Die skandinavischen Volkswirtschaften stehen finanziell deutlich gesünder da als der Rest Europas. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist Schweden gerade einmal mit rund 40 Prozent verschuldet. Zum Vergleich: Der vermeintliche europäische Musterschüler Deutschland steht mit rund 65 Prozent in der Kreide. Auch Dänemark und Finnland liegen mit ihrer Staatsverschuldung unter dem europäischen Durchschnitt. Und die Norweger erzielen sogar hohe Überschüsse, die im Ölfonds angelegt werden. Der größte Staatsfonds der Welt verfügt über ein Volumen pro Einwohner von weit mehr als 100 000 Euro.

Durch ihre gute finanzielle Ausstattung haben diese Länder eine größere Flexibilität, die Wirtschaft zu stimulieren. Speziell Norwegen und Schweden werden in den kommenden Jahren ihre Infrastrukturinvestitionen hochfahren, um die Länder zukunftssicher zu machen. Größere Projekte wird es etwa im Verkehr geben - insbesondere im umweltfreundlichen Eisenbahnbereich. Bereits jetzt erfreuen sich die skandinavischen Volkswirtschaften ansehnlicher Wachstumsraten. Nach der Prognose des Internationalen Währungsfonds wird Norwegen sein BIP in diesem Jahr um 2,1 Prozent steigern. Andere Schätzungen liegen noch etwas höher. Die schwedische Wirtschaft expandiert in diesem Jahr voraussichtlich um 2,6 Prozent. Dänemark und Finnland befinden sich ebenfalls auf Wachstumskurs.

Da die Heimatmärkte zu klein sind, um dort Geschäfte im großen Stil zu machen, sind skandinavische Firmen gezwungen, international zu agieren und konkurrenzfähig zu sein. Und das sind sie. Unter den zehn wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt finden sich drei aus Skandinavien. In der Kategorie der "qualifiziertesten Arbeitskräfte" des World Competitive Index belegt Finnland in diesem Jahr sogar den Spitzenplatz.

Auch in Innovationsrankings liegen die skandinavischen Firmen immer weit vorn, besonders bei Technologie, Medizintechnik oder modernen Verpackungen. Bei Fischfarmen stammen die meisten großen Firmen aus Norwegen. Gleichzeitig gibt es in den nordeuropäischen Ländern eine ausgeprägte Börsenkultur. Die Norweger- und die Schwedenkrone sind frei handelbar. Gerade in einem Umfeld, in dem der Euro eventuell wieder etwas mehr infrage gestellt wird, ist es sinnvoll, diese als Währungsbeimischung zu besitzen. Zwar notierte die schwedische Krone in den vergangenen zwölf Monaten schwächer, hauptsächlich wegen der niedrigen Zinsen und der Ungewissheit vor der Wahl in Schweden. Die Norwegerkrone entwickelte sich dagegen auf Sicht eines Jahres unter dem Strich weitgehend seitwärts. Da sie langfristig mit dem Ölpreis korreliert, besteht Nachholbedarf nach oben. Die Sorte Brent Crude hat sich seit Anfang 2016 bis heute von weniger als 28 auf mehr als 70 Dollar verteuert.

Obwohl die skandinavischen Volkswirtschaften relativ klein sind, gibt es eine große Auswahl auch an kleineren und mittelgroßen Aktiengesellschaften, die weltweit agieren. Für Aktionäre eröffnet dies die Möglichkeit, sich schon in einem frühen Stadium an vielversprechenden Firmen zu beteiligen. Da diese aussichtsreichen Investments hierzulande meistens wenig bekannt sind, bieten sich für Anleger Fondslösungen an. Der FRAM Skandinavien Fonds etwa fokussiert sich auf kleinere und mittelgroße Unternehmen. Themen im Fonds sind unter anderem umweltfreundliche Alternativen zu Plastikverpackungen sowie das Recycling von Verpackungen. Hier hat er zum Beispiel Tomra und Rottneros im Portfolio. Von den geplanten Infrastruktur-investments profitiert er mit dem Schienenbauer NRC. Im Medtechsektor ist der Fonds bei Össur investiert. Das Unternehmen dominiert gemeinsam mit der deutschen Firma Otto Bock, die nicht börsennotiert ist, den Markt für Beinprothesen. Für Anleger wäre es schade, sich solche Investmentchancen aus dem Norden Europas durch die Hände gehen zu lassen.

Zur Person: Michael Gollits verantwortet als Vorstand das Geschäft der Vermögensverwaltung von der Heydt & Co. Seine Karriere startete er bei F & C Management in London. 1996 wechselte er zur Bethmann Bank und war dort für das Kapitalmarktresearch, das individuelle Vermögensmanagement und die hauseigenen Fonds verantwortlich. Von 2005 bis 2013 gestaltete er unter anderem den Aufbau einer Privatbank in München.