wir somit mit einem eher ruhigen Umfeld für China. Das bedeutet, dass das Land weder ein starker Motor für die Schwellenmärkte sein dürfte noch seine Nachbarländer oder Handelspartner herunterziehen wird.

Mehr Protektionismus in den USA dürfte für China keine große Bedrohung darstellen, da es erneut Handelsblockadestrategien anwenden und seine Vormachtstellung in Asien ausbauen kann. Länder wie Malaysia und die Philippinen sind bereit, mit China zusammenzuarbeiten, um mehr ausländische Direktinvestitionen zu erhalten. In einer Zeit, in der sich die USA auf interne Belange konzentrieren, orientiert sich China mehr nach außen und könnte schneller eine globale Führungsposition erlangen.

Michael Lai ist Investment Director und für GAMs Asien-Fonds zuständig. Er kam 1998 zu GAM, nachdem er als Senior Vice President bei Trust Company of the West (Asia) für die Asien-Portfolios zuständig war. Zuvor war er als Investment Manager bei BZW Investment Management (HK) tätig. Michael Lai besitzt einen MSc (Master of Science) in Ökonometrie der London School of Economics und ist CFA Charterholder.