Das Anlagethema Wasser ist schnell skizziert: Ein relativ statisches Angebot trifft auf steigende Nachfrage nach Trinkwasser. Dass Metropolen wie Kapstadt nach wie vor nicht imstande sind, selbst in moderaten Trockenperioden ein ausreichendes Wasserangebot sicherzustellen, zeigt die Bedeutung des Problems und die unzureichenden Investitionen in die Infrastruktur zur Wasserversorgung. Warum wurde aber trotz jahrzehntelanger Warnungen nicht genügend investiert? Das Risiko tatsächlicher Wasserknappheit baut sich nur langsam auf. Die Nachfrage nach Wasser steigt aus strukturellen Gründen wie zum Beispiel der Urbanisierung und dem Bevölkerungswachstum in wasserarmen Regionen, der steigenden Wasserintensität industrieller Prozesse, dem Bedarf der Landwirtschaft und verändertem Verbraucherverhalten. Diese Faktoren wirken für sich genommen unauffällig, summieren sich aber zu einem ausgeprägten Trend, der gravierende Folgen für Agrarwirtschaft, Industrieproduktion und den Alltag privater Haushalte hat.

Eine Verbesserung der Wasserinfrastruktur ist kostspielig und erfordert einen langen Atem. Vor dem Hintergrund knapper Kassen fürchten Politiker um ihre Popularität, wenn sie für Bau und Überholung von Wasseraufbereitungs- oder Kläranlagen die Gebühren erhöhen müssen. Das Problem mangelhafter Investitionen in die Infrastruktur zur Wasserversorgung ist somit nicht neu, aber nach wie vor ungelöst und verschärft sich weiter. Wasser ist im Gegensatz zu anderen Rohstoffen selbst kein handelbarer Vermögensgegenstand. Es stellt einen Rohstoff mit hohem sozialem Wert da, der gegenüber Umweltfaktoren extrem sensibel ist. Die Vereinten Nationen haben im Rahmen ihrer Ziele zur nachhaltigen Entwicklung einen Fokus auf den Schutz und den Zugang zu Wasserressourcen gelegt. Um die entsprechenden Ziele zu erreichen, sind erhebliche Verbesserungen an der Infrastruktur und technologische Innovationen erforderlich.

Während Regen "kostenlos" ist, trifft das für Trinkwasser aus dem Hahn nicht zu. Die Versorgung einer Stadt oder einer Region mit Wasser erfordert erhebliche Investitionen von der Quelle bis zum Abnehmer - genau hier entsteht der Mehrwert für Investoren. Nur wenige Länder haben ein Niveau erreicht, auf dem sauberes Trinkwasser regelmäßig verfügbar und Abwasser von der Frischwasserversorgung getrennt ist. Vor allem in den Schwellenländern besteht noch Investitionsbedarf.

Wassersammelbecken, Pumpstationen, Filter und die Aufbereitung von Abwasser sind nur einige Beispiele für die Anlagen, die zum Betrieb eines komplexen Systems der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung erforderlich sind. Einrichtungen zur Verringerung von Wasserverlusten und zur weiteren Verbesserung der Qualität gewährleisten, dass sauberes Wasser zuverlässig und zu bezahlbaren Preisen verfügbar ist. Unternehmen, die solche Technologien anbieten, sollten mit anhaltender Nachfrage rechnen und zugleich einen positiven Effekt auf das Leben von Milliarden von Menschen ausüben.

Das strukturelle Ungleichgewicht zwischen Wasserangebot und -nachfrage besteht fort, weshalb dies ein attraktives defensives Anlagethema mit sehr guten Wachstumsaussichten ist. Die soziale Bedeutung von Wasser schützt es vor politischer Instrumentalisierung und stellt regulatorische Unterstützung für anhaltende Investitionen sicher. Gleichzeitig ist der allgemeine Konjunkturzyklus für wasserbezogene Anlagen weniger wichtig.

Das Anlagethema Wasser erschließt sich am besten durch den Aufbau eines aktiv gemanagten Portfolios aus Unternehmen, die besonders stark gegenüber solchen Bereichen des Wassersektors exponiert sind, die am wenigsten anfällig sind für konjunkturelle oder politische Einflüsse. Relativ enge Märkte und die Technologieführerschaft großer Anbieter sorgen für eine größere Preissetzungsfähigkeit und tendenziell stabile Gewinne.

Andreas Fruschki, CFA, leitet das europäische Aktienresearch und ist leitender Portfoliomanager für thematische Aktienstrategien bei Allianz Global Investors. Neben zwei juristischen Staatsexamen verfügt Fruschki über einen MBA in Investment Management der Universität Sydney. Allianz Global Investors (AGI), eine Tochter der Allianz SE, verwaltet mehr als 510 Milliarden US-Dollar für private und institutionelle Investoren.