von Axel Retz

Als ich noch klein war, versorgte mein Vater während des Urlaubs unserer Nachbarn deren recht umfangreiche Kanarienvogelzucht. Zwei Wochen nach der Rückkehr der Nachbarn raffte eine Krankheit die Gefiederten binnen zweier Tage dahin. Wäre das während der Abwesenheit unserer Nachbarn passiert, wäre für die guten Leute klar gewesen, dass mein Vater die Tierchen verhungern und/oder verdursten lassen hätte.

Notenbanker haben ein ganz ähnliches Problem. Einem auf Zins- und Zinseszins aufgebauten Geldsystem wohnt zwangsläufig und unausweichlich ein Selbstzerstörungsmechanismus inne. Und als seine wichtigste Aufgabe dürfte es jeder Notenbankchef betrachten, den Zusammenbruch nicht in seine Amtszeit fallen zu lassen.

Um das Ende des Kettenbriefspiels hinauszuzögern, gilt es, der sich unaufhaltsam erhöhenden Schuldenpyramide mit Zinssenkungen entgegenzuwirken. Und das hat man gemacht. Stand die deutsche Umlaufrendite 1990 noch bei über neun Prozent, wurde sie gestern bei 0,05 Prozent festgestellt. Zehnjährige deutsche Staatsanleihen werfen 0,072 Prozent ab, fünfjährige minus 0,15 und zweijährige minus 0,27 Prozent. Und die Anleger stehen Schlange.



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Ist diese Strategie ausgereizt - und das ist sie, wie Sie sehen - bleibt einer Notenbank nicht mehr viel anderes übrig als mit den sgn. Quantitative Easing zu beginnen, also mit aus dem Nichts geschaffenem Geld selbst am Anleihemarkt aktiv zu werden.

Da allen Beteiligten durchaus bewusst ist, dass das letztendliche Ergebnis dieser Art von Geldpolitik kein gutes sein wird, warnt man irgendwann vor den Folgen des eigenen Tuns. So wie zuletzt die chinesische Notenbank. Oder auch der IWF. Bei der EZB überlässt man die Kritik der deutschen Bundesbank, während FED-Chefin Yellen offen von einer gefährlichen Überhitzung der Börse spricht. Implodiert Kredit- und Aktienblase dann, wird dem entsetzen Publikum mitgeteilt, dass man ja auf die Risiken hingewiesen habe. Anleger sind sicherlich gut beraten, die sich häufenden "Warnungen" der Notenbanken nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn wenn wieder einmal alle durch dieselbe Türe rennen wollen, wird das in Anbetracht der heute bewegten Volumina und der nahezu völligen Dominanz des Computerhandels noch viel ungemütlicher als etwa 1987 oder 2000. Denn leider wurde vergessen, die Türe zu verbeitern.

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Kupfer: Countdown läuft

Kupfer, wegen seiner Funktion als "Konjunkturbarometer" in den USA auch gerne als "Dr. Copper" bezeichnet, hatte ich Ihnen ja bereits kürzlich ans Herz gelegt. Anfang Januar war der Tonnenpreis an der Londoner Metallbörse (LME) auf ein Fünfjahrestief gefallen. Über einen "Morning Star" im Wochen-Candlestickchart wurde dann die Aufwärtswende eingeleitet.



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Und immer noch bewegt sich der Kurs innerhalb seiner charttechnischen "Flagge", also einer Konsolidierungsformation, nach deren Ende die Wiederaufnahme des vorherigen Trends zu erwarten ist. Gestern kratzte der Kupferpreis an der unten Begrenzung dieser Flagge. Wird sie durchbrochen, steht ein neuer Abwärtsschub ins Haus, der nach dem charttechnischen Regelwerk ähnlich stark ausgeprägt sein dürfte wie die Kursbewegung vor Beginn der Flagge - und das bedeutet eine Perspektive von rund 1.000 US$/to. In etwas "schwierigen Zeiten" an den Aktien- und Rentenmärkten stellt das m. E. eine hervorragende Tradingidee dar. Dass sofort nach dem Einstieg (falls es denn dazu kommt) ein Stopp gesetzt werden sollte, versteht sich.

Auf Seite 3: Silber: Nicht aus den Augen lassen



Silber: Nicht aus den Augen lassen

Auf Ihre Beobachtungsliste gehört unbedingt aber auch Silber. Ebenso wie bei Gold hagelte es in den vergangenen Monaten wieder regelecht Kaufempfehlungen. Aber die bevorstehende Explosion der Edelmetallpreise hat mittlerweile schon etwas Patina angesetzt.



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Charttechnisch betrachtet, geht es beim Silber auf Dollarbasis mittlerweile seit über einem halben Jahr seitwärts, wobei der bei recht genau 19 USD/oz. liegende, waagerechte Widerstand bis jetzt nicht einmal getestet wurde. Und seinen Aufwärtsbreak müssen die Haussiers abwarten.

Mit dem neuerlichen Rückfall des Momentums unter die 100er Linie ruft sich jetzt aber auch die bearishe Perspektive wieder in Erinnerung. Aber auch hier heißt es noch, die Füße still zu halten, solange der Preis an der LME nicht unter 15 USD/oz. geschlossen hat. Unterkreuzt Silber diese Auffangmarke, bestehen beste Chancen, den Silberpreis danach im einstelligen Bereich. So oder so dürfte uns Silber in diesem Jahr noch Freude bereiten.

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DAX: Die Auswahl macht’s

Indextradings haben einen ganz entscheidenden Vorteil: Sie sind einfach. Statt sich mit 30, 50, 100 oder noch mehr Aktien herumplagen zu müssen, handelt man mit dem Index gleich den ganzen Korb. Der Nachteil: In Aufwärtsbewegungen bremsen flügellahme Titel die Performance aus, in Abwärtstrends deckeln die festeren Aktien den Gewinn. Ein Gesetz, dass das so sein muss, gibt es nicht. Denn wenn es gelingt, die jeweiligen Kandidaten der Gegenseite mit halbwegs guter Trefferquote zu identifizieren, dann stellt das die Performance auf eine erheblich solidere Grundlage. Wie etwa hier:



Quelle: www.private-profits.de

Diese Tabelle habe ich der gestrigen Ausgabe von "private profits" entnommen. Und was die Trefferquote betrifft, lässt sich wahrlich nicht meckern. Vor allem aber werden Sie rechtzeitig informiert, wenn die Richtungswechsel nach unten zunehmen.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .